Alt 03.07.13, 16:47
Standard WTI-Öl überspringt die Schallmauer von 100 Dollar
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Am Ölmarkt fällt die Schallmauer von 100 Dollar für US-Leichtöl - erstmals seit über einem Jahr. Als Preistreiber fungieren am Mittwoch wie schon an den Vortagen die Unruhen in Ägypten. Präsident Mohammed Mursi will seine Macht notfalls mit seinem Leben verteidigen. Die ägyptische Krise schürt Befürchtungen, der Konflikt könne sich auf ölproduzierende Anrainerstaaten ausbreiten und damit die weltweite Ölversorgung gefährden. Ägypten exportiert zwar kein Öl, ist aber ein wichtiger Knotenpunkt für den Transport des schwarzen Goldes. Vor allem der Suez-Kanal und die Suez-Mittelmeer-Pumpleitung sorgen für einen schnellen Transport von Öl aus Saudi-Arabien und den arabischen Emiraten.

Das Fass US-Leichtöl der Sorte WTI klettert auf 101,94 Dollar nach einem Vortagesschluss von 99,60 Dollar. Im Tageshoch wurde WTI bereits mit 102,18 Dollar das Barrel gehandelt. Zusätzlich treiben extrem stark gefallene US-Vorräte den Preis. Auf Wochensicht sind die US-Lagerbestandsdaten deutlich stärker als vorhergesagt eingebrochen. Öl der europäischen Referenzsorte Brent legt auf 105,50 Dollar nach 104,00 Dollar am Vorabend zu. Analysten erklären den sich einengenden Preisunterschied mit der unterschiedlichen Konjunkturentwicklung. Während in den USA die Wirtschaft wächst, kämpft Europa mit einer Rezession.

An der Wall Street halten sich die Kursbewegungen in Grenzen. Bis zum Mittag (Ortszeit) steigt der Dow-Jones-Index um 0,2 Prozent auf 14.963 Punkte. Der S&P-500 gewinnt 0,1 Prozent, der Nasdaq-Composite sinkt um 0,1 Prozent. Die Regierungskrise in Portugal weckt Ängste vor einem Wiederaufflammen der Euro-Schuldenkrise. "Anlegern wird bewusst, wie instabil Europa ist. Portugal scheint ein Deja-vu-Erlebnis zu sein", sagt Rob Verderese, Managing Director bei Knight Capital. Zudem gilt es, eine ganze Menge sehr unterschiedlich ausgefallener Konjunkturdaten zu verarbeiten - und das in einer verkürzten Sitzung. Am Vortag des Unabhängigkeitstages schließen die Märkte früher. Am Donnerstag findet kein Handel statt.

Die Konjunkturdaten des Tages weisen keine einheitliche Tendenz auf. Der ISM-Index für das Dienstleistungsgewerbe sank im Juni überraschend. Ferner weitete sich das Handelsbilanzdefizit der USA im Mai ebenfalls zur Überraschung von Volkswirten aus. Gute Nachrichten kamen dagegen vom Arbeitsmarkt. In der vergangenen Woche beantragten weniger Amerikaner als erwartet erstmals Arbeitslosenhilfe. Zudem wies der Arbeitsmarktbericht des privaten Dienstleisters ADP für Juni einen überraschend deutlichen Stellenaufbau aus. Besonders dem ADP-Bericht wird große Bedeutung als Indikator für den Arbeitsmarktbericht der US-Regierung zugemessen, der am Freitag veröffentlich wird.

Am Rentenmarkt zeigt sich die Rendite zehnjähriger US-Staatsanleihen kaum verändert bei 2,47 Prozent. Die guten Arbeitsmarktdaten verhindern einen Ansturm auf den vermeintlich "sicheren Hafen", auch wenn die Portugalkrise die Risikoscheu befeuert. Schon am Montagabend war der portugiesische Finanzminister Gaspar zurückgetreten. Der Minister gilt als treibende Kraft hinter dem umstrittenen Sparprogramm. Die Unsicherheit prallen am Euro ab, der zeitweise auf den tiefsten Stand seit Mai rutschte. Aktuell zeigt sich die Gemeinschaftswährung erholt und springt über die Marke von 1,30 Dollar. Die diversen Krisen befeuern den Goldpreis, der auf 1.255 Dollar steigt. Am Vortag war die Feinunze für 1.241 Dollar zu haben.

An der Börse können die Aktien des Kosmetikkonzerns Avon nicht vom Verkauf des angeschlagenen Schmuckgeschäfts profitieren. Avon erlöst mit dem Verkauf 85 Millionen Dollar und beseitigt auf dem Weg zur Ertragswende ein weiteres Hindernis. Allerdings muss das Unternehmen erhebliche Verluste auf den Buchwert der Sparte hinnehmen. Die Titel büßen 1,9 Prozent ein. Der Vorwurf, in China gegen kartellrechtliche Bestimmungen verstoßen zu haben, belastet die Titel von Mead Johnson (minus 8,9 Prozent) und Abbott Laboratories (minus 2,00 Prozent). Die chinesische Regierung ermittelt gegen ausländische Hersteller von Babynahrung, darunter auch gegen die beiden US-Unternehmen, wegen eines entsprechenden Verdachts. Alcoa-Aktien geben 1,7 Prozent ab. Die Titel leiden unter einem negativen Analystenkommentar von J.P. Morgan.

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