Alt 13.12.17, 06:48
Standard Wall Street erreicht vor Fed-Entscheid neue Rekordhochs
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NEW YORK (Dow Jones)--Am Dienstag hat sich der lust- und impulslose Handel an der Wall Street fortgesetzt. Denn über Nacht hatte sich an der Ausgangslage nichts geändert: Anleger warten noch immer auf die ziemlich wahrscheinliche Leitzinserhöhung der US-Notenbank am Mittwoch, die laut CME-Daten mit einer Wahrscheinlichkeit von 100 Prozent eingepreist wird. Und noch immer herrscht Uneinigkeit und damit letztlich Verunsicherung über den weiteren Zinspfad. Eine hartnäckig niedrige Inflation mahnt die Federal Reserve zur Mäßigung bei ihren geldpolitischen Straffungen, die anrollende Steuerreform in den USA dagegen zu einem forscheren Vorgehen.

Einen Fingerzeig über die künftige Inflationsentwicklung lieferten die Erzeugerpreise für November, die im Rahmen der Erwartungen um 0,4 Prozent gestiegen sind. Auf Jahressicht legten die Erzeugerpreise im November um 3,1 Prozent zu - die höchste Rate seit fast sechs Jahren. Die Erzeugerpreise geben einen frühen Hinweis auf die Entwicklung der Inflation. In der Regel schlagen veränderte Erzeugerpreise früher oder später auf den Handel und damit auf die Verbraucher durch. Anleger taten sich mit der Kursfindung schwer, denn einen klaren Trend am Aktienmarkt gab es nicht.

Der Dow-Jones-Index legte um 0,5 Prozent auf 24.505 Punkte zu und erreichte im Verlauf ein neues Rekordhoch, das aber nur geringfügig über dem alten lag. Der S&P-500 markierte ebenfalls einen neuen Rekordstand und schloss 0,2 Prozent höher. Der Nasdaq-Composite sank dagegen um 0,2 Prozent. Angeführt wurde der Markt von Bankenaktien, die getragen von Zinsspekulationen im Schnitt um 1,3 Prozent vorrückten. Finanzwerte verbuchten ein Plus von 1 Prozent. Die mit Abstand größten Verluste verbuchten Versorger mit durchschnittlich minus 1,7 Prozent. Die Branche gilt als Verlierer steigender Zinsen.

Umgesetzt wurden 853 (Montag: 781) Millionen Aktien. Den 1.354 Kursgewinnern standen 1.616 -verlierer gegenüber. Unverändert gingen 120 Titel aus dem Handel.

Woche der Notenbanken

"US-Marktteilnehmer haben sich an die Seitenlinie begeben und ziehen es vor, im Vorfeld der US-Notenbanksitzung keine neuen umfangreichen Positionen aufzubauen", sagte Chefanalystin Fiona Cincotta von City Index. Überhaupt sprachen Händler von der Woche der Notenbanken, denn neben der Federal Reserve halten auch Europäische Zentralbank sowie die britische, schweizerische und norwegische Notenbank Sitzungen ab. Doch aus Sicht von US-Anlegern zählt vor allem der geldpolitische Ausblick der Fed.

Am Devisenmarkt stieg der Dollar mit den Preisdaten, der Euro fiel zeitweise auf 1,1717 Dollar nach Wechselkursen um 1,1773 am Vorabend. Im späten US-Handel erholte er sich etwas auf 1,1740 Dollar.

US-Renten neigten zur Schwäche, die Rendite zehnjähriger US-Staatsanleihen stieg um knapp einen Basispunkt auf 2,40 Prozent. Die rege Nachfrage nach der Auktion von Longbonds linderte den Verkaufsdruck allerdings etwas. Für das geringe Interesse an Staatsanleihen machten Beobachter neben den Inflationsdaten das große Angebot an Unternehmens- und Kommunalanleihen verantwortlich, das derzeit auf den Markt kommt. Die Emittenten wollen sich für den Fall, dass die geplante US-Steuerreform tatsächlich kommt, die aktuellen, für sie günstigeren steuerlichen Bedingungen sichern.

Wohl auch wegen des festeren Dollar machte die Rally am Ölmarkt derweil eine Pause, nachdem eine vorübergehend außer Betrieb genommene Ölpumpleitung in der Nordsee die Preise auf die höchsten Stände seit 2015 geführt hatte. Auch die bevorstehende Veröffentlichung von Daten zu den US-Erdölvorräten veranlasste die Akteure zu Gewinnmitnahmen: Am späten Dienstag wird der Branchenverband American Petroleum Institute entsprechende Daten veröffentlichen, am Mittwoch folgen die offiziellen Daten der US-Regierung. US-Leichtöl der Sorte WTI verbilligte sich um 1,5 Prozent auf 57,14 Dollar. Brent gab um 2,1 Prozent auf 63,34 Dollar nach. Die britische Gesellschaft Ineos hatte mitgeteilt, das Forties-Pipelinesystem für mehrere Wochen stillzulegen, nachdem Lecks gefunden worden waren. Durch die Leitung fließen rund 40 Prozent der britischen Erdöl- und Gasförderung in der Nordsee. Marktteilnehmer befürchten zwar durch die Stilllegung der wichtigen Pipeline nach Schottland eine Angebotsverknappung neben den ohnehin beschlossenen Förderkürzungen des Erdölkartells Opec im Verbund mit Nichtmitgliedern. City-Index-Analystin Fiona Cincotta hält es aber für möglich, dass das Potenzial der Ölpreise begrenzt ist. Sie verwies darauf, dass Ineos immerhin einen Zeitrahmen für die erwartete Dauer der Stilllegung genannt habe. Die schwere Explosion in einem wichtigen Erdgasverteilzentrum in Österreich befeuerte zwar die Gaspreise, die zeitweise um etwa 20 Prozent anzogen, die Ölpreise profitierten hiervon aber nicht.

Gold stand weiter im Schatten der Kryptowährung Bitcoin und wurde zusätzlich vom festeren Dollar gebremst. Im späten Handel zeigte sich die Feinunze gut behauptet bei 1.244 Dollar. Kurz vor einer als sicher angenommenen Leitzinserhöhung in den USA bleibe die Nachfrage nach dem zinslos gehaltenen Edelmetall mau, hieß es. Seit 2011 fällt der Goldpreis stets in der entscheidenden Woche einer Notenbanksitzung mit Ausnahme des Jahres 2014, hieß es bei der Commerzbank.

Konsolidierung im Mediensektor

Unter den Einzelaktien stiegen Boeing um 2,4 Prozent. Das derzeitige 14 Milliarden Dollar schwere Aktienrückkaufprogramm wird durch eines über 18 Milliarden Dollar ersetzt. Zudem wird die Quartalsdividende um 20 Prozent angehoben. Stützend wirkte auch ein positiver Analystenkommentar: JP Morgan hatte das Kursziel für Boeing auf 325 von 300 Dollar erhöht.

3M fielen um 1,1 Prozent. Der Mischkonzern hat sich für das kommende Jahr eine deutliche Gewinnsteigerung zum Ziel gesetzt und ist auch für das laufende Jahr optimistisch, bei Wachstum und Gewinn das obere Ende der zuvor genannten Zielspannen zu erreichen. Allerdings plant 3M für 2018 auch höhere Investitionen.

Mit einem Plus von 4,6 Prozent reagierten Freeport-McMoRan darauf, dass die Analysten von Morgan Stanley die Aktie des Bergbaukonzerns auf "Equalweight" von "Underweight" hochgestuft hatten. Sie begründeten dies unter anderem mit der Erholung der Kupferpreise.

Die Aktien von Comcast stiegen um 2,8 Prozent. Der US-Kabelkonzern hat kein Interesse mehr an einer möglichen Übernahme von größeren Teilen des Medienkonzerns 21st Century Fox. Comcast war auf 21st Century Fox zugegangen und hatte Kaufinteresse unter anderen am internationalen Geschäft, den Film- und Fernsehstudios und einigen Kabelnetzen in den USA bekundet, wie das Wall Street Journal unter Berufung auf Kreise berichtete.

Die Gespräche des Unterhaltungskonzerns Walt Disney über einen Kauf von Teilen von 21st Century Fox machten derweil weiter Fortschritte, so informierte Personen. Walt Disney erhöhten sich um 0,6 Prozent, 21st Century Fox legten um 1,3 Prozent zu.

Mattel büßten 4,9 Prozent ein. Der Spielzeughersteller hat die Anleger auf ein voraussichtlich schwaches Weihnachtsgeschäft eingestimmt.

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December 12, 2017 16:12 ET (21:12 GMT)

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