Alt 08.05.12, 17:05
Standard Steigende Griechenland-Unsicherheit sorgt für Abgaben
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NEW YORK (Dow Jones) - Die sich verstärkende politische Unsicherheit über Griechenland sorgt am Dienstag an Wall Street für deutliche Abgaben. Es zeichnet sich nun die Bildung einer Linksregierung ab. Die Linksradikalen haben unter anderem die Aufkündigung der Sparbeschlüsse angekündigt. Damit droht Griechenland erneut der Staatsbankrott. Mit der weiter gestiegenen Risikoaversion stehen auch Gold, Ölpreis und Euro unter Druck. Im Gegenzug legt der "sichere Hafen" der US-Anleihen deutlich zu, die Rendite der zehnjährigen Papiere fällt auf den tiefsten Stand seit den 1940er Jahren.

Für den Dow-Jones-Index geht es um 1,2 Prozent auf 12.849 Punkten nach unten, der S&P-500 reduziert sich um 1,3 Prozent auf 1.352 Punkte. Bereits der erste Versuch einer Regierungsbildung in Griechenland war am Vortag gescheitert. Sollte das von Hilfsgeldern abhängige Land nicht bald eine handlungsfähige Regierung erhalten, die zu den mit EU und IWF vereinbarten Sparbeschlüssen steht, droht die Aussetzung der nächsten Rettungstranche und damit erneut der Staatsbankrott.

Der Vorsitzende der Demokratischen Linken, Fotis Kouvelis, hat sich am Nachmittag offen gezeigt für die Bildung einer Koalitionsregierung mit der linksradikalen Syriza-Partei. Dies wäre der erste Schritt auf dem Weg zu einer Mehrparteienregierung in Griechenland, nachdem die Wahl am Sonntag zunächst zu einem politischen Vakuum geführt hatte.

Vor allem für die Kurse an der Börse in Athen ging es weiter nach unten. Der Leitindex verlor 3,6 Prozent und fiel damit auf den niedrigsten Stand seit 1992. Bereits am Vortag stand ein Abschlag von rund sieben Prozent zu Buche. "Die Forderungen des Linksbündnisses Syriza nach Verstaatlichung und Schulden-Moratorium beunruhigen", so ein Händler. "Schlimmer ist aber der Verweis, dass eine Rekapitalisierung nicht nötig sei, da es ja genügend private Einlagen gebe", so ein anderer Händler: "Das wäre nichts anderes als eine Enteignung". Allerdings seien die Forderungen nicht ganz ernst genommen worden, denn sonst hätten sich die Aktienkurse halbiert.

"Die Sorgen um Griechenland sind heute der eindeutige Belastungsfaktor", äußert sich ein Händler an Wall Street. Es herrsche allerdings eher eine abwartende Haltung. "Der Markt befürchtet, dass dann auch die alten Abreden wieder aufgeschnürt werden", warnt ein Händler. "Griechenland steht vor einer Fälligkeit von 436 Millionen Euro am 15. Mai. Dabei handelt es sich um eine internationale Anleihe, die nicht Teil des jüngsten Wandels von Anleihen war. Nach einer Zahlungsfrist von 30 Tagen könnte die Staatspleite daher schon vor potenziellen Neuwahlen eintreten", so Elsa Lignos, Devisen-Strategin bei RBC Capital Markets.

Der Euro fiel angesichts der Sorgen über Griechenland zwischenzeitlich deutlicher unter die Marke von 1,30 Dollar, hat diese aktuell aber wieder zurückerobert. Auch am US-Anleihemarkt ziehen die Notierungen stärker an, im Gegenzug fallen die Renditen auf Rekordtiefs. Zehnjährige US-Anleihen bringen aktuell eine Rendite von 1,83 Prozent. Anleger schichten in die vermeintliche Sicherheit von Dollar und US-Anleihen um. Mit dem steigenden Dollar geht es auch am Ölmarkt talwärts. Ein anziehender Dollar macht Öl für Investoren außerhalb des Dollarraums teurer. US-Leichtöl der Sorte WTI fällt unter die Marke von 96 Dollar. Der Goldpreis liegt erstmals seit vier Monaten wieder unter dem Niveau von 1.600 Dollar.

Unternehmensnachrichten treten angesichts der belastenden Faktoren etwas in den Hintergrund. Wendy's verlieren 4,2 Prozent. Der Schnellrestaurant-Betreiber verfehlte im ersten Quartal die Erwartungen. Electronic Arts verzeichnen einen Abschlag von 6,1 Prozent. Zwar lieferte der digitale Spieleanbieter überzeugende Viertquartalszahlen, allerdings verschreckte das Unternehmen die Anleger mit einem schwachen Ausblick. Die Aktien von FreightCar America ziehen um 4,8 Prozent an, der Eisenbahnwagonhersteller überzeugte die Anleger im ersten Quartal.

Walt Disney fallen um 1,3 Prozent. Der Medien-Konzern wird nach dem Ende der Sitzung die Ergebnisse für das zweite Quartal bekannt geben. Es wird von Analysten hier mit einem Gewinn je Aktie von 0,55 Dollar gerechnet.

DJG/DJN/ros

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