Alt 12.12.17, 09:48
Standard Knapp behauptet - Übernahmen bewegen Einzelkurse
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FRANKFURT (Dow Jones)--Die europäischen Börsen tendieren nach einem gut behaupteten Start etwas leichter. Gute Vorgaben der Wall Street verpuffen. Zudem zieht der Euro wieder leicht auf 1,1787 Dollar an. Der DAX liegt 0,2 Prozent im Minus bei 13.095 Punkten und damit weiter fest in der Spanne zwischen 12.800 und 13.200 Punkten. Der Euro-Stoxx-50 gibt um 0,3 Prozent nach auf 3.572 Punkte.

Während einerseits die am Mittwoch anstehende Zinssitzung der US-Notenbank für Zurückhaltung sorgt, schüren andererseits diverse Übernahmegebote Kursfantasie - allerdings nur bei den betroffenen Einzelwerten. Weil die Unternehmen in Europa bei der billigen Finanzierung das Ende der Fahnenstange sähen, gebe es nun eine Art Zugzwang, heißt es im Handel zu den sich häufenden Übernahmemeldungen.

Die insgesamt dritte US-Zinserhöhung in diesem Jahr gilt unterdessen als ausgemacht und dürfte für sich genommen die Märkte nicht mehr bewegen. Spannender könnten aber Indikationen über das weitere Zinserhöhungstempo 2018 werden. Dafür wiederum könnten neue US-Preisdaten am Nachmittag und am Mittwoch interessant werden. Sie dürften allerdings am ehesten für Bewegungen auf der Devisenseite sorgen. In Deutschland steht der ZEW-Index der Konjunkturerwartungen für Dezember im Fokus.

Gemalto-Kurs springt auf Gebotspreis

Sehr positiv für Gemalto werten Händler das Übernahmeangebot von Atos für den Hersteller von SIM-Karten. "Gemalto hat es trotz boomender Smartphone-Konjunktur nie auf die Reihe bekommen, richtig Geld zu verdienen", sagt ein Händler. Allein 2017 habe es drei Gewinnwarnungen von Gemalto gegeben. Daher sei das Angebot von 4,3 Milliarden Euro "sehr, sehr hoch" und spiegele das Potenzial wider, das Atos in Gemalto sehe. Der gebotene Preis je Aktie liegt bei 46 Euro nach einem Schlusskurs vom Vortag bei 33,89 Euro. Der Gemalto-Kurs schießt um 31,6 Prozent nach oben auf 44,59 Euro. Atos gewinnen 4,9 Prozent.

Anders im Immobiliensektor. Dort fällt der Kurs des Käufers Unibail-Rodamco um 2,6 Prozent. Der französische Immobilienkonzern kauft den australischen Betreiber von Einkaufszentren in den USA, Westfield, für umgerechnet 13,3 Milliarden Euro. Westfield betreibt in den USA unter anderem die Ladenpassage im World Trade Center in New York. Der Kauf wird zwar als strategisch sinnvoll gesehen, sei aber auch teuer angesichts einer Prämie von 17,8 Prozent.

Lanxess mit angeblichem Interesse an Akzo

Weniger tut sich kursmäßig bei Lanxess und Akzo Nobel nach Berichten, wonach Lanxess Interesse an Teilen von Akzo Nobel haben soll. Lanxess soll vor allem das Spezialchemiegeschäft im Fokus haben, das mit über 9 Milliarden Euro bewertet werden könnte, so die Nachrichtenagentur Bloomberg unter Berufung auf Unternehmenskreise. Lanxess legen um 0,9 Prozent zu, Akzo Nobel um 0,3 Prozent.

Fraport liegen 0,8 Prozent im Plus nach der Vorlage neuer Verkehrszahlen. Sie werden im Handel als "extrem stark" bezeichnet. Bereinigt stieg das Passagieraufkommen im Jahresvergleich um fast 12 Prozent.

Als eine "reine, aber sehr starke Sentiment-Story" werten Händler die Meldung von Dialog Semiconductor, künftig das Flaggschiff-Modell von Huawei mit Chips zu beliefern. "Die Nachricht an den Markt ist ganz klar: 'Wir haben auch einen anderen Kunden als Apple' ", so ein Händler. Dialog hatte jüngst eingeräumt, möglicherweise auf mittlere Sicht Apple als Kunden zu verlieren, worauf der Kurs eingebrochen war. Aktuell erholt er sich leicht um 3,5 Prozent.

Steinhoff weiter erholt

Im MDAX geht die Erholung beim mit Bilanzmanipulationsproblemen kämpfenden Möbelhändler Steinhoff auf dem zertrümmerten Kursniveau weiter. Der Kurs zieht um 40 Prozent an auf 83 Cent. Zu Beginn der Vorwoche, bevor die Krise ihren Lauf nahm, kostete die Aktie noch mehr als 3 Euro. Im Vergleich zum jüngsten Tief hat sich der Kurs andererseits mehr als verdoppelt.

In der dritten Reihe gewinnen Paragon 1,4 Prozent. Das Unternehmen übernimmt mit HS Genion den größten Wettbewerber im Markt für Karosserie-Kinematik vollständig. Über den Kaufpreis wurde Stillschweigen vereinbart. Fabasoft verteuern sich um 5,7 Prozent. Das Unternehmen hat im Eilverfahren eine Kapitalerhöhung ohne Probleme durchgezogen.

Am Ölmarkt steigen die Preise weiter. Brentöl kostet 65,49 Dollar je Barrel, das sind 1,2 Prozent mehr als im US-Handel. Händler begründen den Anstieg mit der Schließung einer wichtigen Pumpleitung in der Nordsee wegen eines Lecks. Laut dem Betreiber Ineos könnte der Ausfalle einige Wochen dauern. Die Preisdifferenz zwischen Brentöl und US-Öl hat sich vor diesem Hintergrund ausgeweitet.

Bitcoin in deutlich ruhigeren Bahnen

Deutlich beruhigt hat sich die Preisbildung bei der Kunstwährung Bitcoin. Aktuell kostet der Bitcoin 16.908 Dollar, in etwa so viel wie während des späten US-Handels am Montag. Zur Stabilisierung der zuletzt erratischen Kursausschläge könnte beitragen, dass seit Montag erste Terminkontrakte auf den Bitcoin gehandelt werden können.

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December 12, 2017 04:09 ET (09:09 GMT)

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