Alt 14.12.17, 12:59
Standard Kleiner Rücksetzer im Vorfeld der EZB-Entscheidung
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FRANKFURT (Dow Jones)--Die Börsen in Europa liegen am Donnerstagmittag im Minus. Nach der Zinsentscheidung der US-Notenbank und den begleitenden Aussagen herrscht etwas Unsicherheit, was die Inflationsentwicklung in den USA angehe und deren Rückwirkung auf das Zinserhöhungstempo im kommenden Jahr. Möglicherweise macht die maue Inflation der Notenbank einen Strich durch die Planung, im kommenden Jahr drei Mal die Zinsen anzuheben.

Zudem halten sich die Anleger vor den Aussagen der EZB am frühen Nachmittag mit neuen Stabsprojektionen für Wachstum und Inflation zurück. Der DAX verliert am Mittag 0,5 Prozent auf 13.056 Punkte. Der Euro-Stoxx-50 handelt 0,4 Prozent leichter bei 3.568 Punkten. Am Anleihemarkt fallen die Kurse, die Renditen stiegen also. Der Dollar zeigt sich nach den Fed-Aussagen auf breiter Front schwächer, der Euro legt also zu, was wiederum ungünstig für europäische Aktien ist.

Wirklich nachzuvollziehen sei die Dollarschwäche für sie nicht, sagt Devisenexpertin Antje Praefcke von der Commerzbank. Die Dollar-Talfahrt habe schon mit der Bekanntgabe der US-Inflationszahlen für November am Nachmittag begonnen. Diese waren in der Kernrate etwas hinter der Erwartung geblieben. Der Euro legt im Gegenzug auf 1,1830 zu und lastet leicht auf dem europäischen Aktienmarkt.

Wenig Unterstützung kommt von erneut robust ausgefallenen Konjunkturdaten, in Gestalt besser als gedacht ausgefallener Einkaufsmanagerindizes. "Da gibt es einen Gewöhnungseffekt; dass die Wirtschaft brummt, wissen langsam alle", sagt ein Händler lapidar.

Gemalto will sich nicht von Atos kaufen lassen

Für Druck auf den Atos-Kurs sorgt die Ablehnung des Übernahmeangebots durch Gemalto. Der französische IT-Dienstleister hat seine Offerte für den Smart-Card-Hersteller Gemalto zu unveränderten Konditionen bekräftigt, nachdem Gemalto sie zurückgewiesen hat. Atos bietet 4,3 Milliarden Euro für Gemalto. Die Niederländer begründen dies wie in solchen Fällen üblich damit, dass das Angebot der Franzosen das Unternehmen deutlich unterbewerte. "Ziemlich gewagt von Gemalto, trotz des tollen Aufschlags das Angebot noch abzulehnen", heißt es dazu im Handel. Nun wird spekuliert, ob Atos das Gebot erhöhen wird. Während Gemalto um 1,0 Prozent nachgeben, verlieren Atos 2,6 Prozent.

Serie von Kurszielsenkungen nach Innogy-Gewinnwarnung

Nach der Gewinnwarnung und dem anschließenden Kursdebakel bei Innogy und der Mutter RWE am Vortag hagelt es Analystenkommentare zu Innogy. Bei der Deutschen Bank heißt es, dass sich die Margen im Privatkundengeschäft außerhalb Großbritanniens schneller als gedacht verschlechtert hätten und der Profitabilitätsausblick für das Geschäft mit erneuerbarer Energie enttäuschend sei. Nur einen Monat nach der Veröffentlichung der Drittquartalszahlen seien die gesenkten Prognosen und der negative Ausblick für 2018 "etwas unverständlich", so die Analysten der DZ Bank.

Die Tochter Innogy stehe weiterhin für fast 90 Prozent des Unternehmenswerts von RWE. Nach der Gewinnwarnung von Innogy sei der RWE-Kurs stark eingeknickt. Von Unternehmen, die in staatlich regulierten Märkten agierten, sei man derartige Enttäuschungen nicht gewohnt und wenn sie dann kämen, fielen die Kursreaktionen "ziemlich brutal" aus, so die Analysten der Societe Generale.

Innogy und RWE zeigen sich volatil. Zwischenzeitliche Erholungen um bis zu 3 Prozent sind wieder in sich zusammengefallen. Für Innogy geht es um 1,2 Prozent nach unten, für RWE um 0,6 Prozent.

Steinhoff erneut sehr volatil

Bei der Steinhoff-Aktie geht es erneut volatil zu. Der Kurs verliert 10,7 Prozent. Hintergrund ist die Mitteilung des Möbelhändlers, im Zuge einer Bilanzmanipulationskrise auch die Bilanz für das 2016 beendete Geschäftsjahr rückwirkend zu überprüfen.

Bertrandt geben um 1,3 Prozent nach. Die Umsatzentwicklung bei dem Ingenieurdienstleister für die Autobranche hat die Erwartungen der DZ Bank nicht ganz erfüllen können und sei durch die schwache Entwicklung bei VW belastet. Das Ergebnis habe sich jedoch besser entwickelt als prognostiziert. Der Ausblick für das operative Ergebnis liege aber unter der Schätzung der DZ Bank und der Konsenserwartung.

SGL verlieren 6,2 Prozent. Die Commerzbank hat die Aktie auf "Reduce" gesenkt. Das habe die finanzielle Situation des Chemieunternehmens deutlich entspannt. Das 45-prozentige Plus des Aktienkurses im bisherigen Jahresverlauf spiegele die Fortschritte bei der Restrukturierung wider. Allerdings werde das Margenpotenzial und der langfristige Barmittelzufluss überschätzt.

In der dritten Reihe springt der Kurs von Baumot um 10 Prozent an. Der Anbieter von Abgasnachbehandlungstechnik hat einen Auftrag zur Nachrüstung von rund 100 Berliner Stadtbussen erhalten.

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December 14, 2017 07:06 ET (12:06 GMT)

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