Alt 05.11.14, 13:09
Standard Börsen bauen Gewinne aus - Bilfinger brechen ein
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Europas Börsen ziehen bis Mittwochmittag weiter an. Auch der leicht nach unten revidierte Einkaufsmanagerindex der europäischen Dienstleister tut der guten Stimmung keinen Abbruch. Dieser ist in der Zweitlesung für Oktober auf 52,3 Punkte von 52,4 in der Erstlesung nach unten revidiert worden. Die Aktienmärkte folgen vielmehr den guten Vorgaben der Wall Street. Der Wahlsieg der Republikaner bei den Kongresswahlen in den USA spielt an den Finanzmärkten keine Rolle. Damit wird das Regieren für Präsident Obama zukünftig noch schwieriger. Der Ausgang war aber erwartet worden.

Der Euro-Stoxx-50 steigt 1,4 Prozent auf 3.078 Punkte. Für den DAX geht es 1,2 Prozent auf 9.278 nach oben. Im MDAX bricht die Bilfinger-Aktie um 9,1 Prozent ein. Abschreibungen und Restrukturierungskosten im dreistelligen Millionen-Euro-Bereich haben den Baudienstleister nach neun Monaten tief in die roten Zahlen gedrückt. Der Konzernverlust belief sich auf 125 Millionen Euro, nach einem Gewinn von 116 Millionen Euro im Vorjahr. Ganz überraschend sind die Abschreibungen nicht, kommen aber bei den Anlegern dennoch nicht gut an.

Am Devisenmarkt fällt der Euro auf 1,2474 Dollar zurück. Mit dem Einkaufsmanagerindex rückt auch die EZB wieder in den Fokus der Anleger. Die Zentralbank tagt am Donnerstag. "Der Wert für die Eurozone verheißt nichts Gutes und lässt erwarten, dass sich die ohnehin schleppende Wirtschaftsentwicklung eher verschlechtern denn verbessern wird", sagte Markit-Chefökonom Chris Williamson. Die Gefahr einer Stagnation erhöhe den Druck auf die Europäische Zentralbank, die Nachfrage im Euroraum stärker zu fördern. Die Rufe nach einer großangelegten quantitativen Lockerung dürften lauter werden.

Weiter abwärts geht es beim Gold. Der Preis der Feinunze fällt von 1.168 im späten US-Geschäft auf 1.142 Dollar zurück. Neue den Goldpreis belastende Nachrichten gibt es nicht. Das Ende des Wertpapierkaufprogramms durch die US-Notenbank habe dem Edelmetall eine wichtige Unterstützung entzogen, heißt es unverändert. Charttechnisch hat sich die Lage mit dem Fall unter den langfristigen Aufwärtstrend aus dem Jahr 2000 bei 1.164 Dollar aber merklich eingetrübt.

Der Sektor der Öl- und Gaswerte legt um 0,9 Prozent zu und erholt sich damit nur leicht von dem Einbruch am Vortag. Die schwachen Wachstumsaussichten in Europa, der feste Dollar, die Überversorgung und letztlich die Preispolitik Saudi-Arabiens stellen einen schweren Belastungsfaktor für den Ölpreis dar. Die Aussichten für den gesamten Rohstoffsektor bleiben schwierig. Profiteur der nachgebenden Energiepreise sind die Fluglinien. Air France klettern 1,5 Prozent und IAG 1,2 Prozent.

Für das Lufthansa-Papier geht es im DAX 2,9 Prozent nach oben. Das Urteil des Bundesverfassungsgerichts, wonach die Luftverkehrssteuer vereinbar mit dem Grundgesetz ist, belastet nicht. Damit dürfte die seit 2011 bestehende Abgabe fortbestehen. Für etablierte Langstrecken-Flieger sei das weniger ein Problem, sagt ein Händler. Ihre Ticketpreise seien so hoch, dass die Abgabe prozentual weniger ausmache. Bei Billigfliegern schlage sie jedoch voll durch. Daher habe auch das Land Rheinland-Pfalz in Karlsruhe geklagt, das mit Frankfurt-Hahn den größten Billigflughafen unterhalte.

Ansonsten liefert die laufende Berichtssaison jede Menge Impulse - in Deutschland vor allem im MDAX. Brenntag steigen 3,9 Prozent. "Es sind nicht die Zahlen allein", sagt ein Händler: "Bei Brenntag reicht, dass sie mal keine schlechten Zahlen oder eine Gewinnwarnung gebracht haben." Dies sorge für Erleichterung und gleichzeitig Zuversicht, da der Ausblick für 2014 bestätigt worden sei. Als solide werden die Zahlen von Axel Springer gewertet. Zwar seien die Einmalaufwendungen höher als erwartet ausgefallen, der Ausblick wurde aber bestätigt. Die Aktie legt um 4,5 Prozent zu.

Der fortgesetzte Kursrückgang bei Sky sorgt im Handel nicht für Überraschung. "Nach dem Ablauf der Übernahmefrist war das eine normale Reaktion", sagt ein Händler. Das Angebot zum Preis von 6,75 Euro je Aktie ist am Montagnacht ausgelaufen. Nur dieses Angebot habe dafür gesorgt, dass Sky den zwischenzeitlichen Kursrutsch der Medienwerte nicht mitgemacht habe. Sowohl bei Titeln wie Axel Springer als auch ProSieben sei es seit Mitte September deutlich nach unten gegangen. Dies werde nun nachgeholt. Die Aktie verliert 3 Prozent auf 6,13 Euro.

Das Automobilgeschäft des Zulieferers ElringKlinger habe sich im abgelaufenen dritten Quartal weiter gut entwickelt, heißt es von Analyst Frank Biller von der LBBW zu den am Morgen vorgelegten Quartalszahlen. Der Kurs steigt um 1,2 Prozent. Gut kommen auch die Quartalszahlen und der Ordereingang von Kuka an. Die nun laufendem, aber bereits zuvor angekündigte Kapitalerhöhung, um die Übernahme der Swisslog Holding AG teilweise zu finanzieren, belastet nicht. Die Aktie legt um 2,4 Prozent zu.

Bei den Sektoren liegt der Einzelhandel mit einem Plus von 1,9 Prozent in Europa an der Spitze. Tagesgewinner hier sind Marks & Spencer mit einem Plus von 9,5 Prozent. Zwar litt das Geschäft im ersten Halbjahr unter dem warmen Wetter, der britische Einzelhändler überzeugte aber dennoch auf der Ertragsseite. Zudem hat das Unternehmen die Verschuldung abgebaut und erhöht nun die Zwischendividende.

Kontakt zum Autor: manuel.priego-thimmel@wsj.com

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