Alt 08.12.17, 12:17
Standard Aktien legen kräftig zu - Bankenaktien klare Tagessieger
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FRANKFURT (Dow Jones)--Deutlich verbessert zeigt sich zum Wochenausklang die Stimmung an den Aktienmärkten in Europa. Nach am Donnerstag noch moderaten Zugewinnen geht es mit gestärktem Konjunkturoptimismus kräftig aufwärts. Der DAX liegt zur Mittagszeit 1,4 Prozent im Plus bei 13.322 Punkten, der Euro-Stoxx-50 kommt um 0,9 Prozent voran auf 3.603 Punkte. Letzterer wird etwas gebremst von den defensiven Lebensmittelaktien und den zuletzt bereits dem Markt hinterherhinkenden Öl-und Gasaktien.

Fundamental aufgehellt wird die Stimmung von deutlich besser als gedacht ausgefallenen Konjunkturdaten aus China und Japan. In Japan wurde das BIP-Wachstum für das dritte Quartal auf plus 0,6 nach zuvor plus 0,3 Prozent nach oben revidiert. In China sind die Exporte im November ebenso viel stärker gestiegen wie auch die Importe. Aber auch neue Daten aus Frankreich überzeugen. Dort ist die Industrieproduktion im Oktober viel höher ausgefallen als prognostiziert.

Für Erleichterung sorgt daneben, dass der US-Kongress im Streit um den US-Haushalt eine Haushaltssperre und damit einen erzwungenen Regierungsstillstand vorerst verhindert hat. Außerdem gibt es einen ersten Durchbruch bei den Brexit-Gesprächen: Die EU-Kommission hat den Mitgliedstaaten empfohlen, in die zweite Phase der Verhandlungen mit Großbritannien über die künftigen Beziehungen einzusteigen.

Dollar auf breiter Front fester

Am Devisenmarkt zeigt sich das Pfund davon wenig beeindruckt und tendiert zum Dollar kaum verändert. Der als sicherer Hafen bekannte Yen gibt derweil zum Dollar weiter nach - trotz der neuesten positiven japanischen Konjunkturdaten. Marktbeobachter werten das als weiteres Zeichen für die wieder gestiegene Risikofreude an den Finanzmärkten. Dass der Euro zum Dollar ebenfalls nachgibt, verschafft den Aktien in Europa zusätzlichen Auftrieb.

Die breite Dollar-Stärke wird getragen von der abgewendeten Haushaltssperre, der Hoffnung auf eine rasche Einigung auf eine US-Steuerreform und der in der nächsten Woche erwarteten Zinserhöhung durch die US-Notenbank.

Wie üblich gespannt wartet der Markt auf den am Nachmittag anstehenden und oft kurzfristig richtungweisenden US-Arbeitsmarktbericht für November. An der festen Erwartung, dass die US-Notenbank in der kommenden Woche die Zinsen ein weiteres Mal anheben wird, dürfte er aber nichts ändern.

Basel 3-Einigung für Banken positiv interpretiert

Mit Abstand größter Gewinner sind die Bankenaktien, ihr Subindex steigt um 2,8 Prozent. Dass die Chefs der wichtigsten im Baseler Ausschuss für Bankenaufsicht vertretenen Notenbanken und Aufsichtsbehörden der Vollendung des Eigenkapitalstandards Basel 3 zugestimmt haben, belastet nicht, auch wenn durch die neuen Regelungen die Eigenkapitalanforderungen für die Banken teilweise deutlich steigen dürften.

Händler sprechen von einer sehr schönen Kombination: Die wieder steilere Zinsstrukturkurve und der Zinsanstieg kämen den Banken zugute, weil damit das Kreditgeschäft lukrativer werde. Zudem sei bei den Basel-3-Eigenkapitalregeln keine Verschärfung von den bereits angedachten Forderungen gekommen. Die Eigenkapitalregeln machten Italiens Banken zu den Hauptgewinnern. Hinzu kommt, dass die Branche als zyklisch gilt, weshalb sie von den guten Konjunkturdaten besonders profitiert.

Unicredit ziehen in Mailand um 5,2 Prozent an, Intesa Sanpaolo um 4,3 Prozent. In Paris steigen Societe Generale um 4,3 und BNP Paribas um 3,3 Prozent. Deutsche Bank verteuern sich um 3,3 und Commerzbank um 2,6 Prozent.

Positiv für BASF sehen Händler die offenbar näher rückende Fusion der Öltochter Wintershall mit DEA. Daraus könne sich positive Bewertungsfantasie für Wintershall ergeben, mithin ein Konglomeratsabschlag wegfallen. BASF gewinnen 1,4 Prozent.

RWE werden von einer Hochstufung auf "Kaufen" durch die Societe Generale um 2,9 Prozent angetrieben. Der Energiekonzern sei für substanzielle Überraschungen bei der Dividende gut, glauben die Analysten, gestehen aber ein, dass dies angesichts der politischen Unwägbarkeiten erst nach 2018 eine Anlagestory werden dürfte. Das aktuelle Kursniveau sei aber ein günstiger Einstiegspunkt. Schaeffler verlieren dagegen 0,1 Prozent nach einer Abstufung durch Goldman Sachs.

Positiv werden die Geschäftsjahreszahlen von Carl Zeiss Meditec aufgenommen. Die Zahlen überträfen sowohl die eigenen Erwartungen als auch die Konsensschätzungen in punkto Umsatz und Gewinn, heißt es bei Berenberg. Die angehobene Prognose für die Gewinnmarge dürfte Anklang finden, auch wenn schon einiges der starken fundamentalen Entwicklung eingepreist sein dürfte. Die Aktie zieht um 1,3 Prozent an.

Steinhoff-Aktien fliegen aus den Depots

Extrem volatil geht es bei Steinhoff zu, worin sich die derzeitige Unsicherheit rund um den Möbelhändler widerspiegelt. Zum Start knickte der Kurs nach dem Debakel der Vortage nochmals um 40 Prozent ein auf ein Tagestief von 36 Cent. Zwischenzeitlich lag er dann sogar im Plus bei 64 Cent. Zuletzt ging das Papier mit 58 Cent knapp im Minus um. Das Unternehmen hatte am Dienstag Bilanzunregelmäßigkeiten eingestanden und versucht nun, seine Liquiditätslage durch Verkäufe von Geschäftsbereichen zu verbessern. Außerdem trat der CEO zurück. Die Ratingagentur Moody's hat die Bonitätsbewertung des MDAX-Unternehmens um vier Stufen von Baa3 auf B1 abgestuft.

"Mit den Aktien im Depot will kein Fonds oder Vermögensverwalter am Jahresende erwischt werden", sagt ein Händler zum anhaltenden Verkaufsdruck bei der Aktie.

Bei Dialog Semiconductor geht es um 0,7 Prozent nach oben. Am Vorabend meldeten zwei chinesische Unternehmen, nun rund 8,1 Prozent an Dialog zu halten. Die Dialog-Aktie war jüngst aus Sorge, den Kunden Apple zu verlieren, massiv unter Druck geraten.

Wilde Ausschläge beim Bitcoin

Weiter schwer nachvollziehbare Kursausschläge gibt es bei der Kryptowährung Bitcoin. Nachdem am Donnerstagabend die 17.000-Dollar-Marke gefallen war, fiel der Kurs wie ein Stein auf unter 14.000 zurück. In der Nacht kletterte der Kurs dann wieder knapp an die 17.000er Marke heran, um dann wieder unter 15.000 zurückzufallen. Aktuell kostet der Bitcoin 14.616 Dollar.

Beim Handel mit Bitcoin gibt es nach Informationen diverser Handelsplattformbetreiber angesichts der massiven Jojo-Bewegung Stresssignale in der Infrastruktur. Das hohe Handelsaufkommen führe zu technischen Problemen. Marktexperten zufolge dürften diese noch zunehmen, insbesondere dann, wenn die in Kürze startenden Bitcoin-Futures abgerechnet würden - erstmals am 17. Januar.

Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com

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December 08, 2017 06:41 ET (11:41 GMT)

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