Alt 02.09.15, 10:59
Standard Nervosität sorgt für zielloses Auf und Ab
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SCHANGHAI/TOKIO (Dow Jones) - Starke Nervosität und Volatilität haben den Handelstag in Ostasien am Mittwoch geprägt. Die Unsicherheit über die weitere Entwicklung der Märkte wie der Volkswirtschaften - voran China - ließ die Indizes richtungslos umhertrudeln. So startete Schanghai tiefrot, drehte dann ins Plus und schließlich wieder zurück ins Minus. Ähnliche Umschwünge waren in Hongkong, Tokio und Sydney zu beobachten. Die Achterbahnfahrt an den Börsen belegt die große Nervosität der Anleger seit der Yuan-Abwertung Mitte August. Das hatte sich auch an der Wall Street gezeigt, die am Dienstag nach schwachen chinesischen Konjunkturdaten nahezu 3 Prozent verloren hatte.

Schwache Konjunkturdaten auch außerhalb Chinas fachten die Sorgen an, dass das wirtschaftlich lahmende Land die ganze Region ansteckt. Am Mittwoch waren es zum Beispiel Daten aus Australien, die für Stirnrunzeln sorgten. Von "ziemlich dunklen Wolken" sprach Chris Weston vom Handelshaus IG: "Die Anleger sollten überlegen, ob sie nicht besser in Bargeld oder short gehen sollten". Noch beängstigender waren Zahlen aus Südkorea: Der Export des Landes, der als gutes Signal für die weltweite Konjunktur gilt, ist im August um massive 14,7 Prozent eingebrochen. Teilnehmer sprachen von einem ersten Schwächezeichen beim Handel der Region seit der Yuan-Abwertung. Die Börse in Seoul steckte die Daten dennoch recht gut weg und schloss mit einem kleinen Gewinn.

In Schanghai ging es zunächst 5 Prozent abwärts, am Ende lag das Minus nur noch bei 0,4 Prozent. Zwischenzeitlich war der Markt sogar leicht ins Plus gedreht. Die Erholung im Tagesverlauf hing möglicherweise mit Aussagen von Brokern zusammen, zur Stützung des Marktes Aktien kaufen zu wollen, wie Teilnehmer sagte. Einem Medienbericht zufolge wollen 50 Handelshäuser über 100 Milliarden Yuan in die China Securities Finance pumpen, die in Blue Chips investiert. "Trotz der jüngsten Anstrengungen der Regierung zur Stützung des Markts bleibt die Stimmung bei den Anlegern düster und eine baldige Erholung ist unwahrscheinlich", zeigte sich Xiao Shijun vom Analysehaus Guodu Securities skeptisch.

Am Markt wurde außerdem weiter spekuliert, dass Peking vor dem Feiertag am Donnerstag zum 70-jährigen Jahrestag des Siegs über Japan den Markt mit Käufen stützt. In Hongkong zeigten sich Teilnehmer überrascht, dass trotz schwacher Einkaufsmanagerindizes der Markt im Handelsverlauf den Schanghaier Vorgaben gefolgt war und vorübergehend seine Verluste eliminierte. Zum Handelsschluss stand aber dann doch ein Verlust von gut 1 Prozent auf der Kurstafel.

Die Börse in Sydney drehte nach größeren Verlusten schließlich leicht ins Plus. Die Erholung im Tagesverlauf wurde von den Bankenaktien angeführt. Australia & New Zealand Banking Group gewannen 1,3 Prozent, National Australia Bank 1 Prozent und Westpac Banking 0,7 Prozent. Hier stiegen Gelegenheitskäufer ein, nachdem die Werte in jüngster Zeit wegen der Sorgen um verschärfte regulatorische Anforderungen abverkauft worden waren.

Das Tagestief in Sydney wurde nach neuen Konjunkturdaten erreicht. Das Land hat im zweiten Quartal ein BIP-Wachstum von 2 Prozent vorzuweisen und damit weniger als die erwarteten 2,2 Prozent. Hintergrund waren die gesunkenen Aktivitäten im Baugewerbe und gesunkene Rohstoffexporte. Der Markt des Landes ist stark von Rohstofflieferungen an China abhängig. Dennoch erholten sich die Rohstoffaktien im Verlauf von höheren Verlusten. BHP Billiton gaben nur noch 0,1 Prozent nach, Rio Tinto stiegen sogar um 0,3 Prozent.

Auf und ab ging es auch in Tokio, wo der Markt mehrfach die Richtung wechselte, um leicht im Minus zu schließen. Teilnehmer berichteten, dass zwischenzeitlich Schnäppchenkäufer die gesunkenen Kurse zum Einstieg genutzt hätten. Im übrigen soll sich Goldman Sachs einem Marktbeobachter zufolge zuversichtlich zum japanischen Markt geäußert haben. Positiv gestimmt zeigt sich auch die UBS: Das Abwärtspotenzial in Japan sei wegen der Käufe von Pensionsfonds begrenzt. Die Experten rechnen mit einem Wachstum der Unternehmensergebnisse im Geschäftsjahr 2015 von 18 Prozent.

Entlastung kam überdies von der Devisenfront, wo der Yen wieder etwas an Boden verlor. Der Dollar wird aktuell mit 120,01 Yen bezahlt nach 119,40 am späten Dienstag. Das alles half dem Tokioter Markt letztlich nicht; es siegten die Ängste um den Zustand der chinesischen Wirtschaft.

Kontakt zum Autor: ralf.zerback@wsj.com

DJG/DJN/raz/smh

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