Alt 03.11.14, 12:05
Standard Europäische Einkaufsmanagerindizes verstimmen
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Schwächere europäische Einkaufsmanagerindizes belasten zum Wochenstart die Stimmung an den Börsen in Europa. Die Industrie in der Eurozone kann ihre Wachstumsflaute nicht nachhaltig überwinden. Im Oktober wurde sowohl das Produktions- als auch das Beschäftigungswachstum durch eine schwache Nachfrage gehemmt. Der DAX verliert am Mittag 0,3 Prozent auf 9.295 Punkte. Für den Euro-Stoxx-50 geht es 0,6 Prozent auf 3.093 Punkte nach unten.

Die regionalen Einkaufsmanager-Indizes belegen, dass sich die Wirtschaft in der Eurozone weiterhin unterschiedlich entwickelt. Kräftige Zuwächse in Irland, den Niederlanden und Spanien stehen in starkem Kontrast zu den Rückgängen in Italien, Griechenland, Frankreich und Österreich. Der Konjunkturmotor Deutschland hat nur ein geringfügiges Wachstum verzeichnet. Nachdem in Italien das verarbeitende Gewerbe im Oktober wieder unter die Wachstumsschwelle zurückgefallen ist, stellt die Börse in Mailand mit einem Abschlag von 1,5 Prozent den größten Verlierer in der Eurozone.

Schwächere Wirtschaftsdaten aus China sorgen ebenfalls für eine gewisse Zurückhaltung der Investoren. Die dortigen Einkaufsmanager-Indizes für das verarbeitende und das Service-Gewerbe sind im Oktober jeweils leicht zurückgegangen. Einige Anleger spekulieren nun, dass die chinesische Zentralbank die geldpolitischen Zügel lockern könnte. Am Freitag hatte die japanische Notenbank mit einer Lockerung überrascht und eine Rally an den Börsen ausgelöst.

Spannend ist die Entwicklung am Devisenmarkt. Der Euro ist unter die Marke von 1,25 Dollar gefallen und hat bei 1,2440 Dollar ein neues Jahrestief markiert. Nicht nur hat sich die US-Notenbank auf ihrer jüngsten Sitzung "falkenhafter" gezeigt als erwartet. Die Anleger gehen auch davon aus, dass die EZB in den kommenden Monaten die Geldpolitik weiter lockert, auch wenn das auf der Sitzung in der laufenden Woche wohl noch nicht der Fall sein dürfte. Am Mittag notiert der Euro bei 1,2492 Dollar.

Wie die Commerzbank anmerkt, zeigen die jüngsten Positionierungsdaten, wie attraktiv der Dollar ist. Die spekulativen Händler an der Chicagoer Börse hielten mittlerweile Dollar-Long-Positionen von fast 43 Milliarden Dollar. Das liege nur knapp unter dem historischen Höchstwert von vor zwei Wochen. Im Euro-Dollar-Paar komme noch die Skepsis gegenüber dem Euro hinzu. In diesem Währungspaar habe die Positionierung auf fallende Kurse nun Werte erreicht, die nur noch während der Euro-Schuldenkrise übertroffen worden seien.

Nach Zahlen steigen Ryanair 9 Prozent. Die Fluggesellschaft hat im abgelaufenen Quartal die Erwartungen übertroffen. Die eigenen Ziele für das laufende Jahr hat Ryanair nun nach oben genommen, auch wegen guter Buchungen. "Die Branche dürfte zum Wochenauftakt den Markt outperformen", sagt ein Händler. Übergeordnet entlastet die anhaltende Talfahrt des Ölpreises die Kostenseite der Unternehmen. Air France und Easyjet steigen jeweils um 2,4 Prozent und IAG 1,6 Prozent. Lufthansa-Aktien ziehen nicht mit und verlieren 0,5 Prozent.

Der Verzicht auf ein Gebot für die abzustoßenden Beteiligungen von Holcim/Lafarge macht HeidelbergCement mit einem Plus von 1,4 Prozent zum größten Kursgewinner im DAX. "Es wird die Sorge ausgepreist, dass HeidelbergCement in einem nach wie vor schwachen Zementmarkt Assets zu einem zu hohen Preis übernimmt", sagt ein Händler. Da diese Bedenken nun ausgeräumt seien, rückten die Quartalszahlen von HeidelbergCement am Donnerstag in den Fokus. Aus der Region Asien-Pazifik, die für HeidelbergCement "sehr wichtig" sei, habe es jüngst positive Nachrichten gegeben.

Die Absage wird auf der anderen Seite für Holcim und Lafarge negativ aufgenommen. Zudem haben nachlassende Umsätze in Europa und Lateinamerika das Ergebnis des Baustoffkonzerns Holcim im dritten Quartal belastet. Der Konzern verfehlte dabei mit seinen Ergebnissen die Erwartungen der Analysten. Der Nettogewinn sank in den drei Monaten per Ende in September um 4,7 Prozent auf 447 Millionen Schweizer Franken. Die Aktie von Holcim gibt um 2,6 Prozent nach, Lafarge verlieren 2,5 Prozent.

Mit dem Übernahmeangebot für Sapient bringt Publicis die Werbebranche in Bewegung. "Publicis bekommt nun einen Fuß in den digitalen Markt", sagt ein Händler. Die geplante Übernahme sei zwar teuer. Bei einem Unternehmenswert von 2,7 Milliarden Dollar biete Publicis 3,7 Milliarden Dollar. Damit werde das US-Unternehmen relativ hoch bewertet. Allerdings habe Sapient keine Schulden, sondern Bargeld-Reserven. Zudem könnte die Bewertung in der Branche eher nach oben getrieben werden. Publicis-Aktien verlieren 2,6 Prozent, Sapient haussieren an der Börse in Frankfurt um 50 Prozent.

Kontakt zum Autor: thomas.leppert@wsj.com

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