Alt 22.08.11, 16:34
Standard Börsen im Panik-Modus: wann sind wir alle Pleite?
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„Wollt ihr den totalen Crash?“ Wann sind wir alle Pleite? Während es beim Lehman-Crash um eine globale Bankenrettung durch den Staat ging, geht es jetzt um die Rettung vieler Staaten durch die Banken, womit bei „Banken“ auch die Notenbanken als letzter Rettungsanker eingeschlossen sind. Wenn Banken nicht großvolumig Staatsanleihen aufkaufen, klappt die Refinanzierung von Staatsanleihen weltweit nicht mehr und Staaten gehen Bankrott. Das ist eine teuflische Symbiose mit eingebauter Dominodynamik, denn wenn Staaten Pleite gehen, werden auch Banken Pleite gehen – ein Teufelskreis.

Es bedarf einer grundlegenden Bankenstrukturreform durch die G20, wo alle an einem Strang ziehen. Banken können immer noch zwischen Bankenbuch und Handelsbuch unterscheiden, was zu erheblichen Bewertungsspielräumen, aber auch zur Intransparenz führt. Es muss also neben staatlich auferlegten Mindestkapitalerfordernissen auch mehr Transparenz und faire Bewertungen im „Handelsbuch“ geben, sonst können solche systemimmanenten Systemrisiken immer wieder passieren. Wenn Banken wie bei der Bank of America einen Marktwert von 75 Mrd. USD bei einer Bilanzsumme von 2,2 Billionen USD haben, dann stimmt was nicht im „System“. Die Bank of America ist damit immer noch die fünftgrößte Bank der Welt und sehr bedeutsam für Amerika, ebenso wie die Citibank, die allerdings schon einen Großteil der Schadensersatzklagen hinter sich hat.. Das Schlimme ist: Die größten Banken im Land sind auch die größten Käufer von Staatsanleihen, neben Versicherungen und Pensionskassen.

Hinzu kommt die unübersichtlich nach oben gehebelte Welt der Derivate. Auch hier fordere ich schon lange mehr Transparenz und Aufklärung und sei es nur durch eine staatliche Institution, die den Durchblick hat. Hier müssen aber Experten aus der Wertpapierpraxis und ran und keine Bürokraten, schon gar nicht Politiker, die nicht vom Fach sind und die Märkte gar nicht verstehen.

Es gibt aber einen zweiten Brennpunkt, der jetzt mehr denn je im Mittelpunkt steht: Politiker müssen sich nun endlich Gedanken machen, wie sie die selbst verschuldeten eigenen Verschuldungspyramiden auflösen. Dies wird noch ein schmerzlicher Prozess werden, denn bei einem Schuldenschnitt und einer Währungsreform gibt es nur Verlierer. Um es ganz klar zu sagen. Wir befinden uns im Ausnahmenzustand und keiner, außer der Börse, bemerkt das so richtig. Die Börsen wissen ganz genau, dass ein „Double Dip“ – vor allem in den USA - zu erheblichen Verwerfungen an den internationalen Kapital- und Finanzmärkte führen würde, da dem Staat die Hände (noch mehr) gebunden sind und die Notenbanken bei einem weiteren Aufkauf von Schrottanleihen zu erheblichen Kapitalerhöhungen gezwungen werden. Schon jetzt sind die Bilanzen der FED und der EZB sehr problembeladen und unmittelbarer Ausdruck des geld- und finanzpolitischen Ausnahmenzustandes.

Es liegt aber auch ein Fehler im System. Während durch die Propagierung des keynesianischen Ansatzes Schuldenmachen im Fall von Konjunkturabschwächungen legitimiert wurden, gab es keine eingebauten Schuldenrückführungsverpflichtungen für die Politiker in „guten Zeiten“. Daher werden Schulden immer wieder nur mit höheren Schulden beglichen, was nichts anderes als ein finanzpolitisches Schneeballsystem ist. Auch die gesetzlich eingebaute Schuldengrenze in den USA nützt wenig, wenn die Schuldengrenze nach einigen Jahren nur immer weiter nach oben projiziert wird, wie Anfang August in letzter Minute.


Die Börsen setzen jetzt also ein deutliches Ausrufungszeichen, was man auch als Warnzeichen für die Zukunft verstehen kann. Es sind jetzt in der Tat, Politiker gefragt, vernünftige Lösungen vorzuschlagen, wie man die Schulden abbaut und dennoch Wachstum generiert. Gibt es sowas überhaupt? Die Vorschläge von Sarkozy und Merkel, eine europäische Wirtschaftregierung zu ermöglichen und eine Finanzmarkttransaktionssteuer „irgendwann“ (wann?) einzuführen, sind Alibilösungen, die die Kuh nicht von Eis bringen. Vielleicht wird dann hernach durch eine gemeinsame Wirtschaftspolitik Europas ein Eurobond möglich, aber das heißt doch nur, den Teufel mit dem Beelzebub zu bekämpfen.

Mit den vergangenen Krisengipfeln der G20 und der EU lassen sich keine Verschuldungsprobleme lösen und schon gar nicht „Vertrauensprobleme“. Börse und Wirtschaft haben eines gemeinsam: Sie sind zum großen Teil auch von der Massenpsychologie abhängig. Durch Massenpsychologie können Märkte nach oben und unten gebracht werden. Vertrauen zu schaffen in die positive Gestaltbarkeit der Zukunft ist jetzt die wichtigste Aufgabe für Politiker und Wirtschaftskapitäne. Die Politiker eilen nun recht ratlos von Krisensitzung zu Krisensitzung. Sie begreifen nicht, dass diesmal nicht die „bösen Spekulanten“ am Crash Schuld sind, die durch das Verbot von (nur regional wirksamen) Leeverkäufen gezügelt werden können, sondern sie selbst. Auch nach dem Verbot von Leerverkäufen von Bankaktien crashen die Börsen weiter. Die Börsen crashen auch deswegen weiter, weil es keine Käufer mehr gibt, die „gegenhalten“. Zu viele haben das Vertrauen in die Gestaltbarkeit der Zukunft verloren.

Die Anleger waren in den letzten Wochen auch nicht gerade happy, die meisten schauten fassungslos dem Treiben an der Börse zu. Ein Kurseinbruch um über 20% aus dem „Nichts“ hatte keiner erwartet. Ich habe versucht, dass das „Nichts“ nicht ganz stimmt, sondern dass es gewichtige Gründe für den Kurseinbruch gab und gibt. Nur das Timing war für so manchen etwas unglücklich, zumal viele Anleger im Urlaub waren, was die Short-Seller und Trendfolgeprogramme dann auch ausnutzten. Zudem war am 13. August Vollmond, was den Kurseinbruch „begünstigte“. Die „Rettung“ naht erst am 29. August, denn dann ist wieder Neumond. Beim DAX fiel zuletzt auch die (vor)letzte Bastion, nämlich die 5500-er-Marke, was nun von der Markttechnik her einen Kurssturz bis 5000 ermöglicht. Gold bleibt der Krisengewinner, in das jetzt alle Welt flüchtet. Goldanleger freuen sich über einen fast vorprogrammierten neuen Höchststand von 1852 USD/Unze. Je unentschlossener jetzt die Politiker agieren, desto mehr wird Gold steigen und die Börsen fallen.

Hoffnungen machen jetzt die weniger verschuldeten Emerging Markets, wobei hier zunehmend Inflationsprobleme wie in Vietnam mit 22%, aber auch in Brasilien mit einem Zinssatz von über 12% belasten. Vorbildlich macht uns Estland vor, wie man ehrgeizige Haushalts- und Wachstumsziele durch Disziplin und Engagement erreichen kann. Small is beautiful, was auch ein Thema der Beteiligungen im Baltikum AG (www.baltikum.de) bei ihrer Hauptversammlung am 23. August in Rostock-Warnemünde sein wird. Aber auch die Aktien im Baltikum kamen im August unter Druck. Schauen Sie sich ruhig einmal die neue ZDF-Serie “Die schönen aus Ostens“ am nächsten Donnerstag an, diesmal über Odessa (letzten Donnerstag über Tallinn und davor über St. Petersburg) an. Das ergibt einen anderen Blickwinkel und der tut gut, bei so einer negativen Stimmung an der Börse.

Die Moskauer Börse leidet derweilen ebenso weiter unter dem globalen Börsen-Crash. Russland ist aber kaum verschuldet und dennoch gab der RTS um über 20% seit dem Jahreshoch nach, was auch einem Crash gleichkommt. Hier ergeben sich jetzt aber wieder günstige Einstiegsmöglichkeiten. Wo Sie jetzt – mit gestaffelten Abstauberlimits - investieren sollten und wie Sie sich jetzt in dieser brisanten Situation verhalten sollen, können Sie nachlesen im Börsenbrief EAST STOCK TRENDS (Probe-Abo für 3 Ausgaben für nur 15 weiche Euro, siehe www.eaststock.de).
Für Inhalt und Rechtmäßigkeit dieses Beitrags trägt der Verfasser Andreas Männicke die alleinige Verantwortung. (s. Haftungshinweis)  
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