Alt 15.05.12, 22:20
Standard Neuwahlen in Griechenland belasten die Stimmung
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NEW YORK (Dow Jones) - Neue Hiobsbotschaften aus Griechenland haben den US-Anlegern am Dienstag die kurze Freude über gute Konjunkturdaten verhagelt. Weil sich die griechischen Parteien nicht auf eine Regierung verständigen konnten, wird es in dem schuldenstrapazierten Land zu Neuwahlen kommen. Die Wahrscheinlichkeit für einen Austritt des Landes aus der Eurozone ist damit gestiegen. Auf Konjunkturseite fiel der Empire State Manufacturing Index für Mai überraschend gut aus, genauso wie die Daten zum deutschen Wirtschaftswachstum.

Der Dow-Jones-Index sank nach einem volatilen Verlauf um 0,5 Prozent auf 12.632 Punkte, während der S&P-500 0,6 Prozent leichter bei 1.331 Punkten aus dem Handel ging. Der Umsatz lag bei 0,87 (Montag: 0,80) Milliarden Aktien. Dabei standen den 1.069 (481) Kursgewinnern 1.980 (2.607) -verlierer gegenüber, 92 (77) Titel schlossen unverändert.

Nach einem Treffen mit den Spitzen der fünf größten Parteien hat der griechische Staatspräsident Karolos Papoulias für morgen Vormittag ein Treffen einberufen, um eine Übergangsregierung zu bestimmen. Laut den jüngsten Umfragen liegt die radikale Linke mit großem Vorsprung vor den anderen Parteien. Die radikale Linke hat bereits angekündigt, das Sparprogramm von EU und IWF aufzukündigen. Damit droht Griechenland die baldige Pleite und möglicherweise ein Ausscheiden aus der Eurozone. Was das jedoch für den Euro und die Stabilität der Wirtschaftsgemeinschaft bedeuten würde ist alles andere als vorhersehbar.

"Wenn sie die Eurozone verlassen, könnte das einen Dominoeffekt auslösen", warnte Analyst Jason Weisberg von Seaport Securities. "Italien, vielleicht Portugal und Spanien, wer weiß? Wenn einer geht, was hindert dann die anderen daran - das ist, denke ich, die übergeordnete Angst."

Griechen holen ihr Geld von den Banken

Nicht gerade hilfreich war in diesem Zusammenhang eine Erklärung des griechischen Präsidenten, wonach die Griechen am Montag 700 Millionen Euro an Einlagen von den griechischen Banken abgezogen haben. "Die Banken sind derzeit sehr schwach", beurteilte der Präsident die Lage des heimischen Bankensektors. Seit der Verschärfung der Schuldenkrise im Jahr 2009 kämpfen die griechischen Geldhäuser mit einem steten Abfluss von Kapital in andere Länder.

"Die ganze Sache mit der Eurozone beinhaltet so viele variable Punkte", sagte Mike Shea von Direct Access Partners. "Es ist schwer, die das zum jetzigen Zeitpunkt einzuschätzen und ich denke, das ist auch der Markt den wir gerade sehen."

Die US-Anleihen erholten sich mit den Entwicklungen in Griechenland von frühen Verlusten, der Euro ging dagegen auf Talfahrt und fiel deutlich unter die Marke von 1,28 Dollar auf den niedrigsten Stand seit Januar. Die Rendite zehnjähriger US-Anleihen lag im späten Handel bei 1,77 Prozent.

Der Ölpreis hat mit den Sorgen über das weitere Schicksal der Eurozone erneut den Rückwärtsgang eingelegt. Zum Settlement fiel der Preis für ein Barrel Öl der Sorte WTI um 0,8 Prozent auf 93,98 Dollar.

Konjunkturdaten überzeugen

Positive Meldungen kamen indes von Konjunkturseite: Der Empire State Manufacturing Index für Mai fiel mit 17,09 deutlich über der Prognose von 9,30 aus, wobei sich auch die Subkomponenten insgesamt recht freundlich präsentierten. Der Index gilt allerdings als recht volatil und weniger aussagekräftig als der Philadelphia Fed Index.

In Deutschland ist unterdessen das Bruttoinlandsprodukt überraschend um 0,5 Prozent gestiegen. Ökonomen hatten nur ein mageres Plus von 0,1 Prozent zum Vorquartal erwartet. Damit hat die größte Volkswirtschaft des Euroraums eine Rezession vermieden. Die übrigen US-Daten des Tages lagen weitestgehend im Rahmen der Erwartungen.

Die Wall Street ist gerade dabei, "den Rest an Überoptimismus auszupressen. Wenn das getan ist, können wir wieder einen realistischeren Blick auf die Fundamentaldaten werfen und da gibt es einige Lichtblicke: Die USA schlagen sich ganz gut", sagte Bruce McCain, Investment-Stratege der Key Private Bank.

Home Depot nach Zahlen unter Druck

Die Berichtssaison ging ebenfalls weiter. Die US-Baumarktkette Home Depot hat im ersten Quartal von der milden Witterung profitiert. Der Konzern, der 2.254 Baumärkte hauptsächlich in den USA betreibt, übertraf mit kräftigen Gewinnzuwachs die Erwartungen und erhöhte wie erwartet die Prognose für das Gesamtjahr. Allerdings enttäuschte das Unternehmen beim Umsatz. Die Aktie verlor 2,4 Prozent auf 48,67 Dollar.

Groupon hat im ersten Quartal die Umsatzerwartungen von Analysten übertroffen und einen besser als erwarteten Ausblick auf das zweite Jahresviertel abgegeben. Die Aktie sprang zeitweise um mehr als 17 Prozent nach oben und schloss mit einem Plus von 3,7 Prozent bei 12,17 Dollar.

Das soziale Netzwerk Facebook schraubt Kreisen zufolge im bevorstehenden Börsengang die Angebotsspanne für ihre Aktien hoch. Eine informierte Person sagte, wegen der hohen Nachfrage soll die Preisspanne jetzt auf 34 bis 38 Dollar je Aktie steigen von bislang 28 bis 35 Dollar. Die Nachfrage nach den Aktien sei bei der Roadshow überwältigend gewesen, sagte die eingeweihte Person weiter. Gemessen an der neuen Preisspanne liege der Unternehmenswert nun bei 93 bis 104 Milliarden Dollar. Bei der Preisspanne von 28 bis 35 US-Dollar liegt der Unternehmenswert zwischen 77 und 96 Milliarden Dollar.

Coty findet Avon nicht mehr schön

Der Parfüm- und Kosmetikkonzern Coty hat seine milliardenschwere Übernahmeofferte für Avon zurückgezogen. Das Unternehmen werde nun nach anderen Alternativen suchen, teilte Coty dem Board der US-Kosmetikgesellschaft mit. Coty hatte sich für die geplante Übernahme zuletzt Starinvestor Warren Buffett ins Boot geholt und das Angebot für Avon auf 10,69 Milliarden US-Dollar erhöht. Gleichzeitig hatte Coty angekündigt, sie werde die höhere Offerte zurücknehmen, sollte die Avon Products Inc bis zum 14. Mai nicht reagieren. Avon hatte ihrerseits am Sonntag mitgeteilt, sie wolle binnen einer Woche auf das neue Gebot reagieren. Avon fielen um 10,7 Prozent auf 18,71 Dollar.

DJG/DJN/kko

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