Alt 12.12.17, 15:51
Standard Übernahmen in ruhigem Markt das Salz in der Suppe
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FRANKFURT (Dow Jones)--Die europäischen Börsen tendieren am Dienstagnachmittag leicht im Plus. "Wir sehen, dass die Kunden abwarten", so ein Aktienhändler mit Blick auf die Notenbanksitzungen im weiteren Wochenverlauf. Am Mittwoch trifft sich die US-Notenbank abschließend, am Donnerstag beraten EZB, Bank of England und Schweizer Nationalbank über ihre Zins- und Geldpolitik. Unter den Einzelwerten sorgen diverse Übernahmegebote für Kursfantasie. Weil die Unternehmen in Europa bei der billigen Finanzierung das Ende der Fahnenstange sähen, gebe es nun eine Art Zugzwang, heißt es im Handel zu den sich häufenden Übernahmemeldungen.

Der DAX liegt 0,3 Prozent im Plus bei 13.158 Punkten, der Euro-Stoxx-50 legt um 0,4 Prozent zu auf 3.596 Zähler. Der Euro fällt leicht mit steigenden US-Erzeigerpreisen auf 1,1744 Dollar, am Anleihemarkt geben die Kurse etwas nach. Die insgesamt dritte US-Zinserhöhung in diesem Jahr gilt als ausgemacht und dürfte für sich genommen die Märkte nicht mehr bewegen. Spannender könnten aber Signale bezüglich des weiteren Zinserhöhungstempos 2018 werden. Einen Fingerzeig liefern robuste Erzeugerpreise. Auf Jahressicht legten diese im November mit der höchste Rate seit fast sechs Jahren zu. Interessanter dürften aber am Mittwoch die Verbrauerpreise sein. Sie dürften allerdings am ehesten für Bewegungen auf der Devisenseite sorgen.

Gemalto-Kurs springt auf Gebotspreis

Für ein Kursfeuerwerk sorgt das 4,3-Milliarden-Übernahmegebot von Atos für den Smart-Card-Hersteller Gemalto. Der Gemalto-Kurs schießt um 34,7 Prozent nach oben auf 45,70 Euro. Atos gewinnen 6,4 Prozent. "Gemalto hat es trotz boomender Smartphone-Konjunktur nie auf die Reihe bekommen, richtig Geld zu verdienen", sagt ein Händler. Allein 2017 habe es drei Gewinnwarnungen von Gemalto gegeben. Daher sei das Angebot "sehr, sehr hoch" und spiegele das Potenzial wider, das Atos in Gemalto sehe. Die Branche Zahlungsdienstleistungen, in der Atos überwiegend agiert, steht unter Kostendruck. Für Atos ist das Gemalto-Geschäft mit Internetsicherheitsprodukten attraktiv. Hier ergänzte Gemalto Atos gut, heißt es. Der gebotene Preis je Gemalto-Aktie liegt bei 46 Euro nach einem Schlusskurs vom Vortag bei 33,89 Euro.

Anders ist die Kursentwicklung im Immobiliensektor. Dort fällt der Kurs des Käufers Unibail-Rodamco um 3,6 Prozent. Der französische Immobilienkonzern kauft den australischen Betreiber von Einkaufszentren in den USA, Westfield, für umgerechnet 13,3 Milliarden Euro. Westfield betreibt in den USA unter anderem die Ladenpassage im World Trade Center in New York. Der Kauf wird zwar als strategisch sinnvoll gesehen, aber auch als teuer angesichts einer Prämie von 17,8 Prozent.

Lanxess mit angeblichem Interesse an Akzo

Nur eher moderat aufwärts geht es bei Lanxess und Akzo Nobel nach Berichten, wonach Lanxess Interesse an Teilen von Akzo Nobel haben soll. Lanxess soll vor allem das Spezialchemiegeschäft im Fokus haben, das mit über 9 Milliarden Euro bewertet werden könnte, so die Nachrichtenagentur Bloomberg unter Berufung auf Unternehmenskreise. Lanxess legen um 2,5 Prozent zu, Akzo Nobel um 0,2 Prozent.

Fraport liegen 1,4 Prozent im Plus nach der Vorlage neuer Verkehrszahlen. Sie werden im Handel als "extrem stark" bezeichnet. Bereinigt stieg das Passagieraufkommen im Jahresvergleich um fast 12 Prozent. Als eine "reine, aber sehr starke Sentiment-Story" werten Händler die Meldung von Dialog Semiconductor, künftig das Flaggschiffmodell von Huawei mit Chips zu beliefern. "Die Nachricht an den Markt ist ganz klar: 'Wir haben auch einen anderen Kunden als Apple'", so ein Händler. Dialog hatte jüngst eingeräumt, möglicherweise auf mittlere Sicht Apple als Kunden zu verlieren, worauf der Kurs eingebrochen war. Aktuell erholt er sich leicht um 4,1 Prozent.

Steinhoff weiter erholt

Im MDAX geht die Erholung beim mit Bilanzmanipulationsvorwürfen kämpfenden Möbelhändler Steinhoff auf niedrigem Kursniveau weiter. Der Kurs zieht um 24 Prozent an auf 73 Cent. An der Börse mehren sich die Meldungen, dass Steinhoff mit dem Verkauf von Vermögensteilen vorankommt, um Liquidität zu schaffen. Zu Beginn der Vorwoche, bevor die Krise ihren Lauf nahm, hatte die Aktie noch mehr als 3 Euro gekostet. Im Vergleich zum jüngsten Tief hat sich der Kurs andererseits mehr als verdoppelt.

In der dritten Reihe gewinnen Paragon 0,6 Prozent. Das Unternehmen übernimmt mit HS Genion den größten Wettbewerber im Markt für Karosseriekinematik vollständig. Über den Kaufpreis wurde Stillschweigen vereinbart. Fabasoft verteuern sich um 5,6 Prozent. Das Unternehmen hat im Eilverfahren eine Kapitalerhöhung ohne Probleme durchgezogen.

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December 12, 2017 10:11 ET (15:11 GMT)

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