Alt 29.11.12, 22:07
Standard Politische Wasserstandsmeldungen machen Kurse
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Wall Street bleibt eine politische Börse: Jede Wasserstandsmeldung zur Fiskalklippe hat am Donnerstag die Kurse bewegt. Der Sprecher des Repräsentantenhauses, der Republikaner John Boehner, hatte am Vortag noch Kooperation signalisiert. Am Donnerstag ruderte er zurück und stellte eine baldige Einigung in Frage. Ins selbe Horn blies der demokratische Kongressabgeordnete Chris Van Hollen. Auch er sah keinen Durchbruch bei den Gesprächen im Kongress.

Beide Einschätzungen waren zunächst Wasser auf die Mühlen der Pessimisten, die Indizes gingen in der Folge in die Knie. Erst beruhigende Worte des demokratischen Senators Charles Schumer, hinter den Kulissen gebe es Fortschritte, zogen die Notierungen wieder zurück ins Plus - zumal auch der demokratischen Fraktionsführer im Senat, Harry Reid, Optimismus durchblicken ließ. Der Dow-Jones-Index stieg um 0,3 Prozent, der S&P-500 um 0,4 Prozent und der Nasdaq-Composite um 0,7 Prozent. Am Aktienmarkt kamen auf 2.168 (2.092) Kursgewinner 859 (922) -verlierer. Unverändert schlossen 106 (125) Titel. Das Umsatzvolumen fiel auf 0,68 (Mittwoch: 0,71) Milliarden Stück.

"Anleger neigen momentan dazu, das Glas als halbvoll anzusehen. Die Wahrheit ist aber, dass es bislang keinen Kompromiss gibt. Am Markt regiert das Prinzip Hoffnung", fasste Todd Colvin, in leitender Funktion bei R.J. O'Brien & Associates tätig, die Stimmung zusammen. Fed-Gouverneur Richard Fisher sah in der Fiskalklippe immerhin die größte Bedrohung für die Weltwirtschaft.

Positive Signale kamen indes vom Krisenherd des US-Immobilienmarkts. Die Verkäufe ausstehender Häuser kletterten auf den höchsten Stand seit fünf Jahren. Nur wenig Orientierung lieferten die übrigen Konjunkturdaten. Das Bruttoinlandsprodukt stieg im dritten Quartal geringfügig schwächer als erwartet, aber noch immer recht ordentlich. Die wöchentlichen Arbeitsmarktdaten fielen minimal besser als erwartet aus.

Der Euro sprang zunächst über die Marke von 1,30 US-Dollar und damit auf den höchsten Stand seit dem 31. Oktober. Die kritischen Äußerungen aus der US-Politik drückten die Gemeinschaftswährung aber wieder unter 1,30 Dollar. Der Euro war letztlich auch ein Spielball der US-Politik. Die Preise für Gold und Öl erholten sich. Für die Feinunze Gold wurde 1.726 Dollar bezahlt, nachdem sie am Vortag Richtung 1.700 Dollar eingebrochen war.

Ein Barrel US-Leichtöl der Sorte WTI mit Lieferung im Januar stieg um 1,8 Prozent oder 1,58 Dollar auf 88,07 Dollar. Ein Fass der europäischen Referenzsorte Brent verbilligte sich um 1,1 Prozent bzw 1,25 Dollar auf 110,76 Dollar. In der UN wurden Forderungen nach "dringenden" Anstrengungen laut, um den Iran von Atomwaffen fernzuhalten. Dies habe den Ölpreis neben der nachlassenden Sorge über den US-Haushalt gestützt, hieß es im Handel. Die US-Staatsanleihen bewegten sich kaum, die Rendite der zehnjährigen Papiere stand bei 1,62 Prozent.

Mit Blick auf die Einzelwerte fielen einmal mehr Facebook auf, der Höhenflug seit Auslaufen der letzten Haltefrist hielt an. Der Titel gewannen weitere 3,6 Prozent. In sechs der vergangenen sieben Sitzungen verzeichnete die Aktie des sozialen Netzwerks Aufschläge. In den elf Sitzungen seit Ende der Haltefrist hat der Wert um ein Drittel zugelegt. Ein schwacher Ausblick zog die Aktie des Einzelhändlers Aeropostale 5 Prozent ins Minus. Auch andere Einzelhändler enttäuschten. Die November-Verkaufszahlen von Macy's, Gap und Target blieben hinter den Erwartungen zurück. Die Aktien verloren 4,3 bzw 4,1 Prozent, Target-Titel schlossen hauchdünn im Minus.

Gegen den Trend rückten die Anteilsscheine der Bekleidungskette Guess um 2 Prozent vor. Zwar hat auch Guess seinen Ausblick gesenkt, hier stützte aber die Ankündigung einer Sonderdividende von 1,20 Dollar, die am 28. Dezember neben der regulären Dividende ausgeschüttet werden soll. Damit umgehen Anleger eine höhere Besteuerung, die ab 2013 wirksam werden könnte, sollte die Fiskalklippe nicht umschifft werden. Die Aktie des Anbieters mobiler Kommunikationsgeräte, Research in Motion, kletterte nach einem positiven Kommentar von Goldman Sachs um 4 Prozent. Schwache Geschäftszahlen des Juweliers Tiffany drückten die Titel um 6,2 Prozent ins Minus.

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