Alt 19.12.12, 17:11
Standard Anleger feiern GM-Reprivatisierung und misstrauen Politik
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Während Anleger an der Wall Street über den Ausgang des Haushaltsstreits spekulieren, schafft die US-Regierung bei der Abarbeitung der Finanz- und Wirtschaftskrise am Mittwoch Fakten. Washington steigt bei General Motors (GM) aus. Der Staat hatte den einst maroden Automobilkonzern vor dem Zusammenbruch bewahrt. In den kommenden zwölf bis 15 Monaten will der Staat seine komplette Beteiligung abstoßen. Einen Teil der Aktien übernimmt GM schon jetzt. 5,5 Milliarden Dollar fließen dafür in die klamme Staatskasse. Anleger feiern die Reprivatisierung des Konzerns. Denn die Zahl der Anteilsscheine sinkt durch den Rückkauf um elf Prozent, die künftigen Ergebnisse je Aktie dürften daher signifikant steigen. Das tut auch die Aktie, die um 8,0 Prozent zulegt.

"General Motors hat in diesem Jahr einen geschätzten Cash-Flow aus dem operativen Geschäft von knapp acht Milliarden Dollar", sagt ein Händler. Und da Analysten für 2013 einen Anstieg der Barmittel auf knapp 14 Milliarden und für 2014 auf gut 19 Milliarden Dollar prognostizierten, sei auch in den kommenden beiden Jahren mit weiteren Aktienrückkäufen und "satten Ausschüttungen" zu rechnen.

Von derartigen Freudensprüngen ist der Gesamtmarkt aktuell meilenweit entfernt. Der Dow-Jones-Index präsentiert sich unverändert, der S&P-500 sinkt um 0,1 Prozent und der Nasdaq-Composite legt um 0,2 Prozent zu. "Das klare Nein Obamas an den Plan B von John Boehner sorgt für etwas Vorsicht an den Finanzmärkten", sagt ein Händler mit Blick auf die jüngste Entwicklung im politischen Streit um den US-Haushalt. Der republikanische Sprecher des Repräsentantenhauses hatte am Vortag mit einem "Plan B" überrascht, mittels dessen die drohende Fiskalklippe abgewendet werden soll.

Für leichte Ernüchterung sorgen auch die neuen Daten vom Immobilienmarkt. Die Zahl der Baubeginne ist im November gefallen, nachdem es in den beiden Vormonaten zu kräftigen Zuwächsen gekommen war. Immerhin fiel der Rückgang nicht ganz so deutlich wie befürchtet aus. Positiv überrascht hat im Technologiesektor dagegen Oracle. Die Aktien des Software-Giganten gewinnen 3,4 Prozent, nachdem das Unternehmen mit seinen Zweitquartalsergebnissen die Markterwartungen übertroffen hat.

Die Ratingagentur Moody's senkt den Ausblick für Alcoa. Dem Aluminiumverhütter droht damit ein Absturz der Bonität auf "Ramschniveau". Die Anteilsscheine geben um 2,3 Prozent nach. Die Titel von FedEx ziehen derweil um 3,1 Prozent an. Der Paketlogistiker hätte ohne Wirbelsturm Sandy die Marktprognosen zum zweiten Quartal geschlagen. Immerhin rangiert der Umsatz oberhalb der Vorhersagen. Einen formidablen Einbruch um 57,1 Prozent verzeichnen die Anteilsscheine von Oncothyreon. Die Pharmagesellschaft legte bei einem Lungenkrebspräparat enttäuschende Studienergebnisse vor.

Nach einer zweitägigen Talfahrt erholen sich die Notierungen der US-Staatsanleihemarkt etwas. Die Rendite zehnjähriger Papiere fällt auf 1,78 Prozent. Am Vortag waren die Renditen noch auf den höchsten Stand seit zwei Monaten geklettert. Für einen zusätzlichen Impuls könnte im Sitzungsverlauf eine Auktion siebenjähriger Anleihen im Volumen von 29 Milliarden Dollar sorgen.

Weniger deutlich als prognostiziert gefallene Öllagerbestände in den USA geben dem Ölpreis einen Schub, die Notierungen ziehen mit den Daten deutlich an. Die Nachfrage nach Ölprodukten steigt. "Es sind die Daten zu den Destillaten, die treiben", sagt Ölanalyst Carl Larry von Oil Outlooks and Opinions. Der Preis für ein Barrel US-Leichtöl der Sorte WTI klettert auf 89,43 Dollar, nach einem Vortagessettlement von 87,93 Dollar.

Am Devisenmarkt springt der Euro erstmals seit Anfang April kurzzeitig wieder über die Marke von 1,33 Dollar, notiert aktuell allerdings wieder klar unter diesem Niveau. Die anhaltende Aufwärtsbewegung des Euro erhält mit der Hochstufung Griechenlands durch die Ratingagentur Standard & Poor's zusätzlichen Schub. Nach dem Vortageseinbruch des Goldpreises kommt die Abwärtstendenz zum Erliegen. Der Preis je Feinunze liegt aktuell bei 1.672 Dollar und damit auf Vortagesniveau. Im Jahreshoch kostete das Edelmetall noch etwas mehr als 1.800 Dollar.

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