Alt 06.12.17, 23:33
Standard Wenig verändert - Mini-Erholung bei Techwerten
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NEW YORK (Dow Jones)--An der Wall Street hat sich am Mittwoch wenig bewegt. Die Indizes verzeichneten weder nach oben noch nach unten größere Ausschläge. Nach einer eineinhalbtägigen Talfahrt stabilisierten sich die Aktienkurse zwar, doch zu einer Gegenbewegung am Gesamtmarkt kam es nicht. Die technologielastige Nasdaq legte aber leicht zu, nachdem sie besonders unter den jüngsten Verkäufen gelitten hatte. Am Markt wurde aber bezweifelt, dass die kleine Erholung in dem Sektor bereits eine Wende ist. An den asiatischen Börsen hatten Technologiewerte auch am Mittwoch nochmals zu den schwächsten gehört. Und die Beibehaltung der alternativen Mindeststeuer in der Senatsversion der Steuerreform der Republikaner wird als Belastungsfaktor für Technologiewerte gesehen.

Der Dow-Jones-Index verlor 0,2 Prozent auf 24.141 Punkte, der S&P-500 tendierte unverändert. Der technologielastige Nasdaq-Composite gewann 0,2 Prozent. Der Umsatz an der NYSE sank auf 800 (Dienstag: 885) Millionen Stück. Dabei standen 1.252 (1.082) Kursgewinnern 1.714 (1.900) -verlierer gegenüber, unverändert gingen 121 (95) Titel aus der Sitzung.

Händler taten sich unverändert schwer, die aktuelle Schwächephase am Gesamtmarkt zu erklären, denn klare Impulse habe es nicht gegeben. Einige Marktteilnehmer bemühten zur Erklärung die geplante Anerkennung Jerusalems als Hauptstadt Israels durch die US-Regierung. Dies könnte eine neue Nahostkrise hervorrufen. Zudem droht einmal wieder die Stillegung der Regierung wegen fehlender Haushaltsmittel, vor der US-Präsident Donald Trump denn auch am Mittwoch explizit warnte.

Viele Analysten sprachen aber ganz allgemein von nervösem Handel an einem Markt, der übers ganze Jahr gesehen ziemlich heiß gelaufen sei. Während der S&P-500 seit Jahresbeginn Aufschläge von noch immer satten 17 Prozent aufweist, kommen Dow-Jones und Nasdaq gar auf 22 bzw. 26 Prozent. "Mit den hohen Bewertungen sind Anleger anfälliger für Sorgen", sagte Marktstratege Lewis Grant von Hermes Investment Management. Und Gründe, sich Sorgen zu machen, gebe es genügend, hieß es weiter: Neben einer drohenden Nahostkrise und der nahenden Schuldenobergrenze auch noch die Suche nach einem Kompromiss zwischen den Steuerplänen des Senats und des Repräsentantenhauses.

Keine Inflationssorgen

Erstaunlich gelassen nahmen Marktakteure äußerst positive US-Arbeitsmarktdaten zur Kenntnis. Die US-Unternehmen haben im November ihren Personalbestand stärker als erwartet aufgestockt, wie der Arbeitsmarktdienstleister ADP berichtet. "Der Jobmarkt läuft heiß, mit breiten Zuwächsen über Wirtschaftsbranchen und Firmengrößen hinweg", sagte Mark Zandi, Chefökonom von Moody's Analytics. Derweil ist die Produktivität außerhalb der Landwirtschaft in den USA im dritten Quartal nach revidierter Rechnung etwas weniger deutlich als vorhergesagt gewachsen. Angesichts fast herrschender Vollbeschäftigung überraschten aber fallende Lohnstückkosten. "Die Schwäche der Arbeitskosten wird unzweifelhaft als Beleg herangezogen werden, dass Sorgen über eine Überhitzung des Arbeitsmarktes fehl am Platz sind", sagte Volkswirt Jim O'Sullivan von High Frequency Economics.

Offenbar sahen dies Rentenanleger genauso, denn die Anleihenotierungen in den USA stiegen und deuteten damit nicht auf Inflations- und Zinserhöhungsspekulationen hin. Die Rendite zehnjähriger US-Staatsanleihen fiel um 2 Basispunkte auf 2,33 Prozent. Händler verwiesen auf die drohende Nahostkrise als stützenden Faktor für die Rentenkurse hin.

Der Dollar neigte nach seinen jüngsten Gewinnen im Zuge der Steuerreform und der anrollenden US-Zinserhöhung zum Euro weiter zur Stärke. Gestützt wurde der Greenback angesichts eines gestiegenen Handelsbilanzdefizits auch von Spekulationen auf protektionistische Schritte durch US-Präsident Donald Trump, hieß es. Der Euro fiel auf 1,1795 Dollar nach Wechselkursen um 1,1828 am Vorabend. Die drohende Nahostkrise trieb Anleger in den vermeintlich sicheren Hafen Yen. Die japanische Währung legte zum Greenback deutlich zu.

Am Ölmarkt fielen die Preise nach den wöchentlichen US-Lagerbestandsdaten. Zwar ging es mit den Rohöllagerbeständen nach unten, wie bereits das private American Petroleum Institute am Vorabend gemeldet hatte. Allerdings sind die Vorräte bei Benzin und Destillaten sprunghaft gestiegen, so dass Marktteilnehmer lediglich von Umschichtungen der US-Bestände von Erdöl in Verarbeitungsprodukte sprachen. US-Leichtöl der Sorte WTI verbilligte sich zum Settlement um 2,9 Prozent auf 55,96 Dollar je Fass, die global gehandelte Sorte Brent um 2,6 Prozent auf 61,23 Dollar. Demzufolge gehörten auch einige Energiewerte zu den größten Verlierern. So fielen Transocean um 5,2 Prozent und Newfield Exploration um 6,9 Prozent.

Der Goldpreis blieb trotz der geopolitischen Spannungen ein "Opfer" des festen Dollar und fiel um weitere 0,2 Prozent auf 1.264 Dollar, nachdem er am Vortag auf ein Viermonatstief gesunken war. Auch der fehlende Inflationsdruck spreche nicht für Gold, hieß es.

Home Depot überzeugt nicht

Die US-Baumarktkette Home Depot hat ein 15 Milliarden Dollar schweres Aktienrückkaufprogramm angekündigt und ihre Jahresprognose bekräftigt. Doch hatten Analysten beim Ausblick auf mehr gehofft. Der Wert verlor 1,1 Prozent. Die Apothekenkette Walgreens Boots Alliance hat einen Minderheitsanteil von 40 Prozent an der chinesischen Sinopharm Holding Guoda Drugstores erworben. Die Aktie, die in diesem Jahr rund 15 Prozent verloren hat, stagnierte. Brown-Forman verteuerten sich um 6,2 Prozent, nachdem der Eigner von Marken wie dem Whisky Jack Daniel's die Analystenerwartungen beim Ergebnis übertroffen und den Ausblick nach oben genommen hatte.

Aerovironment schossen um knapp 26 Prozent empor. Das Unternehmen schaffte im zweiten Quartal des Geschäftsjahres 2018 die Rückkehr in die Gewinnzone. Das vor allem auf unbemannte Luftfahrzeuge spezialisierte Unternehmen vermeldete einen Nettogewinn von 7 Millionen Dollar, nachdem im gleichen Zeitraum des Vorjahres noch ein Minus von 4,2 Millionen Dollar ausgewiesen worden war.

Der US-Krankenversicherer Unitedhealth treibt die Diversifikation des Konzerns mit einem Milliardenzukauf voran. Das Unternehmen übernimmt das Ärzte-Netzwerk des Dialyse-Dienstleisters Davita für rund 4,9 Milliarden US-Dollar in bar. Die Titel gaben 0,1 Prozent nach, Devita stiegen um 13,6 Prozent. Die Papiere des Chemie-Unternehmens Tronox brachen um 27 Prozent ein. Die US-Handelskommission hat Bedenken in Bezug auf die Übernahme des Wettbewerbers Cristal aus Saudi-Arabien angemeldet.

Merck & Co sanken um 2,6 Prozent, nachdem die Bank of America die Aktie auf "Neutral" abgestuft hat. Für die Alibaba-Aktie ging es um 2,2 Prozent auf 172,63 Dollar nach oben. Die Analysten von Susquehanna haben die Aktie mit "Positive" gestartet und nennen ein Kursziel von 220 US-Dollar. Aber auch einige andere große Technologiewerte erholten sich. So stiegen die Aktien der Google-Mutter Alphabet um 1,3 Prozent, Amazon rückten um 1 Prozent vor und Microsoft kletterten um 1,5 Prozent nach oben.

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December 06, 2017 16:16 ET (21:16 GMT)

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