Alt 08.05.12, 21:27
Standard Griechenland-Unsicherheiten sorgen für Abgaben an Wall Street
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NEW YORK (Dow Jones) - Die politischen Unsicherheiten in Griechenland haben am Dienstag für Abgaben an Wall Street gesorgt. Es zeichnet sich nun die Bildung einer Linksregierung ab. Die Linksradikalen haben unter anderem die Aufkündigung der Sparbeschlüsse angekündigt, womit dem hochverschuldeten Land erneut der Staatsbankrott droht. Allerdings fielen die Verluste an Wall Street nicht so deutlich wie an den europäischen Aktienmärkten aus. Im späten Handel kam es zu einer Erholung von den Tagestiefstständen. Im Gegenzug schichteten Investoren verstärkt in den "sicheren Hafen" der US-Staatsanleihen um. Die Rendite zehnjähriger Titel fiel im Verlauf auf den tiefsten Stand seit den 1940er Jahren.

Für den Dow-Jones-Index ging es um 0,6 Prozent auf 12.932 Punkte nach unten. Der S&P-500 gab um 0,4 Prozent auf 1.364 Punkte nach. Der Nasdaq-Composite reduzierte sich um 0,4 Prozent auf 2.946 Punkte. Umgesetzt wurden 0,90 (Montag: 0,75) Milliarden Aktien. Den 1.192 (1.650) Kursgewinnern standen dabei 1.828 (1.379) -verlierer gegenüber, während 119 (128) Titel unverändert schlossen.

Am Vortag war der erste Versuch einer Regierungsbildung in Griechenland gescheitert. Sollte das von Hilfsgeldern abhängige Land nicht bald eine handlungsfähige Regierung erhalten, die zu den mit EU und IWF vereinbarten Sparbeschlüssen steht, droht die Aussetzung der nächsten Rettungstranche und damit erneut der Staatsbankrott. Der Vorsitzende der Demokratischen Linken, Fotis Kouvelis, hat sich nun offen gezeigt für die Bildung einer Koalitionsregierung mit der linksradikalen Syriza-Partei. Dies wäre der erste Schritt auf dem Weg zu einer Mehrparteienregierung, nachdem die Wahl am Sonntag zunächst zu einem politischen Vakuum geführt hatte.

Der Parteiführer von Syriza kündigte an, er werde künftig keine Sparanstrengungen unterstützen und die bisherigen Sparpläne für null und nichtig erklären. "Damit wären sämtliche Anstrengungen der EU zur Eindämmung der Schuldenkrise dahin", so ein Händler. Ein Austritt der Griechen aus der Eurozone rücke damit wieder auf die Agenda. Vor allem für die Kurse an der Börse in Athen ging es weiter nach unten. Der Leitindex fiel auf den niedrigsten Stand seit 1992.

An Wall Street herrschte dagegen eher eine abwartende Haltung. Ein Marktteilnehmer sprach von einer "bemerkenswert ruhigen Reaktion" auf die Entwicklungen in Griechenland. Der Markt befürchte, dass die alten Vereinbarungen wieder aufgeschnürt werden. "Griechenland steht vor einer Fälligkeit von 436 Millionen Euro am 15. Mai. Dabei handelt es sich um eine internationale Anleihe, die nicht Teil des jüngsten Wandels von Anleihen war. Nach einer Zahlungsfrist von 30 Tagen könnte die Staatspleite daher schon vor potenziellen Neuwahlen eintreten", so Elsa Lignos, Devisen-Strategin bei RBC Capital Markets.

Der Euro fiel angesichts der Sorgen über Griechenland zwischenzeitlich deutlich unter die Marke von 1,30 Dollar, hat diese aber wieder zurückerobert und notiert aktuell bei 1,3013 Dollar. Die Notierungen am US-Anleihemarkt zogen dagegen an, im Gegenzug fielen die Renditen auf Rekordtiefs. Zehnjährige US-Anleihen verzeichnen aktuell eine Rendite von 1,84 Prozent. Anleger schichteten in die vermeintliche Sicherheit von Dollar und US-Anleihen um, hieß es. Die Nachfrage bei der Auktion dreijähriger Anleihen profitierte ebenfalls von den negativen Nachrichten aus Griechenland.

Mit dem steigenden Dollar ging es auch am Ölmarkt weiter abwärts. Der Settlement-Preis für die Sorte WTI lag mit 97,01 Dollar auf dem niedrigsten Stand seit dem 19. Dezember. Ein anziehender Dollar macht Öl für Investoren außerhalb des Dollarraums teurer. Der Goldpreis notierte erstmals seit vier Monaten wieder unter dem Niveau von 1.600 Dollar, konnte sich später allerdings leicht erholen.

Unternehmensnachrichten traten angesichts der belastenden Faktoren in den Hintergrund. Wendy's verloren 4,1 Prozent. Der Schnellrestaurant-Betreiber verfehlte im ersten Quartal die Erwartungen. Electronic Arts verzeichneten einen Abschlag von 4,3 Prozent. Zwar lieferte der digitale Spieleanbieter überzeugende Viertquartalszahlen, allerdings verschreckte das Unternehmen die Anleger mit einem schwachen Ausblick für das Geschäftsjahr 2012/13. Die Aktien von FreightCar America zogen um 2,4 Prozent an, der Eisenbahnwagonhersteller überzeugte die Anleger im ersten Quartal.

Walt Disney stiegen um 1,1 Prozent. Der Medien-Konzern legt nach Sitzungsende die Ergebnisse für das zweite Quartal vor. Analysten rechnen mit einem Gewinn je Aktie von 0,55 Dollar. Die Bankenwerte gaben Ihre Vortagesgewinne dagegen wieder ab. Bank of America verloren 2,1 Prozent und J.P.Morgan reduzierten sich um 1 Prozent.

DJG/DJN/ros

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