Alt 16.05.12, 23:21
Standard Griechenland bleibt zentrales Thema
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NEW YORK (Dow Jones) - Die US-Börsen haben ihre Verlustserie der vergangenen drei Handelstage zur Wochenmitte fortgesetzt. Ein möglicher Austritt Griechenlands aus der Eurozone blieb zentrales Thema und überlagerte gute US-Konjunkturdaten. Das Protokoll der jüngsten Sitzung der US-Notenbank bewegte den Markt kaum. "Die Unsicherheit sorgt für Gegenwind am Markt. Es steigt die Erwartung, dass Griechenland austritt und die Eurozone Ende 2012 nur noch 16 Mitgliedsländer hat. Die Unsicherheit besteht darin, dass wir nicht wissen, was das für uns bedeuten würde", kommentierte Nick Raich, Director of Research bei der Key Private Bank, die Sorgen der Börsianer.

Der Dow-Jones-Index gab um 0,3 Prozent auf 12.599 Punkte nach, für den S&P-500 ging es um 0,4 Prozent auf 1.325 Punkte abwärts. Der Umsatz lag bei 0,87 (Dienstag: 0,87) Milliarden Aktien. Dabei standen den 990 (1.069) Kursgewinnern 2.051 (1.980) -verlierer gegenüber, 101 (92) Titel schlossen unverändert. Finanz- und Technologiewerte zählten zu den deutlichsten Verlierern. Im Dow büßten Bank of America 2,6 Prozent und J.P. Morgan Chase 2,2 Prozent ein, Hewlett-Packard verloren 1,7 Prozent.

Sorgen machte sich der Markt weiter über den politischen Limbo in Griechenland, wo im kommenden Monat schon wieder gewählt werden muss, nachdem sich die Parteien im Parlament nicht auf eine Regierung einigen konnten. Die linksradikale Syriza, die bei der Wahl am vergangenen Sonntag zweitstärkste Kraft wurde, liegt in Umfragen nun deutlich vorne. Die Partei fühlt sich den mit EU und IWF vereinbarten Sparvorgaben nicht verpflichtet. Sollte sich Syriza bei den Neuwahlen im Juni durchsetzen und die Vereinbarungen aufkündigen, droht dem Land die schnelle Pleite und wohl der Austritt aus der Eurozone. Auch die Angst, dass die sehr viel größeren Länder Spanien und Italien in den Sog der Schuldenkrise gezogen werden, ist hoch, heißt es von einem Teilnehmer.

Für Verwirrung sorgte zudem die Meldung, dass die Europäische Zentralbank (EZB) hat die griechischen Banken von ihrem Hauptrefinanzierungsgeschäft ausgeschlossen hat. Die Institute können sich erst wieder bei der EZB refinanzieren, wenn die Bankenrekapitalisierung abgeschlossen sei, teilte die Zentralbank mit. Seit der Verschärfung der Schuldenkrise im Jahr 2009 kämpfen die griechischen Geldhäuser mit einem steten Abfluss von Kapital in andere Länder. Allein am Montag wurden rund 700 Millionen Euro an Einlagen bei griechischen Banken abgezogen.

Robuste Daten von der US-Konjunktur

Gute Nachrichten kamen von der Konjunkturseite: Die Industrieproduktion in den USA ist wegen der guten Nachfrage im April um 1,1 Prozent gestiegen. Zugleich stieg die Kapazitätsauslastung der Fabriken auf 79,2 Prozent. Im Vorfeld hatten Ökonomen einen Anstieg der Produktion um nur 0,6 Prozent prognostiziert, für die Kapazitätsauslastung war ein Wert von 79,0 Prozent vorhergesagt worden. Die vor Sitzungsbeginn veröffentlichten US-Immobiliendaten für April fielen zwar leicht unter den Prognosen aus. Bei den Baubeginnen wurde der Vormonatswert aber deutlich nach oben revidiert.

Die Veröffentlichung des Protokolls der letzten Sitzung der US-Notenbank brachte wenig Überraschung und bewegte den Aktienmarkt daher kaum. "Es gab nichts Neues. Sie haben die Tür (für quantitative Lockerungen) offen gehalten, aber die Hürde ist sehr hoch", sagte John Praveenvon Prudential Financial. Unmittelbare geldpolitische Lockerungen haben die Notenbanker nicht ins Auge gefasst. Allerdings äußerten mehrere Mitglieder des Offenmarktausschusses, dass zusätzliche Stimulierungsmaßnahmen nötig werden könnten, wenn sich die Erholung der US-Wirtschaft abschwächen sollte.

Die US-Anleihen erholten sich nach den so genannten "Minutes" des Fed, nachdem sie im frühen Handel unter leichten Gewinnmitnahmen gelitten hatten. Die Rendite zehnjähriger Papiere lag im späten Handel bei 1,76 Prozent.

Nachfragesorgen ließen den Ölpreis indes weiter nachgeben. Der Preis für ein Barrel Öl der Sorte WTI sank zum Settlement um 1,2 Prozent auf 92,81 Dollar. Die Rohöl-Lagerbestände der USA sind im Vergleich zur Vorwoche um 2,1 Millionen auf 381,6 Millionen Barrel gestiegen und damit mehr als doppelt so stark wie von Analysten erwartet. Damit sind die Bestände des größten Ölkonsumenten der Welt weiterhin auf dem höchsten Niveau seit über 20 Jahren. Allein in den vergangenen beiden Wochen haben die Preise vor diesem Hintergrund um fast 13 Prozent nachgegeben.

General Electric gesucht

Unter den Einzelwerten zogen die Papiere von General Electric (GE) um 3,3 Prozent auf 19 Dollar an, nachdem die Finanzsparte des Konzerns angekündigt hatte, wieder eine vierteljährliche Dividende an den Mutterkonzern ausschütten zu wollen. Dies könnte eine Trendwende bei der einst kriselnden GE-Tochter signalisieren, hieß es am Markt. Daneben kündigte GE an, den Australischen Minenausrüster Industrea für rund 700 Millionen Dollar und ferner den US-Minenzulieferer Fairchild International für eine nicht veröffentlichte Summe übernehmen zu wollen.

J.C. Penney brachen nach enttäuschenden Ergebnissen für das erste Quartal hingegen um 19,7 Prozent auf 26,75 Dollar ein. Der Einzelhändler hat einen Nettoverlust von 0,75 Dollar je Aktie verbucht. Vor Sonderposten belief sich der Verlust auf 0,25 Dollar je Aktie, während Experten mit einem Verlust von lediglich 0,01 Dollar gerechnet hatten. Nur wenig besser hielten sich Abercrombie & Fitch. Nachdem die Bekleidungskette mit den Umsätzen im ersten Quartal hinter den Erwartungen zurückgeblieben war und einen eingetrübten Ausblick für das Gesamtjahr abgegeben hatte, ging es für die Aktie um 13 Prozent auf 39,50 Dollar in den Keller.

General Motors kletterten um 2,3 Prozent auf 21,91 Dollar. Nach Börsenschluss am Vortag wurde berichtet, dass Berkshire Hathaway - das Unternehmen des Großinvestors Warren Buffett - 10 Millionen Titel des Autobauers erworben hat.

Facebook erhöht das Emissionsvolumen

Facebook hat das Emissionsvolumen für den bevorstehenden Börsengang kräftig angehoben. Statt 337,4 Millionen wird das Soziale Netzwerk nun 421,2 Millionen Aktien ausgeben. Am Dienstag hatte Facebook bereits wegen der großen Nachfrage die Preisspanne auf 34 bis 38 US-Dollar je Aktie erhöht. Informierte Personen sehen den Unternehmenswert nun bei 93 bis 104 Milliarden Dollar. Am Donnerstagabend wird Facebook die finalen IPO-Dokumente an die US-Börsenaufsicht SEC übermitteln. Die Aktien sollen erstmals am Freitag an der Börse gehandelt werden.

DJG/DJN/kko

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