Alt 14.10.15, 16:07
Standard China-Preisdaten schüren Konjunkturskepsis
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TOKIO/SCHANGHAI (Dow Jones) - Zweifel am chinesischen Wirtschaftswachstum haben zur Wochenmitte die Börsen in Ostasien belastet. Der überraschend geringe Verbraucherpreisauftrieb in China nährte Befürchtungen, dass die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt in diesem Jahr ihr Wachstumsziel verfehlen wird. Die Daten befeuerten zwar auch Erwartungen, dass die chinesische Zentralbank (PBOC) mit geeigneten Maßnahmen gegensteuern wird, doch war das Vertrauen in die PBoC nicht stark genug, um das Blatt zu wenden. Am deutlichsten ging es in Tokio nach unten, wo der Nikkei-225-Index 1,9 Prozent auf 17.891 Punkte abgab. In Schanghai lagen die Kurse anfangs noch leicht im Plus, fielen bis zum Handelsende aber um 0,9 Prozent. In Hongkong gab der Hang-Seng-Index um 0,7 Prozent nach.

Erstaunlich gelassen reagierte dagegen die Börse in Sydney, wo die Kurse im Schnitt nur 0,1 Prozent einbüßten - und das, obwohl China wichtigster Abnehmer australischer Rohstoffe ist. Australische Anleger hätten sich mit der Hoffnung getröstet, dass die eigene Notenbank im kommenden Monat die Zinsen senken werde, hieß es dazu.

Die chinesischen Verbraucherpreise stiegen im September auf Jahressicht um 1,6 Prozent. Damit hat sich der Preisauftrieb im Vergleich zum August, als ein Plus von 2 Prozent verzeichnet wurde, etwas stärker als erwartet verlangsamt. Ökonomen hatten einen Anstieg um 1,8 Prozent erwartet. Die Erzeugerpreise gingen hingegen im vergangenen Monat um 5,9 Prozent zurück, was Beobachter mit dem Verfall der Rohstoffpreise erklären. Die Daten seien aber nicht so schlecht, wie es den Anschein habe, sagt Bill Adams von PNC Financial Services Group. Sie deuteten nämlich darauf hin, dass nicht etwa das Exportvolumen abgenommen habe, sondern die Exportpreise. Die September-Daten zeigten zwar, dass der chinesische Exportsektor schwächele, er sei aber nicht so schwach, wie die jüngsten Daten zu den Exportrückgängen vom Montag vermuten ließen.

Die Volkswirte der australischen Bank ANZ vermuteten, dass die PBoC aufgrund der schwachen Datenlage im vierten Quartal die Mindestreserveanforderungen für die Banken um 50 Basispunkte senken wird. China müsse seine Geldpolitik lockern, so die Experten. Und falls die Verbraucherpreise noch stärker fallen sollten, seien möglicherweise sogar Leitzinssenkungen notwendig. Seit November vergangenen Jahres hat die PBoC fünf Leitzinssenkungen vorgenommen und die Mindestreserveanforderungen dreimal verringert.

An der Tokioter Börse wurden die chinesischen Konjunkturdaten besonders negativ aufgenommen, zumal nachdem schon am Dienstag die chinesischen Importdaten auf einen drastischen Rückgang der Binnennachfrage hingedeutet hatten. China ist für Japan ein wichtiger Absatzmarkt. Am Mittwoch verbilligten sich die Aktien von Nippon Steel & Sumitomo Metal Corp um 5,4 Prozent. Im Maschinenbausektor gaben Fanuc um 3,5 Prozent nach. Der Kurs der Reederei Mitsui O.S.K. Lines fiel um 4 Prozent.

Aktien japanischer Ausrüster der Chipindustrie wurden verkauft, nachdem Intel am Vorabend in den USA einen Gewinnrückgang gemeldet hatte. Zwar schnitt Intel nicht so schlecht ab wie befürchtet, doch leidet der US-Chiphersteller unter der schwindenden Nachfrage nach PC-Chips - eine Folge der wachsenden Beliebtheit von Smartphones, die traditionellen PCs bei den Nutzern den Rang ablaufen. Der Kurs von Tokyo Electron, weltweit die Nummer 3 der Chip-Ausrüster, fiel um 3,3 Prozent. Advantest büßten 3,9 Prozent ein und die Aktien von Nikon, eines der führenden Hersteller von Chip-Lithographiegeräten, 5,3 Prozent. Bei Nikon belastete zusätzlich ein Medienbericht, wonach der Quartalsgewinn des Unternehmens die Konsensschätzung verfehlen wird. Sumco und Shin-Etsu Chemical gaben um 7,7 und 2,8 Prozent nach.

An der Börse in Sydney waren Bankenaktien gesucht. Sie profitierten davon, dass Westpac höhere Hypothekenzinsen ankündigte. Die Bank will damit die Kosten höherer Kapitalanforderungen an die Kunden weitergeben. Es wird erwartet, dass andere Institute diesem Beispiel folgen. Die Westpac-Aktie war vom Handel ausgesetzt. National Australia Bank gewannen 0,9 Prozent und Australia and New Zealand Banking Group 0,5 Prozent. Commonwealth Bank of Australia legten um 0,4 Prozent zu.

In Singapur senkte die dortige Zentralbank, die Monetary Authority of Singapore, am Mittwoch die Zinsen und begründete dies mit den sich eintrübenden Aussichten für die Weltwirtschaft. Der Straits-Times-Index fiel gleichwohl um 0,4 Prozent.

Aktien der Energiebranche standen in der ganzen Region unter Druck, nachdem die Internationale Energieagentur am Dienstag vor einem Rückgang der weltweiten Ölnachfrage im kommenden Jahr gewarnt und den Ölpreis damit belastet hatte. Inpex verloren in Tokio 2,7 Prozent und CNOOC in Hongkong 0,9 Prozent. Für Woodside Petroleum ging es in Sydney um 1,6 Prozent nach unten, und Santos brachen um 6,8 Prozent ein. Die Santos-Aktie reagiere am stärksten auf Ölpreisschwankungen, merkte Analyst Nik Burns von der UBS an. Der Preis für ein Barrel der US-Sorte WTI zeigte sich am Mittwochvormittag kaum verändert bei 46,78 Dollar.

Gold war unterdessen als sicherer Hafen gefragt. Die Feinunze kostete am Mittwochvormittag 1.174 Dollar, das waren fast 9 Dollar mehr als am Dienstagabend zum US-Settlement.

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