Alt 03.02.22, 18:46
Standard XETRA-SCHLUSS/EZB wird Zinsen anheben - Euro und Renditen steigen
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FRANKFURT (Dow Jones)--Es ist ein Notenbanktag gewesen - und was für einer. Obwohl keine Entscheidung der Europäischen Zentralbank zu erwarten war, und die ultralockere Geldpolitik auch bestätigt wurde, skizzierte EZB-Chefin Christine Lagarde zwischen den Zeilen den Einstieg aus dem Ausstieg. Während an den Zinsmärkten schon seit längerem mit steigenden Zinsen gerechnet wurde, schloss sich die Notenbank der Eurozone, auch im Hinblick auf die hohe Inflation, nun dieser Sichtweise an.

Nachdem sich die EZB lange Zeit "behind the curve" aufgehalten hatte, reitet sie nun gemeinsam auf der Welle steigender Leitzinsen mit der Bank of England wie auch der US-Notenbank. Der Euro machte einen Sprung nach oben und notierte im Tageshoch bei 1,1452 Dollar. Die Marktzinsen der Bundesanleihen mit einer Laufzeit von zehn Jahren stiegen um 11 Basispunkte auf 0,15 Prozent - dies war das höchste Niveau seit rund drei Jahren. Das Nachsehen hatte der Aktienmarkt, der DAX schloss 1,6 Prozent tiefer bei 15.368 Punkten.

EZB vollzieht falkenhafte Wende

Nach Auffassung von ING-Europa-Chefvolkswirt Carsten Brzeski markierte die EZB-Sitzung eine wichtige falkenhafte Wende. "Für einige sieht es sogar wie die späte Rache der Falken aus - allerdings hat die EZB die nächsten Schritte auf die März-Sitzung verschoben, wenn eine neue Runde von Makro- und insbesondere Inflationsprognosen verfügbar sein wird", urteilte Brzeski.

Lagarde habe die Tür für eine beschleunigte Verringerung der Anleihekäufe und eine Zinserhöhung in diesem Jahr geöffnet. "Unter der Annahme, dass die Energiepreise in den nächsten vier Wochen nicht einbrechen werden, erwarten wir, dass die EZB die Verringerung der Nettokäufe beschleunigen und im September beenden wird, so dass sie den Einlagensatz noch vor Jahresende mindestens einmal anheben kann."

Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer rechnete damit, dass die EZB ihre Zinsen im September und Dezember um je 25 Basispunkte anheben werde, dann läge der Einlagensatz bei 0 Prozent. In diesem Falle dürften nach Aussage eines Marktteilnehmers die Diskussion für das Verwahrentgelt enden, zum anderen müssten die Banken keine "Strafzinsen" mehr an die EZB zahlen. Kein Wunder, dass die Aktien der Banken zu den Profiteuren gehörten: so schlossen Deutsche Bank mit einem Plus von knapp 5 Prozent auf dem höchsten Stand seit rund vier Jahren, Commerzbank legten 5,2 Prozent zu.

Zudem gab es ein Reihe von Unternehmenszahlen, hier nur ein kleiner Abriss. Für die Infineon-Aktie ging es nach guten Geschäftszahlen um 4,9 Prozent nach unten. Bemängelt wurde an der Börse nach einem guten Start in das Jahr ein doch sehr konservativer Ausblick. Siemens Healthineers (-2,4%) bleibe auf dem Wachstumspfad, hieß es von der LBBW. Allerdings könne das Unternehmen die aktuellen Belastungseffekte nicht vollständig an die Kunden weiterreichen. Nach Zahlenausweis der Tochter T-Mobile US ging es für den Kurs der Deutschen Telekom um 2,6 Prozent nach oben.

Kontakt zum Autor: thomas.leppert@wsj.com

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February 03, 2022 11:57 ET (16:57 GMT)

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