Alt 01.09.15, 12:42
Standard Schwache chinesische Konjunkturdaten setzen Börsen zu
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TOKIO (Dow Jones) - Belastet von schwachen chinesischen Konjunkturdaten haben die Börsen in Asien ihre Talfahrt am Dienstag fortgesetzt. Ein schwacher Einkaufsmanagerindex, der auf den niedrigsten Stand seit mehr als sechs Jahren gesunken ist, drückte auf die Stimmung der Investoren. Angesichts der Abwärtsdynamik sorgen sich immer mehr Beobachter über eine stärkere Abkühlung der chinesischen Wirtschaft, die auch andere Länder erfassen könnte.

Am stärksten bergab mit den Kursen ging es in Tokio. Der Nikkei-225 verlor 3,8 Prozent auf 18.166 Punkte. Dass Morgan Stanley die Verluste japanischer Aktien für übertrieben hält und Anleger zum Kauf ermutigte, half der Tokioter Börse nicht. In Schanghai nahm sich das Minus vergleichsweise moderat aus; dort verloren die Kurse im Schnitt 1,2 Prozent. Damit zeigte sich der Shanghai-Composite-Index aber von einem zunächst fast fünfprozentigen Einbruch deutlich erholt. Zudem hatte bei dem frühen Rücksetzer die psychologisch wichtige 3.000er Marke gehalten.

"Es ist die Fortsetzung der gleichen Sorgen - Sorgen über die Fed und China", kommentiert Shane Oliver, Investmentstratege bei AMP Capital, die trübe Stimmung an den Börsen.

Der von der chinesischen Regierung erhobene Einkaufsmanagerindex ist im August wie von Experten erwartet auf ein Sechsjahrestief von 49,7 Punkten nach 50 im Vormonat gesunken. Der private Caixin-Einkaufsmanagerindex stand in der zweiten Veröffentlichung zwar etwas besser da als der vorläufige Wert, wies aber dennoch mit 47,3 den tiefsten Stand seit mehr als sechs Jahren auf. Beide Werte liegen damit im auf Kontraktion hindeutenden Bereich unter 50. "Wir sehen unzureichende Wachstumsimpulse im Produktionssektor", sagte Zhao Qinghe, Ökonom bei der Nationalen Statistikbehörde.

Analysten machten aber Hoffnung und sagen, dass die Schwäche im verarbeitenden Gewerbe zu einem gewissen Grad vorübergehend sein könnte. "Diese Belastungen dürften sich als temporärer Effekte erweisen", so Julian Evans-Pritchard, Ökonom bei Capital Economics. Denn angesichts der bevorstehenden Feierlichkeiten zum Ende des Zweiten Weltkriegs vor 70 Jahren hätten viele Fabriken ihren Betrieb einstellen müssen, um die Umweltverschmutzung rund um die Hauptstadt einzudämmen.

Den Kursrücksetzer in Tokio erklärten Beobachter mit Befürchtungen, dass die Konjunkturschwäche in China auf andere Länder übergreift. Vor allem könnten Handelspartner in Südostasien, Rohstofflieferanten wie Brasilien oder Exportziele wie Deutschland betroffen sein, erklärt Rakuten-Securities-Chefstratege Masayuki Kubota. "Die Verschlechterung der Weltwirtschaft beunruhigt", so Kubota.

Unter den Einzelwerten in Tokio verbilligten sich Toshiba um 5,3 Prozent. Wegen Bilanzunregelmäßigkeiten hat das Unternehmen die eigentlich für den gestrigen Montag angekündigte Veröffentlichung seiner Zahlen für das im März beendete Geschäftsjahr erneut verschoben.

Bewegung gab es auch am Ölmarkt. Dort kamen die Preise wieder zurück. Der Preise für eine Barrel der US-Sorte WTI war in New York um fast 9 Prozent auf 49,20 US-Dollar nach oben geschossen, das höchste Niveau seit Ende Juli. Auslöser waren Aussagen der Energy Information Administration (EIA), wonach die Ölförderung in den USA im bisherigen Jahresverlauf niedriger als bislang gedacht ausgefallen ist. Hinzu kamen Äußerungen der Opec, sie sei zu Gesprächen mit anderen Produzenten bereit. Brent verbilligte sich am Dienstagvormittag um 2,8 Prozent auf 52,63 Dollar.

Am Devisenmarkt zog der Offshore-Yuan an, nachdem die chinesische Zentralbank Maßnahmen zur Reduzierung der Abwertung des Renminbi eingeführt hat. Unter anderem wurden von der People's Bank of China neue Regeln für Devisentermingeschäfte erlassen. Der Dollar wird mit 6,3667 Yuan gehandelt, verglichen mit Ständen über 6,44 vor Bekanntwerden der neuen Maßnahmen. Euro und Yen profitieren unterdessen wieder von ihrem Ruf als sichere Häfen. Der Euro überwand die Marke von 1,13 Dollar und notierte bei rund 1,1330 Dollar. Für einen Dollar wurden nur noch gut 120 Yen gezahlt. Am Montag um die gleiche Zeit waren es noch über 121 Yen.

Mitarbeit: Shen Hong, Grace Zhu und Dominique Fong

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