Alt 20.12.12, 21:24
Standard Boehner und Konjunkturdaten machen Mut
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Brummende Konjunktur, Haushaltspoker, Megafusion: der Wall Street hat es am Donnerstag nicht an Themen gefehlt. Doch erst im Späthandel kamen die Investoren aus der Reserve und kauften Aktien. Letzter Stand im Haushaltsstreit: Der führende Republikaner Boehner will weiter mit Präsident Obama verhandeln, auch wenn er seinen sogenannten "Plan B" noch in der Nacht zur Abstimmung im Repräsentantenhaus bringen möchte. Boehner will Steuererhöhungen auf Einkommen über eine Million Dollar begrenzen. Obama hat den Plan bereits abgelehnt. Ursprünglich sollte die Abstimmung früher erfolgen. "Wenn Boehner die Stimmen schon hätte, wäre die Abstimmung schon am Nachmittag erfolgt", meinte Dan Greenhaus von BTIG LLC.

Daneben stand eine Megafusion im Börsenbereich im Fokus der Investoren. So übernimmt die auf den Derivate-Handel spezialisierte Intercontinental Exchange (ICE) die NYSE Euronext für 8,2 Milliarden Dollar. Für die Aktionäre der NYSE eine gute Nachricht, sie erhalten einen Aufschlag von 38 Prozent auf den Schlusskurs des Vortages. Die Aktionäre des Börsenbetreibers können aber wählen, ob sie ihre Aktien gegen Bargeld andienen oder gegen Anteile an der ICE tauschen. Möglich ist auch ein Mix aus beidem. Fraglich ist freilich, ob die beiden den Segen der Wettbewerbshüter bekommen.

Die NYSE-Aktie war schon im nachbörslichen Handel am Mittwoch mit den Spekulationen um einen Zusammenschluss um über 20 Prozent nach oben geschossen. Am Donnerstag legten die Titel um gut 34 Prozent auf 32,25 Dollar zu und näherten sich damit dem Übernahmepreis von 33,12 Dollar je Aktie an. Die Titel der ICE gewannen 1,4 Prozent.

Der Dow-Jones-Index gewann 0,5 Prozent, der S&P-500 stieg um 0,6 Prozent und der Nasdaq-Composite legte um 0,2 Prozent zu. Der Umsatz fiel auf 0,68 (Mittwoch: 0,75) Milliarden Aktien. Den 2.066 (1.510) Kursgewinnern standen 965 (1.533) -verlierer gegenüber. Unverändert schlossen 133 (122) Titel. Von Konjunkturseite kamen freundliche Signale, die aber erst mit Verspätung zu Käufen führten. Dabei war das US-BIP nach der 3. Revision im dritten Quartal stärker gestiegen als erwartet. Und der Philadelphia-Fed-Index sprang überraschend auf plus 8,1, während die Schätzung der Analysten hier auf minus 2,1 gelautet hatte. Die Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe trafen mit einem Stand von 361.000 exakt die Erwartungen des Marktes.

Der Preis für Gold hat seine jüngste Abwärtsfahrt wieder aufgenommen. Mit nur noch 1.649 Dollar je Feinunze kostete das Edelmetall so wenig wie zuletzt Ende August, im Tief fiel es bis auf 1.636 Dollar. Möglicherweise habe die Spekulation gedrückt, dass die Politik sich im Haushaltsstreit nicht einigen wird ,sagte Frank McGhee von Integrated Brokerage Services. Die dann einsetzenden Ausgabensenkungen und Steuererhöhungen könnten die Sorge vor Inflation vermindern. Dies wiederum laste auf Gold, dem klassischen Inflationsschutz.

Am Devisenmarkt stand das Währungspaar Dollar/Yen nach der neuerlichen geldpolitischen Lockerung der Bank of Japan (BoJ) im Fokus. Die japanischen Währungshüter haben wie weitgehend erwartet den Ankauf von Anleihen um 10 auf 101 Billionen Yen ausgeweitet. Zunächst war der Dollar nach der BoJ-Entscheidung kurzzeitig unter die Marke von 84 Yen gefallen, kletterte dann aber mit 84,46 auf den höchsten Stadt seit April 2011. Der Euro fiel unterdessen wieder unter die Marke von 1,3250 Dollar.

Der Ölpreis setzte seine Aufwärtsbewegung noch etwas fort und gewann 0,2 Prozent auf 90,13 Dollar, einem Zweimonats-Hoch. Am Markt wurde dies begründet mit den guten Konjunkturdaten und der Prognose eines Kälteeinbruchs im Mittleren Westen. Die US-Anleihen zeigten sich nach der Erholungsbewegung des Vortages mit einer kaum veränderten Tendenz.

Schwächster Wert im Dow war die Merck-Aktie, die 3,4 Prozent fiel. Der Pharmakonzern muss eine herbe Enttäuschung verdauen: Merck kündigte an, keinen Antrag auf Zulassung des Cholesterinmittels Tredaptive zu stellen. Das Mittel habe in klinischen Untersuchungen nicht das Risiko von Herzanfällen und -infarkten senken können.

Ein zurückhaltender Ausblick belastete die Aktie der Möbelhauskette Bed Bath & Beyond. Das Unternehmen rechnet im vierten Quartal mit einem Gewinn je Aktie von 1,60 bis 1,67 Dollar, die Konsensschätzungen lagen dagegen bei 1,75 Dollar. Die Aktie verlor 6,5 Prozent.

Apple musste im Dauerclinch mit Samsung eine weitere Schlappe hinnehmen. Das US-Patentamt wies nun sämtliche Patentansprüche Apples auf die so genannte Pinch-to-Zoom-Funktion ab - dabei hatte der iPhone-Hersteller nicht zuletzt unter anderem auf Grundlage eben dieses Patents vor Gericht hohen Schadenersatz von seinem Erzrivalen Samsung erstritten. Die Apple-Aktie gab 0,9 Prozent nach.

Nach der Schlussglocke wird Nike noch Rechenschaft über das zweite Quartal ablegen. Im Vorfeld stieg die Aktie des Sportartikel-Herstellers um 1,3 Prozent.

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