Alt 23.08.12, 17:03
Standard Sinkende Fed-Hoffnungen drücken Aktienmarkt
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Die am Vorabend ausgelösten Hoffnungen auf weitere Stimulusmaßnahmen durch die US-Notenbank schwinden am Donnerstag. Dies sorgt am Mittag (Ortszeit) für Kursverluste an der Wall Street. Der Dow-Jones-Index sinkt um 0,6 Prozent auf 13.090 Punkte. Für den S&P-500 und den Nasdaq Composite geht es um 0,5 bzw 0,4 Prozent nach unten. Hintergrund der Abgaben sind Aussagen des Fed-Gouverneurs von St. Louis, James Bullard. Dieser sagte auf CNBC, dass das aktuell moderate Wachstum die Federal Reserve (Fed) zunächst von weiteren Maßnahmen abhalten werde. Bullard hat zwar kein Stimmrecht im Offenmarktausschuss, aber er wies darauf hin, dass die Aussagen des Protokolls etwas veraltet seien. "Der Sinn des Ganzen ist, dass seit der FOMC-Sitzung eine Menge passiert ist. Darauf wollte er hinweisen", sagt Seth Setrakian, Händler bei First New York Securities.

Das am Vorabend veröffentlichte Protokoll der jüngsten Sitzung des Offenmarktausschusses hatte zunächst Hoffnungen auf eine dritte Runde geldpolitischer Lockerungen beflügelt, weil sich in der damaligen Diskussion offenbar mehr Fürsprecher gefunden hatten als davor. "Das Fed-Protokoll war geldpolitisch zweifellos eher freizügig, aber die Anleger haben auch die jüngst verbesserten US-Konjunkturdaten im Blick", meint David Morrison, Analyst bei GFT Markets. Sowohl die Arbeitsmarkt- als auch die Einzelhandelsdaten seien zuletzt besser als erwartet ausgefallen und auch der Economic Surprise Index der Citigroup sei seit Sommerbeginn deutlich gestiegen. "Die US-Daten sind daher fast perfekt - nicht zu heiß, nicht zu kalt -, während die großen Aktienindizes auf oder nahe mehrjährigen Hochs notieren", schreibt er in einem Kommentar.

Getrübt wird dieses eher positive Konjunkturbild allerdings von den aktuellen Arbeitsmarktdaten. Auf Wochensicht ist die Zahl der Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe entgegen den Erwartungen gestiegen. Dies wirft möglicherweise einen Schatten auf den bald anstehenden offiziellen Monatsbericht. Noch weniger ansprechend fielen die jüngsten Konjunkturdaten aus Asien und Europa aus. In China sank der Einkaufsmanagerindex im August auf den niedrigsten Stand seit neun Monaten. In der Eurozone zog dieser zwar leicht an, verharrte aber immer noch auf einem Niveau, das eine schrumpfende Geschäftstätigkeit signalisiert.

Vor diesem Hintergrund verblassen die frischen Daten vom US-Immobilienmarkt. Die Zahl der verkauften Neubauten stieg gegenüber dem Vormonat stärker als erwartet, auch der Jahreswert übertraf die Vorhersagen. Des Weiteren stiegen die Hauspreise im Juli etwas stärker als erwartet.

Am US-Anleihemarkt macht sich die wieder schwindende Risikoscheu bemerkbar. Die Aussicht auf ein neues Anleihekaufprogramm der US-Notenbank hatte Anleger am Vortag in den sicheren Hafen getrieben. Nun sorgen die trüben globalen Konjunkturaussichten für weitere Nachfrage. Die Rendite der zehnjährigen US-Staatsanleihen gibt weiter nach und sinkt auf 1,67 Prozent.

Am Rohstoffmarkt bleibt der Auswärtstrend beim Ölpreis intakt: Der Preis für ein Barrel US-Leichtöl der Sorte WTI zieht um 0,4 Prozent auf 97,68 Dollar an, die europäische Referenzsorte Brent verteuert sich stärker. Der Goldpreis legt wie bereits am Vortag signifikant zu und bewegt sich stramm Richtung 1.700 Dollar die Feinunze. Aktuell kostet das Edelmetall 1.673 Dollar je Feinunze. Hier stützen weiterhin Inflationssorgen - ausgelöst von der Spekulation auf geldpolitische Maßnahmen der Fed. Davon profitiert auch der Euro, der seine Vortagesrally etwas ausbaut und bei 1,2578 Dollar gehandelt wird.

Auf Unternehmensseite stehen die Aktien von Hewlett-Packard im Blick. Der Computerhersteller hat am Vorabend für das zweite Quartal wegen milliardenschwerer Abschreibungen einen Rekordverlust ausgewiesen. Eine Trendwende im schwierigen PC-Geschäft ist vorerst nicht in Sicht. Der Umsatz sank wie schon in den Vorquartalen, diesmal um fünf Prozent. Die Aktie fällt um 6,5 Prozent. Die Titel des Flugzeugbauers Boeing verlieren 2,5 Prozent, nachdem die australische Fluglinie Qantas die Bestellung von 35 Maschinen zum Listenpreis von insgesamt 8,5 Milliarden Dollar storniert hat.

Ebenfalls bergab geht es mit den Aktien von Guess, die um knapp 19 Prozent einbrechen. Der Bekleidungshersteller nahm seinen Gewinnausblick für das Gesamtjahr nach unten und liegt nun unter den Konsensschätzungen. Die Papiere von Big Lots stürzen um 21 Prozent ab, der Finanzdienstleister verfehlte im zweiten Quartal die Marktprognosen und senkte die Jahreszielsetzung. Gegen den allgemeinen Negativtrend schnellen die Anteilsscheine von Hain Celestial um 16,7 Prozent empor. Die Lebensmittelanbieter übertraf mit Viertquartalszahlen und Ausblick die Markterwartungen.

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