Alt 19.12.12, 22:24
Standard Anleger feiern GM-Reprivatisierung und misstrauen Politik
Beitrag gelesen: 361 x 

Während Anleger an der Wall Street über den Ausgang des Haushaltsstreits spekuliert haben, schaffte die US-Regierung bei der Abarbeitung der Finanz- und Wirtschaftskrise am Mittwoch Fakten. Washington steigt bei General Motors (GM) aus. Der Staat hatte den einst maroden Automobilkonzern vor dem Zusammenbruch bewahrt. In den kommenden Monaten soll die komplette Staatsbeteiligung abgestoßen werden. Einen Teil der Aktien übernahm GM nun selbst. 5,5 Milliarden Dollar fließen dafür in die klamme Staatskasse. Anleger feierten die Reprivatisierung des Konzerns. Denn die Zahl der Anteilsscheine sinkt durch den Rückkauf um elf Prozent, die künftigen Ergebnisse je Aktie dürften daher signifikant steigen. Das tat auch die Aktie - um 6,6 Prozent.

Von derartigen Freudensprüngen war der Gesamtmarkt meilenweit entfernt. Der Dow-Jones-Index verlor 0,7 Prozent, der S&P-500 sank um 0,8 Prozent und der Nasdaq-Composite gab 0,3 Prozent ab. Die Indizes schlossen auf Tagestief. Der Umsatz lag bei 0,75 (Dienstag: 0,82) Milliarden Aktien. Den 1.510 (2.276) Kursgewinnern standen 1.533 (816) -verlierer gegenüber. Unverändert schlossen 122 (78) Titel. "Das klare Nein Obamas an den Plan B von John Boehner sorgt für etwas Vorsicht an den Finanzmärkten", sagte ein Händler mit Blick auf die jüngste Entwicklung im Streit um den US-Haushalt. Der republikanische Repräsentantenhaussprecher hatte am Vortag mit einem "Plan B" überrascht, mittels dessen die drohende Fiskalklippe abgewendet werden soll. Im späten Handel forderte er Präsident Obama ultimativ auf, seinen Plänen zuzustimmen. "Ich denke, ein Kompromiss wird gefunden werden. Aber der Zeitpunkt dafür wird immer unklarer. Die Uhr tickt", sagte Marktstratege Jason Ware von Albion Financial. Am Donnerstag soll im Repräsentantenhaus abgestimmt werden.

Für leichte Ernüchterung sorgten auch die neuen Daten vom Immobilienmarkt. Die Baubeginne waren im November gesunken, nachdem es in den beiden Vormonaten zu kräftigen Zuwächsen gekommen war. Immerhin fiel der Rückgang nicht ganz so deutlich wie befürchtet aus. Positiv überrascht hat im Technologiesektor dagegen Oracle. Die Aktien des Software-Giganten gewannen 3,7 Prozent, nachdem das Unternehmen mit seinen Zweitquartalsergebnissen die Markterwartungen übertroffen hatte.

Die Ratingagentur Moody's senkte den Ausblick für Alcoa. Dem Aluminiumverhütter droht ein Absturz der Bonität auf "Ramschniveau". Die Anteilsscheine gaben 3,0 Prozent nach und waren damit zweitschwächster Wert im Dow. Die Titel von FedEx zogen derweil um 0,9 Prozent an. Der Paketlogistiker hätte ohne Wirbelsturm Sandy die Marktprognosen zum zweiten Quartal geschlagen. Immerhin rangierte der Umsatz oberhalb der Vorhersagen. Einen formidablen Einbruch um 51,3 Prozent verzeichneten die Anteilsscheine von Oncothyreon. Die Pharmagesellschaft legte bei einem Lungenkrebspräparat enttäuschende Studienergebnisse vor.

Nach einer zweitägigen Talfahrt erholten sich die Notierungen der US-Staatsanleihemarkt etwas. Die Rendite zehnjähriger Papiere fiel auf 1,81 Prozent. Am Vortag waren die Renditen noch auf den höchsten Stand seit zwei Monaten geklettert. Am Primärmarkt stiegen die Renditen dagegen bei einer Emission siebenjähriger US-Notes, Händler sprachen hier aber von einer soliden Nachfrage.

Eine gestiegene Dieselnachfrage in den USA verpasste dem Ölpreis einen Schub. "Es sind die Daten zu den Destillaten, die treiben", sagte Ölanalyst Carl Larry von Oil Outlooks and Opinions mit Blick auf die US-Lagerbestände. Der Preis für ein Barrel US-Leichtöl der Sorte WTI kletterte auf 89,51 Dollar, ein Aufschlag zum Vortagessettlement von 1,58 Dollar oder 1,8 Prozent. Die europäische Referenzsorte Brent verteuerte sich um 1,4 Prozent bzw 1,52 Dollar auf 110,36 Dollar.

Am Devisenmarkt sprang der Euro erstmals seit Anfang April kurzzeitig wieder über die Marke von 1,33 Dollar, im späten US-Handel notierte er aber wieder klar unter diesem Niveau. Die anhaltende Aufwärtsbewegung des Euro erhielt mit der Hochstufung Griechenlands durch die Ratingagentur Standard & Poor's neue Dynamik. Nach dem Vortageseinbruch des Goldpreises hielt die Talfahrt an. Der Preis je Feinunze ermäßigte sich auf 1.669 Dollar. Im Jahreshoch kostete das Edelmetall noch etwas mehr als 1.800 Dollar.

Kontakt zum Autor: florian.faust@dowjones.com
DJG/DJN/flf

Copyright (c) 2012 Dow Jones & Company, Inc.
Für Inhalt und Rechtmäßigkeit dieses Beitrags trägt der Verfasser Dow Jones die alleinige Verantwortung. (s. Haftungshinweis)  
 Es ist 11:31 Uhr.
Top 



copyright: imagine Grafik - DTP - Webdesign - [AGB / Datenschutz]