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OBAMA VOLLER SCHÖNER WORTE, ABER OHNE ANTWORTEN.
Na, da habe ich noch rechtzeitig die Reißleine gezogen: Am vergangenen Freitag sah die hohe Volatilität an den Märkten noch so aus, als wäre das die letzte Bereinigung vor dem segensbringenden neuen US-Präsidenten Obama. Doch bereits am Wochenende stellte sich die Situation anders dar: Die Probleme wuchsen und wer Antworten von Obama erwartete, der wurde enttäuscht. Also schickte ich am Montag ein Update heraus, in dem ich eben nicht den am Freitag noch versprochenen Call auf den Dow Jones empfahl, sondern zur Vorsicht riet. Und ich sollte Recht bekommen: Die Indizes sind in der abgelaufenen Woche erneut auf Tauchstation gegangen. Schauen Sie sich die Wochenperformance selbst an: INDIZES (22/01/2009) Dow Jones: 8,122 | -1.1% DAX: 4,219 | -2.7% Nikkei: 7,745 | -3.5% Euro/US-Dollar: 1.281 | -3.5% Euro/Yen: 113.08 | -6.0% 10-Jahre-US-Anleihe: 2.59% | 0.4 Umlaufrendite Dt: 2.94% | 0.1 Feinunze Gold USD: $872.10 | 5.8% Fass Crude Öl USD: $43.28 | 22.3% Baltic Dry Shipping I: 945 | 7.3% Am Dienstag wurde Obama zum 44. Präsidenten der USA ernannt. Bush ist somit Vergangenheit und Obama kann nun seine vollmundigen Wahlversprechen wahr machen. Doch statt seine Präsidentschaftsrede dazu zu nutzen, umgehend die versprochenen Aktionen zu konkretisieren, hielt er eine intellektuell anspruchsvolle und rhetorisch schöne Rede über harte Einschnitte, über die Qualitäten der Amerikaner und darüber, dass alle zusammen rücken müssen. Aber das tun die Amerikaner schon seit Jahrzehnten und dennoch droht die schlimmste Rezession seit 1930. Leider lieferte Obama keine Erklärung dafür, warum seiner Ansicht nach die Finanzmärkte kollabieren. Obama wurde gewählt, weil er Antworten liefern soll. Das amerikanische Volk ist das Grinsen Bushs leid, es glaubt nicht mehr, dass die freien Märkte schon eine Lösung für die Probleme finden werden. Das amerikanische Volk hat sich einen demokratischen Präsidenten gewählt und steht nun mit einer historischen Geschlossenheit von 86%! hinter ihm, um seine Antworten, seine Meinungen zu hören und umzusetzen. Obama braucht nun nicht mehr schönrednerisch von hohem moralischem Anspruch zu sprechen, er braucht nicht mehr von der „Zeit der Verantwortung" reden, von „dem kollektiven Versagen, harte Entscheidungen zu treffen, um das Land für die Zukunft auszurichten", er soll sagen, welche Entscheidungen getroffen werden sollen. Er muss sagen, wie er es mit seiner Moral vereinen kann, Immobilienkredite zu stützen und Finanzinstitute zu verstaatlichen. Doch stattdessen verlor er sich in allgemeinen Floskeln, teilweise von Keynes übernommen und predigte akademische Weisheiten ohne konkrete Handlungsanleitungen. Obama sagte „Unsere Arbeiter sind heute nicht weniger produktiv als bevor die Krise begann. Unsere Köpfe sind nicht weniger innovativ, unsere Produkte und Dienstleistungen werden heute nicht weniger gebraucht als letzte Woche, letzten Monat, letztes Jahr. Unser Potential besteht unvermindert. Aber unsere Zeit der Untätigkeit, des Verteidigens engstirniger Interessen und des Umgehens unbequemer Entscheidungen – diese Zeit ist vorbei." Ich muss zugeben, das hört sich echt schön an und für eine Eröffnungsrede ist vielleicht ein solch allgemeiner Tonfall angebracht. Doch Obama hat versprochen, schnell zu agieren und er hat die Wirtschaftskrise ganz oben auf seine Agenda gestellt. Doch außer der eindringlichen Willenserklärung, alles besser zu machen, habe ich noch nichts von ihm gehört. Die Märkte offensichtlich auch nicht. Und somit ist der Ausverkauf an den Märkten in meinen Augen das Zeichen dafür, dass man langsam realisiert, dass Obama keine Antworten auf die Probleme hat. Es wird wohl doch noch einige Monate dauern, bis die „richtigen harten Einschnitte" erfolgen und bis dahin bleiben die Märkte, die Unternehmen, der Finanzsektor der Willkür des neuen steuerhinterziehenden Finanzministers Tim Geithner überlassen. Okay, bevor Sie denken, ich sei vom Glauben abgefallen, hier ein Einschub: Ich bin heilfroh, dass Obama der neue US-Präsident ist und ich traue es ihm mehr als jedem anderen zu, die drückenden Probleme unserer Zeit anzugehen und Lösungen zu finden. Aber am Dienstag brach der Dow Jones um 4% ein, heute sieht es nach einem erneuten Blutbad aus und da muss ich Gründe suchen. Und dabei decke ich eben auf, was bei Obama noch nicht so rund läuft, wie ich es mir wünschen würde. FINANZMINISTER GEITHNER IST DIE FALSCHE WAHL Timothy Geithner war Präsident der New York Fed, der mächtigsten Zentralbank der USA. Neben dem ehemaligen Finanzminister Hank Paulson sowie dem Notenbankchef Ben Bernanke war Geithner damit bereits der drittwichtigste Mann der Finanzwelt. Er war bei jeder Entscheidung, die in den vergangenen zwei Jahren von der Bush-Administration getroffen wurde, im Raum und unmittelbar beteiligt. Ich sollte vielleicht besser sagen: Er war bei jeder FALSCHEN Entscheidung beteiligt. Denn bislang konnte die Krise nicht bekämpft werden. Doch er ist jung und er kann gut reden. Komischerweise ist er darüber hinaus unglaublich beliebt in der amerikanischen Finanzbranche. Und aufgrund seiner Beliebtheit stand er bislang noch nie in der Schusslinie, wenn die falschen Entscheidungen kritisiert wurden. So ist er genau der richtige Kandidat für Obama, leider. Ich hatte kurz die Hoffnung, dass er in letzter Minute noch vom Thron gestoßen werden könnte, denn man entdeckte, dass er mehrere tausend US-Dollar Steuerhinterziehung begangen hatte. Er hatte Hausangestellte schwarz bezahlt und deren Beschäftigung nicht an die Finanzbehörde gemeldet. Mit diesem Vorwurf konfrontiert gab er den Fehler zu, schob ihn auf die unglaubliche Komplexität der Steuererklärung und zahlte die Steuerschuld umgehend. Damit ließ sich die Öffentlichkeit nun abspeisen. Doch sagen Sie mir: Wer von Ihnen ist sich nicht darüber bewusst, dass er das Steuersystem hintergeht, wenn er dem Gärtner, der Putzfrau oder dem Fensterputzer 100 Euro ohne Rechnung in die Hand drückt? Und so jemand ist nun US-Finanzminister. Ich hätte Obamas Rede als hervorragend bezeichnet, wenn er einen kleinen Nebensatz gebracht hätte: „... und deswegen wird mein Team, mein Finanzminister, mein wer auch immer direkt nach seiner Ernennung eine detaillierte Darstellung über unsere Vorgehensweise bei insolventen Banken, bei Zwangsversteigerungen und bei Börsenmanipulationen veröffentlichen." Doch dieser Satz fehlte leider, und der Grund ist vermutlich der, den Geithner bei seiner Verhörung vor dem Senat angab: Er sucht noch nach der richtigen Vorgehensweise. Also: Obama hat sich jemanden zum Finanzminister gewählt, der bei all den widersprüchlichen und teilweise verheerenden (Lehman) Entscheidungen beteiligt war, der zudem noch Steuerhinterziehung betreibt und der darüber hinaus auch keine Ahnung hat, was man falsch gemacht hatte und wie man es besser machen könnte. Das ist nicht gerade das, was ich unter „instant action", also schnellen Handlungen verstehe. Geithner ist der falsche Mann! MEIN LÖSUNGSVORSCHLAG FÜR OBAMA: BAD BANK & TAX CUT Auch auf die Gefahr hin, dass ich mich wiederhole, denn seit anderthalb Jahren vertrete ich nunmehr diesen Ansatz, aber vielleicht ist es mal wieder sinnvoll, sich an die Ursachen der Krise zu erinnern. DIE URSACHE: Immobilien! Das US-System funktionierte in den vergangenen Jahren auf wachsenden Immobilienpreisen. Als diese zu fallen begannen, brach das System zusammen. Mein Vorschlag: Stützt die Immobilienpreise. Der effizienteste Weg wäre ein tax cut, eine Steuerkürzung speziell für die Finanzierung von Immobilien. Soll doch jedem, der eine Immobilienfinanzierung am Laufen hat, ein Steuergeschenk in Höhe von 25.000 gegeben werden. Das ist in etwa der Betrag, den die US-Durchschnittsimmobilie in den vergangenen zwei Jahren an Wert verloren hat. Dieses Steuergeschenk würde direkt in den Taschen der Häuslebauer landen und das sind diejenigen, die derzeit am meisten leiden. Es würde all diejenigen, die derzeit ihre Häuser zwangsversteigern lassen, die notwendige Liquidität geben, um die Zwangsversteigerung zu vermeiden und damit würde der Immobilienpreisverfall, der durch die vielen Zwangsversteigerungen verschärft wird, gestoppt werden. Beschränkt man diese Steuerkürzung auf die Immobilien, die in den vergangenen vier Jahren gekauft wurden, so ist der Aufwand für dieses Programm durchaus überschaubar: Kalkulationen gehen von einem Aufwand von rund 100 Mrd. USD aus. Das ist ein lächerlich kleiner Betrag gegen die 3 Billionen USD, die bereits in den Finanzsektor geschüttet wurden. DIE FOLGE: Zusammenbruch des Derivatemarktes. Solange die US-Immobilien an Wert verlieren, kann sich der Derivatemarkt nicht fangen. Solange die US-Immobilien an Wert verlieren ist auch dem dümmsten Anleger klar, dass er mit US-Immobilienderivaten Verluste einfahren wird. Also bleiben diese Derivate illiquide, man wird sie nicht los. Ein Vorschlag, der immer häufiger diskutiert wird, ist die „Bad Bank", die „Schlechte Bank". Gemeint ist damit eine staatliche Bank, die alle Derivate, egal ob Immobilienderivate MBSs oder Kreditspreads CDOs oder was auch immer, aufkauft. In den USA geht man davon aus, dass das Volumen noch bei rund 3 Billionen USD liegen könnte. Doch diese 3 Billionen USD sind dann nicht weg, sondern die staatliche „Schlechte Bank" hat dann alle Zeit der Welt, um die Ratenzahlungen der Häuslebauer zu kassieren. Und gepaart mit der oben genannten Steuerkürzung würde die Zwangsversteigerungsquote drastisch fallen und der Löwenanteil, wenn nicht sogar alle diese Papiere würden zurück gezahlt werden. Das Problem der Banken mit diesen Papiere ist ja schon lange nicht mehr das Misstrauen dem Kreditnehmer gegenüber. Das Problem ist, dass die im Bestand befindlichen Derivate als Vermögensgegenstand in der Bilanz Eingang finden. Und die Vermögensgegenstände fließen wiederum ein in die Berechnung der Eigenkapitalquote. Und je niedriger die Bewertung der Derivate ausfällt, um so niedriger ist dann die Eigenkapitalquote. Schlimmstenfalls fällt die Eigenkapitalquote unter 10% und damit unter das von der Notenbank gesetzte Mindestniveau für Banken. Und dann droht die sofortige Insolvenz, egal ob die Immobilienkredite in der Zukunft zu 80% oder zu 100% zurück gezahlt werden. Die Banken können nicht warten, der Staat kann! Das Problem für die Bad Bank Lösung ist die Preisfindung für diese Derivate. Nun, da muss der Staat eben einen Preis setzen, den er als fair für die Situation ansieht. Es gibt inzwischen Tausende von Bankern, die keinen Job mehr haben. Die könnte man für eine komplexe Preisfindung einsetzen. Oder sollen die arbeitslosen Banker von Citigroup, von Lehman Brothers, von Bank of America, etc. ihre Anzüge ablegen und in den Straßenbau, den Brückenbau und Tiefbau zum Verlegen der Internetkabel gehen? Es würde ihnen recht geschehen, aber ich kann mir das dennoch nicht vorstellen. Die Banken würden nach einem solchen Verkauf ihrer „schlechten Derivate" eine saubere Bilanz haben und könnten ihrer Aufgabe, dem Verleihen von Geld, nachkommen. Natürlich könnte man diesen Schritt mit hohen Auflagen verknüpfen: Vorschriften über maximale Managementgehälter, Mindestkreditvergabevorschriften, Meldepflicht von Derivategeschäften, etc. Dinge, die dafür sorgen, dass sich die Banken wieder ihrer gesellschaftlichen Verpflichtung bewusst werden. STEINBRÜCK SIND DIE HÄNDE GEBUNDEN Auch in Deutschland wird der Ruf nach einer Bad Bank immer lauter. Doch Steinbrück hat dieses Konzept als zu teuer abgelehnt. In Deutschland würde man mit einem Volumen von 250 Mrd. Euro rechnen, das eine solche Bank in den eigenen Bestand kaufen müsste. Noch hat Steinbrück Recht mit seiner Meinung, denn solange die US-Immobilienpreise fallen, wäre eine solche Bad Bank ein Fass ohne Boden. Doch sobald die US-Immobilienpreise sich stabilisieren, wird diese Lösung in meinen Augen zum Königsweg. Die Alternative ist die vollständige Verstaatlichung des Finanzsektors. Wir befinden uns auf dem besten Wege dorthin, wie ich letzten Freitag ausführte. Es gibt keine Bank in Deutschland mehr, an der nicht unser Staat beteiligt wäre. Und dass Staatsbanken besser sind als Privatbanken haben bereits die IKB, die KfW, die Bayern LB, die Sachsen LB, die West LB, etc. eindrucksvoll widerlegt. Wir können Hunderte von Milliarden in Konjunkturprogramme stecken, die wirkungslos verpuffen, die von den Verlusten der Derivatemärkte aufgesogen werden, solange der Immobilienmarkt nicht funktioniert. Diese Konjunkturprogramme lindern die Schmerzen, lösen die Probleme aber nicht. Tim Geithner kommt aus der Finanzbranche und sucht natürlich genau dort nach der Lösung für die Probleme. Steuerkürzungen werden derzeit kaum noch als Alternative gesehen, weil Bushs Steuergeschenk vom vergangenen Frühjahr wirkungslos verpuffte (ich hatte mich damals schon hinreichend darüber aufgeregt). Doch auf die Idee, eines gezielten Steuergeschenks für Immobilienfinanzierer kommt niemand, denn das wäre ja allen anderen gegenüber ungerecht. Doch ich würde meinen, dass die Allgemeinheit diese Ungerechtigkeit hinnehmen würde, wenn das Wirtschaftssystem damit geheilt werden kann. Und hier kommen wir wieder zurück zu Obama: Von ihm erwarte ich, dass er irgendwann die Verantwortung auf sich nimmt und die Bevölkerung davon überzeugt, dass diese moralische Ungerechtigkeit, die Immobilienfinanzierer zu bevorteilen, zum Wohl der Allgemeinheit in Kauf genommen werden muss. Das ist es, was Obama als Führungsperson nun leisten muss und ich bin mir sicher, dass ihm die amerikanische Bevölkerung folgen würde. Ich wünsche Obama, dass er dies erkennt, solange seine Popularität groß genug für diesen Schritt ist. SENTIMENTDATEN ANALYSTEN: Empfehlungen (Anzahl Empfehlungen): Kaufen / Verkaufen 9.-16. Jan (229): 48% / 52% 17.-22. Jan (192): 50% / 50% ANALYSTEN KAUFEMPFEHLUNGEN Bayer SES S.A. ANALYSTEN VERKAUFEMPFEHLUNGEN Tomtom BASF PRIVATANLEGER KAUFEMPFEHLUNGEN: Royal Bank of Scotland PRIVATANLEGER VERKAUFEMPFEHLUNGEN: Ebay Citigroup Bullen / Bären Index Aktuell 52% Bullen (Minus 11% im Vergleich zur Vorwoche!) Bisheriges Tief war Ende November bei 35% Bullen Die Sentiment-Daten wurden in Zusammenarbeit mit Sharewise erstellt: http://www.sharewise.com?heibel In der abgelaufenen Woche hat sich das Stimmungsbild (Sentiment) wieder deutlich eingetrübt. Die Bullen befinden sich auf dem Rückzug, gleichzeitig brechen die Märkte ein. Es ist selten, dass weniger als 50% bullish gestimmt sind, aber ich denke, dass wir diese Marke nächste Woche unterschreiten werden. Noch ist das Sentiment nicht in extrem negativem Territorium, also kann es noch ein paar Tage dauern, bis der Ausverkauf endet. APPLE AUF KURS Ich habe letzte Woche über die Krankmeldung von Steve Jobs geschrieben. Vorgestern nun hat das Unternehmen sein Quartalsergebnis veröffentlicht. Das Ergebnis ist, wie immer, gut. Die Ängste der Anleger über eine fehlende Innovationskraft des Unternehmens ohne Steve Jobs wurden weitgehend zerstreut und der Kurs ist kräftig angesprungen. Wenngleich Steve Jobs seine Hände bei den wichtigsten Entscheidungen im Spiel hatte, so fühlt sich das Unternehmen gut aufgestellt, in der nächsten Zeit weitere Innovationen und perfekte Produkte zu schaffen. Im Weihnachtsgeschäft hat Apple besser abgeschnitten als alle Wettbewerber. Doch für mich bleibt ein fader Nachgeschmack: Das Unternehmen sitzt auf zuviel Bargeld und ich fürchte, es könnte eine Entwicklung folgen, die der von Microsoft gleicht: Wohin mit dem vielen Geld? Und das würde dazu führen, dass die erzielte Marktposition zwar für gute Umsätze sorgen wird, aber das ist schon im Aktienkurs enthalten. Wirklich Neues könnte auf sich warten lassen. MICROSOFT STREICHT 5.000 STELLEN Vor fünf Jahren habe ich bei Microsoft eine ähnlich große Barposition gesehen. Auch damals befanden wir uns in einer Krise und man dachte, das Bargeld sei ein Segen. Doch für Microsoft war es mehr ein Fluch, denn das Unternehmen hatte keine Möglichkeit, das viele Geld auszugeben. Alle verwandten Bereiche fielen unter das Kartellrecht und so waren dem Unternehmen die Hände gebunden. Letztlich wurde das Geld in einer Superdividende ausgeschüttet. Aber etwas Neues ist daraus nicht entstanden. Und heute hat Microsoft sein Quartalsergebnis veröffentlicht. Vista erfüllt nicht die Erwartungen und die Kosten ufern aus. Es werden 5.000 Angestellte entlassen, um Kosten zu sparen. Na, da können Sie nun Ihre Uhr nach stellen, wie lange es noch dauern wird, bis Microsoft ähnlich heftige Auseinandersetzungen mit den Gewerkschaften hat, wie derzeit die Automobilindustrie. GOOGLE WÄCHST, JEDOCH LANGSAMER ALS ZUVOR Google ist nach wie vor ein Gewinner in der Wirtschaft. Die Werbeindustrie verzeichnete im vierten Quartal 2008 einen Umsatzrückgang von 20%, Google hingegen konnte seinen Werbeumsatz (AdWords) um 5% steigern. Damit wird offensichtlich, dass Werbekunden ihre Aufträge bei ihren alten Vertragspartnern kündigen und nunmehr bei Google versuchen, die Mittel effizienter einzusetzen. Ich halte das für hervorragend. Mag sein, dass Google seinen Umsatz nun nicht mehr jährlich verdoppeln kann, aber das Unternehmen baut die eigene Marktführung aus und wird, wenn die Krise einmal vorbei ist, explodieren. THAIN GEFEUERT John Thain kennen wir schon seit einigen Jahren: Zunächst hat er uns mit der NYSE Euronext hinters Licht geführt, danach hat er mit Merrill Lynch die Bank of America hinters Licht geführt, nun wollte er die Bank of America direkt schädigen – doch CEO Lewis hat ihm nun ein Ende gesetzt und feuerte ihn. Ja, auch ich bin auf ihn herein gefallen: John Thain hatte als CEO von NYSE Euronext von einer globalen Börse geträumt und scheiterte jedoch bereits an den kulturellen Unterschieden zwischen den Amerikanern (NYSE) und Franzosen (Euronext). Mir ist das erst viel zu spät bewusst geworden, sonst hätte ich diesem Mann nicht geglaubt. Anschließend wurde er CEO von Merrill Lynch und statt die Situation des Brokers aufzudecken, führte er die Bank of America hinters Licht und verkaufte sich zu einem viel zu hohen Preis. Er erhielt im Gegenzug als Dankeschön ein schönes Büro bei der Bank of America, das er sich umgehend luxuriös einrichtete. Er kaufte beispielsweise eine Kommode für 36.000 USD, insgesamt verpulverte er für sein Zimmer über eine Million US-Dollar. Für Krisenzeiten nicht schlecht, oder? Nun, inzwischen sind die faulen Derivate der Bank of America zum Verhängnis geworden. Derivate, die Thain hätte kennen müssen. Und hätte Thain diese Derivate aufgedeckt, so hätte die Bank of America einem Kauf niemals zugestimmt. Merrill Lynch wäre verstaatlicht worden. Ich kann also verstehen, dass CEO Lewis sauer auf Thain ist. Doch als er nun die Rechnung für das Büro von Thain vorgelegt bekam, ist ihm der Kragen geplatzt und er schickte Thain nach Hause. Richtig so! Der Mann kann künftig niemanden mehr hinters Licht führen. Diese Woche erreichten mich mehrere Anfragen zum Ölpreis. Wird er weiter fallen, weil die Wirtschaftskrise gerade erst beginnt? Oder ist es schon an der Zeit, auf eine Erholung des Ölpreises zu setzen? | ||
Für Inhalt und Rechtmäßigkeit dieses Beitrags trägt der Verfasser Stephan Heibel die alleinige Verantwortung. (s. Haftungshinweis) | ||
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