Alt 08.04.14, 12:16
Standard DAX fällt unter 9.500 Punkte
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Nach einem stabilen Handel in den ersten Stunden kommt am Dienstagmittag erneuter Abgabedruck an den Aktienmarkt. "Die Bewegung geht momentan klar von der Wall Street aus", so ein Händler. Dort nehmen die Anleger im Vorfeld der Berichtssaison Gewinne mit. Die US-Terminkontrakte kommen deutlich zurück. Dem breiten S+P-500 droht der Bruch der Unterstützung bei 1.840 Punkten. Ein Unterschreiten dieser Marke sorgte für weiteren Verkaufsdruck an den globalen Aktienmärkten. Zudem sorgt die Zuspitzung der Krise in der Ukraine für Verunsicherung.

Am Mittag fällt der DAX mit Schwung unter die Marke von 9.500 Punkten und notiert mit einem Abschlag von 1,2 Prozent bei 9.393. Der MDAX, der auch durch den Kursabsturz der Südzucker-Aktie um 18 Prozent belastet wird, verliert 1,6 Prozent auf 16.214 Punkte. Der TecDAX, der seit Jahresbeginn noch knapp 4 Prozent im Plus notiert, gibt um knapp 2 Prozent nach. Der Euro-Stoxx-50 sinkt um 1,2 Prozent.

Viele Anleger beobachten die Entwicklung in der Ukraine mit Sorge. Die Ausrufung einer autonomen Republik der Ostukraine hatte am Vortag die Börsen bereits belastet, weil es dem russischen Vorgehen auf der annektierten Halbinsel Krim gleicht. Die prorussischen Proteste im ukrainischen Osten seien "keine spontanen Ereignisse", sondern offenbar von Moskau "sorgfältig orchestriert" worden, urteilte eine Sprecherin des US-Außenministeriums. Die Regierung in Moskau warnt derweil vor einem "Bürgerkrieg" im westlichen Nachbarstaat und will nur unter Einbindung prorussischer Aktivisten mit der Ukraine verhandeln.

Ob der von US-Außenminister John Kerry angekündigte Krisengipfel mit Russland, der EU und der Ukraine Entspannung bringt, bleibt abzuwarten, zumal sein Zustandekommen längst nicht sicher ist.

Die angespannte Lage lässt sich besonders am Devisenmarkt ablesen. Während sich der Wechselkurs Euro/US-Dollar kaum bewegt - der Euro verzeichnet leichte Aufschläge auf 1,3765 nach Kursen um 1,3740 Dollar im asiatischen Handel -, erfreut sich der japanische Yen steigender Attraktivität. Euro und Dollar geben gemeinsam zum Yen nach. Die japanische Währung gilt in unsicheren Zeiten als "Fluchthafen" schlechthin. Für einen steigenden Yen sorgt aber auch, dass die japanische Notenbank ihre Geldmengenvermehrung am Dienstag nicht ausgeweitet hat, was von vielen Ökonomen wegen der am 1. April erfolgten Mehrwertsteuererhöhung in Japan gefordert worden war.

Mit Gold ist ein weiterer vermeintlich sicherer Hafen gefragt, der Preis je Feinunze steigt auf 1.311 Dollar nach 1.297 am Vorabend. Öl der europäischen Referenzsorte Brent klettert auf 106,34 Dollar pro Fass - ein Aufschlag zum Vortagesschluss von 0,5 Prozent. "Der Westen warnt Russland vor einer Einmischung in die Konflikte innerhalb der Ukraine und droht mit härteren Sanktionen. Damit könnten die geopolitischen Risiken zunehmen - ein Umstand, der den Ölpreis stützt", sagt Ölanalyst Tan Chee Tat von Philips Futures.

Am deutschen Aktienmarkt bricht die Südzucker-Aktie um rund 18 Prozent ein, nachdem das Unternehmen mit einem enttäuschenden Ausblick die Investoren verschreckt hat. Die Prognose für den europäischen Absatzmarkt sei angesichts der vollen Zuckerlager "düster". Das erfordere umfangreiche Anpassungen, also Kostensenkungen, heißt es im Handel.

Als Schock bezeichnen die Analysten der Commerzbank den Ausblick von Südzucker. "Verheerend" nennt Nils-Peter Fitzl von Hauck & Aufhäuser den Blick auf das laufende Jahr. Wegen eines sich verschlechternden Marktumfelds für Zucker und Ethanol erwartet das Unternehmen einen EBIT-Einbruch um 63 Prozent.

Im DAX notieren alle Werte im Minus. Infineon verlieren nach einer Abstufung auf "Underperform" durch Bank of America-Merrill Lynch 3,3 Prozent und stellen den Tagesverlierer. Ansonsten sind Gewinnmitnahmen in den Aktien zu erkennen, die seit Jahresbeginn noch kräftig im Plus liegen. So verlieren Commerzbank 2,5 Prozent, HeidelbergCement 2,4 Prozent und Lufthansa 2,3 Prozent.

Um 2,4 Prozent nach oben geht es in Helsinki dagegen mit dem Kurs von Nokia. Hier stützt die Nachricht, dass die chinesische Kartellbehörde den Verkauf des Handygeschäfts von Nokia an Microsoft endlich durchgewunken hat. Die Finnen bestätigten daraufhin, dass der Übergang der Aktivitäten an Microsoft für den April geplant sei.

Spätestens am Abend richtet sich das Interesse am Aktienmarkt schon wieder auf die Quartalsberichtssaison. Dann macht in den USA traditionsgemäß der Aluminiumkonzern Alcoa den Auftakt. Ebenfalls nach Handelsende in Europa äußern sich mit Narayana Kocherlakota und Charles Plosser zwei regionale US-Notenbankvertreter, deren Aussagen angesichts der mit Argusaugen verfolgten US-Geldpolitik für frische Impulse sorgen könnten.

Kontakt zum Autor: thomas.leppert@wsj.com

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