Alt 13.09.12, 21:41
Standard US-Notenbank liefert - Aktien und Goldpreis legen zu
Beitrag gelesen: 396 x 

Die US-Notenbank wird erneut die Geldschleusen öffnen und hat damit die Hoffnungen der Märkte erfüllt. Mit massiven Käufen von Hypothekenanleihen hofft die Federal Reserve, die Geldpolitik weiter lockern zu können, um trotz eines Zinsniveaus von praktisch null noch einen geldpolitischen Impuls in die vor sich hin dümpelnde Wirtschaft zu senden. Die Fed nannte für die Maßnahme keine zeitliche Begrenzung. Mit der Bekanntgabe von "Quantitative Easing 3" (QE3) zogen Aktienkurse, Euro und Goldpreis deutlich an. Der Dow-Jones-Index und der S&P-500 schlossen am Donnerstag auf dem höchsten Stand seit Dezember 2007. Die Apple-Aktie markierte nach der Präsentation des neuen iPhone5 im Verlauf ein neues Allzeithoch.

Der Dow-Jones-Index legte um 1,5 Prozent auf 13.540 Punkte zu. Es fehlen nun nur noch knapp fünf Prozent bis zum Allzeithoch bei 14.165 Punkten vom 9. Oktober 2007. Der S&P-500 erhöhte sich um 1,6 Prozent auf 1.460 Punkte. Der Nasdaq-Composite gewann 1,3 Prozent auf 3.156 Punkte. Die Umsätze zogen auf 0,80 (Mittwoch: 0,66) Milliarden Aktien an. Dabei kamen auf die 2.384 (1.976) Kursgewinner 669 (1.054) -verlierer, unverändert schlossen 93 (98) Titel.

Die Fed will pro Monat für 40 Milliarden Dollar mit Immobilien besicherte Anleihen der staatlichen Hypothekenfinanzierer kaufen. Sollte sich die Lage am Arbeitsmarkt nicht verbessern, versprach die Notenbank, zusätzlich zu den Hypothekenanleihen auch andere Wertpapiere zu kaufen. Zugleich wird die "Operation Twist" zur Senkung der langfristigen Zinsen bis zum Jahresende fortgesetzt. Indem weitere Käufe von Wertpapieren von der Entwicklung des Arbeitsmarkts abhängig gemacht werden, demonstriert die Zentralbank eine größere Entschlossenheit als bisher, die hohe Arbeitslosigkeit zu bekämpfen.

"Noch zu Jahresbeginn waren die Sorgen bezüglich eines Kollaps der Eurozone groß und es bestand die Gefahr, dass die USA in die Rezession abrutscht. Derzeit sieht es nicht mehr danach aus und die Fed unterstützt diese Entwicklung weiter", sagte Pat Dorsey von Sanibel Captiva Trust. Die insgesamt aber nur moderate Reaktion dürfte mit der schon sehr hohen Erwartungshaltung der Anleger in Zusammenhang stehen. Wie die Societe Generale im Vorfeld anmerkte, hätten in Umfragen bereits mehr als 70 Prozent der Befragten mit einer neuen Runde quantitativer Lockerung gerechnet.

Einige Anleger könnten möglicherweise sogar enttäuscht sein. So hatte etwa die Credit Agricole nicht ausgeschlossen, dass sich die Fed für die Option eines unbefristeten Kaufprogramms mit einem Volumen von monatlich 50 bis 60 Milliarden Dollar entscheidet. Newedge weist allerdings darauf hin, dass sich die Fed alle Türen für zusätzliche Aktionen offen lasse.

Am US-Anleihemarkt ging es nach den Fed-Aussagen zunächst deutlich nach unten, doch im späten Handel kam es zu einer Erholung. "Die Notenbank dürfte eine ganze Menge Anleihen aus dem Markt nehmen, so das es für die Renditen nur noch begrenztes Aufwärtspotenzial gibt", so Robert Tipp von Prudential Fixed Income Management. Vor allem das lange Ende des Marktes hatte nach den Aussagen der Notenbank unter Abgabedruck gestanden. Die Rendite des Longbond stieg zwischenzeitlich über 3 Prozent, der höchste Stand seit Mai. Die Anleger gehen nun aber davon aus, dass die "Operation Twist" zur Senkung der langfristigen Zinsen über das Jahresende hinaus fortgesetzt werden könnte. Die Rendite zehnjähriger Papiere lag bei 1,74 Prozent.

Die Preise für Gold und Silber stiegen auf die höchsten Stände seit rund sechs Monaten. Der Goldpreis legte zum Settlement um 2,2 Prozent auf 1.769,10 Dollar je Feinunze zu. Die Investoren hätten in Erwartung einer steigenden Inflation durch die Maßnahmen der US-Notenbank beherzt zugegriffen, hieß es aus dem Handel.

Der Euro schaffte erstmals seit Anfang Mai, wenn auch nur kurzzeitig, wieder den Sprung über die Marke von 1,30 Dollar. Mit den steigenden Aktienkursen an Wall Street habe sich die Nachfrage für den "sicheren Hafen" Dollar reduziert. Der Greenback gab auch zum Yen nach. Der Ölpreis stieg auf den höchsten Stand vier Monaten und notierte zum Settlement bei 98,31 Dollar, ein Plus von 1,3 Prozent gegenüber dem Vortag. Neben den Fed-Maßnahmen, welche die Hoffnung auf eine steigende Ölnachfrage erhöhten, wurde auch auf die sich wieder zuspitzende Lage im Nahen Osten verwiesen.

Alle anderen Ereignisse traten mit den Entscheidung der US-Notenbank komplett in den Hintergrund. Dazu gehörten auch die US-Konjunkturdaten des Tages. Die Erzeugerpreise stiegen im Monat August überraschend deutlich, und in der vergangenen Woche beantragten mehr Menschen Arbeitslosenunterstützung als erwartet.

Im Fokus bei den Einzelwerten stand die Apple-Aktie nach der Vorstellung des iPhone 5 während des späten US-Handels am Vortag. Sie verbesserte sich um 2,0 Prozent auf 682,98 Dollar, nachdem im Verlauf bei 685,50 Dollar erneut ein Allzeithoch markiert worden war. Mit Barclays, Goldman Sachs und die Deutsche Bank haben gleich drei Banken ihre Kursziele für die Aktie nach oben genommen und raten weiter zum Kauf.

Im Dow-Jones-Index waren vor allem die Bankenwerte nach den Fed-Aussagen gesucht. Hier gewann die Aktie der Bank of America 4,8 Prozent und war damit Tagesgewinner. Die Titel von J.P.Morgan legten um 3,7 Prozent zu. Der Banken-Sektor insgesamt stieg um 3 Prozent.

Die bestätigten Gespräche über ein Zusammengehen der Rüstungssparten von EADS und BAE Systems lenkten den Blick auf die US-Konkurrenten und deren potenzielle Reaktionen. So hat Boeing bereits mitgeteilt, in dem möglichen großen Konkurrenten fundamental keine Gefahr zu sehen. Die Boeing-Aktie schloss mit einem Plus von 0,9 Prozent.

Kontakt zum Autor: thomas.rossmann@dowjones.com

DJG/DJN/ros

Copyright (c) 2012 Dow Jones & Company, Inc.
Für Inhalt und Rechtmäßigkeit dieses Beitrags trägt der Verfasser Dow Jones die alleinige Verantwortung. (s. Haftungshinweis)  
 Es ist 23:55 Uhr.
Top 



copyright: imagine Grafik - DTP - Webdesign - [AGB / Datenschutz]