Alt 13.12.17, 15:32
Standard Wall Street am Tag der Fed knapp im Plus
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NEW YORK (Dow Jones)--Seit Wochenbeginn befindet sich die Wall Street im Wartemodus auf neue Erkenntnisse über den künftigen Zinspfad der US-Notenbank. Noch im Handelsverlauf könnte die Wissbegierde der Anleger befriedigt werden, denn dann wird sich die Federal Reserve zur Geldpolitik äußern. Analysten warnen indes, dass der Markt die Anzahl der künftigen Zinsschritte unterschätze. Dass die Fed mit hoher Wahrscheinlichkeit die Leitzinsen im laufenden Jahr ein drittes Mal um 25 Basispunkte anheben dürfte, gilt indes als eingepreist. Trotz der anhaltenden Unsicherheit über die künftige Zinspolitik geht die Wall Street mit leichten Aufschlägen in die Sitzung: Der Dow-Jones-Index klettert um 0,1 Prozent auf 24.540 Punkte, S&P-500 und Nasdaq-Composite legen um 0,2 bzw. 0,4 Prozent zu.

Einen Vorgeschmack auf die künftige Zinspolitik liefern im Rahmen der Markterwartung steigende US-Verbraucherpreise. Doch die für die Fed relevante Kerninflation ging zurück. "Wir erwarten, dass die Fed ihre Leitzinsen erhöht. Aber viele unserer Fragen drehen sich darum, was passiert mit den aktualisierten Projektionen - sowohl ökonomisch als auch auf die Zinsvorhersagen gemünzt", sagt Rentenstratege und -analyst Collin Martin von Schwab Center for Financial Research.

Das schrittweise Vorgehen der Fed bei der Straffung der Geldpolitik habe die Rentenrenditen in den USA niedrig gehalten und so Aktien im Vergleich attraktiver gemacht. Insgesamt verbuchten Dow-Jones-Index und S&P-500 im laufenden Jahr 67 bzw. 60 Allzeithochs. Zuletzt hatten Fed-Vertreter drei Zinserhöhungen 2018 und zwei weitere 2019 in Aussicht gestellt. Doch Börsianer zeigen sich gespalten und argumentieren einerseits mit der hartnäckig niedrigen Inflation und andererseits mit der anrollenden Steuerreform.

Politik in Alabama verunsichert zusätzlich

Der überraschende Sieg des Demokraten Doug Jones in einer Senatsnachwahl in der republikanischen Hochburg Alabama erhöhe den Druck auf die Republikaner, die Steuerreform noch vor dessen Amtsantritt und damit im laufenden Jahr durch den Kongress zu bringen, heißt es im Handel. Sollte dies nicht gelingen, dürfte es für die Verabschiedung schwieriger werden, weil die Republikaner im Senat künftig nur noch eine Mehrheit von 51 zu 49 Stimmen haben werden. Dieser Umstand wird von einigen Marktteilnehmern als Belastung für den Aktienmarkt gesehen.

Am Ölmarkt steigen die Preise, nachdem der US-Branchenverband American Petroleum Institute (API) einen deutlichen Lagerabbau in den USA auf Wochensicht gemeldet hat. Die Daten werden als "bearisches" Signal für die im Sitzungsverlauf anstehenden Vorratsdaten der Regierung interpretiert. Die gesunkenen US-Vorräte gehen einher mit fallenden Fördermengen des Erdölkartells Opec. Die Opec-Produktion sank im November auf den tiefsten Stand seit sechs Monaten. Dafür fördern die US-Wettbewerber mehr als erwartet. Die Opec rechnet daher nicht vor Ende 2018 mit einer Ausbalancierung des Ölmarktes, wie aus dem Monatsbericht der Organisation hervorgeht. Im krisengeschüttelten Venezuela brach die Ölförderung derweil auf das niedrigste Niveau seit einem Jahrzehnt ein.

Unterdessen zeigen sich Analysten verwundert über eine wegen eines Lecks geschlossene Ölpumpleitung in der Nordsee. Offenbar fehle es an Wartung und Investitionen. Der Preis für ein Fass US-Leichtöl der Sorte WTI steigt um 0,5 Prozent auf 57,41 Dollar, für Nordseeöl der Sorte Brent geht es um 0,5 Prozent auf 63,65 Dollar nach oben.

Der Dollar gerät mit den mauen Inflationsdaten leicht unter Druck. Der Euro steigt im Gegenzug bis auf 1,1771 Dollar nach einem Tagestief bei 1,1729 - aktuell geht die Gemeinschaftswährung bei 1,1755 um. Der Goldpreis dreht mit den Preisdaten ins Plus. Die Feinunze verteuert sich um 0,1 Prozent auf 1.245 Dollar. Die niedrige Kerninflation spreche nicht für einen beherzten Zinserhöhungspfad der Fed, heißt es. Dadurch werde das zinslose Edelmetall attraktiver.

Auch am Rentenmarkt setzen Anleger auf eine weniger forsch vorgehende Fed bei ihren geldpolitischen Straffungen. Die Notierungen ziehen mit den Daten deutlich an, die Rendite zehnjähriger US-Staatsanleihen dreht 3 Basispunkte ins Minus auf 2,38 Prozent.

Apple treibt Finisar-Aktien

Unter den Einzelaktien haussieren Finisar um 27,9 Prozent. Apple unterstützt die Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten seines Partners mit einer millionenschweren Finanzspritze. Der Spezialist für Gesichtserkennungstechnologie erhält 390 Millionen US-Dollar von Apple. Die Titel des Technologiekonzerns gewinnen 0,7 Prozent.

Western Digital legen um 4,5 Prozent zu. Der japanische Mischkonzern Toshiba und das US-Unternehmen wollen ihren Streit über Toshibas geplanten Verkauf seiner Speicherchipsparte beilegen. Damit räumten die beiden Unternehmen eine große Hürde für den fast 18 Milliarden US-Dollar schweren Deal bei einem Gemeinschaftsunternehmen aus dem Weg. Die Aktien von Verifone Systems verlieren 6,1 Prozent. Zwar fielen die Geschäftszahlen des Anbieters von Zahlungssystemen für das vierte Quartal leicht über den Erwartungen aus, doch der Ausblick auf die erste Periode und das Gesamtjahr enttäuscht.

Für die Titel von Mallinckrodt geht es um 0,8 Prozent nach oben. Das Unternehmen hat die Übernahme von Ocera Therapeutics, einem Biopharmaunternehmen, erfolgreich abgeschlossen. Proteostasis Therapeutics geben um 7,5 Prozent ab, das Biotechnologieunternehmen will 7 Millionen neue Aktien ausgeben. Nordic American Tankers brechen um 24,8 Prozent ein, die Werft will 100 Millionen Dollar bei Anlegern im Zuge der Rekapitalisierungspläne einsammeln. Insmed steigen um 1,2 Prozent. Zuletzt haben eine Reihe von institutionellen Investoren Aktien erworben.

Kontakt zum Autor: florian.faust@wsj.com

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December 13, 2017 09:58 ET (14:58 GMT)

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