Alt 19.03.18, 20:48
Standard Aktien unter Druck - Ausverkauf im Technologiesektor
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NEW YORK (Dow Jones)--Die Stimmung an der Wall Street war auch am Montag angeschlagen. Heftige Kursverluste in der Facebook-Aktie zogen eine Abverkaufswelle nach sich, die vor allem Technologiewerte mit sich riss, aber auch die Standardwerte nicht ungeschoren ließ.

Der Dow-Jones-Index verlor 1,3 Prozent auf 24.611 Punkte, schloss damit aber erholt von seinem Tagestief, das bei 24.453 Punkten gelegen hatte. Im späten Handel wurden die Verluste in vielen Fällen zum Wiedereinstieg genutzt. Der S&P-500 fiel um 1,4 Prozent. Der Nasdaq-Composite sackte um 1,8 Prozent ab, hatte zeitweise aber 2,6 Prozent eingebüßt. Umgesetzt wurden 862 Millionen (Freitag: 2,56 Milliarden) Aktien. Das hohe Volumen vom Freitag war dem Großen Verfall geschuldet. Auf 646 Kursgwinner kamen 2.344 -verlierer. Unverändert schlossen 81 Titel.

Ausgerechnet der "Retter" des Marktes sei plötzlich zum Problem geworden, sagte Mike Bailey, Direktor der Research-Abteilung von FBB Capital Partners. Technologiewerte galten bis dahin als Säulen des Aktienmarktes, der in den zurückliegenden Wochen Mühe hatte, seine Aufwärtsbewegung fortzusetzen. Befürchtungen, dass die protektionistische Politik der US-Regierung zu einem Handelskrieg führen könnte, hatten die Kurse ebenso belastet wie die Angst, dass die US-Notenbank die Zinsen schneller als erwartet erhöhen könnte, um die Inflation zu bremsen.

Klarheit bezüglich des weiteren Vorgehens der Federal Reserve könnten die Anleger schon am Mittwoch im Anschluss an die Zinssitzung der Fed bekommen. Eine Zinserhöhung gilt als sicher, doch erhoffen sich Teilnehmer Aufschluss über die weitere Geldpolitik in diesem Jahr. Im wesentlichen geht es dabei um die Frage, ob es 2018 insgesamt drei oder vier Zinsanhebungen geben wird. Orientierung hierzu gab es am Montag jedoch nicht, denn Konjunkturdaten oder Reden von Fed-Vertretern standen nicht auf der Agenda.

Facebook wegen Datenmissbrauchs unter Druck

Unter den Einzelwerten erlebten Facebook einen regelrechten Ausverkauf. Das soziale Netzwerk hat einen Sturm der Kritik über die Praktiken entfacht, wie es Dritten Zugang zu Nutzerdaten ermöglicht. So soll die Datenanalysefirma Cambridge Analytica Millionen von Facebook-Profilen ohne die Genehmigung der Nutzer angezapft haben. Cambridge Analytica wird eine Verbindung zur US-Präsidentschaftskampagne von Donald Trump nachgesagt. Laut Facebook soll die Gesellschaft die Daten jahrelang missbräuchlich aufbewahrt haben, obwohl Cambridge Analytica eine Löschung der Daten zugesichert habe. Für die Aktie ging es 6,8 Prozent abwärts, wodurch sich der Börsenwert des Unternehmens um etwa 40 Milliarden Dollar verringerte.

Der Ausverkauf der Facebook-Aktie erfasste auch den übrigen Technologiesektor. Unter den anderen sogenannten FAANG-Aktien, zu denen neben Facebook Apple, Amazon, Netflix und die Aktien der Google-Mutter Alphabet gehören, büßten Apple 1,5 Prozent ein. Angebliche Pläne von Apple zur Entwicklung eigener Displays mit Micro-LED-Technologie konnten die Anleger nicht überzeugen. Die Nachrichtenagentur Bloomberg schrieb, Apple habe viel Geld in die Technologie investiert. Serienreif sei die neue Technologie aber erst in drei bis fünf Jahren. Dazu kam ein negativer Analystenkommentar. Analyst Jeffrey Kvaal von Instinet sieht Hinweise darauf, dass der Markt für hochpreisige Smartphones schwieriger wird, und hat deshalb seine iPhone-Absatzschätzungen gesenkt. Seine Erwartungen liegen nun unter dem Konsens.

Qualcomm gaben 3,7 Prozent ab. Am späten Freitag war aus Kreisen bekannt geworden, dass Qualcomms ehemaliger Executive Chairman und CEO Paul Jacobs nach einer verlorenen Abstimmung das Qualcomm-Board verlassen muss. Jacobs hatte sich nach dem gescheiterten Übernahmeversuch von Qualcomm durch Broadcom dafür stark gemacht, ein Übernahmeangebot auf die Beine zu stellen, um das Unternehmen von der Börse zu nehmen. Ferner hat Morgen Stanley die Beobachtung der Qualcomm-Aktie mit der Einstufung Underweight aufgenommen.

Ebenfalls im Technologiesektor büßten KLA Tencor 3,8 Prozent ein. Das Unternehmen hatte den Kauf des israelischen Elektronik-Unternehmens Orbotech angekündigt. Der Wert der Transaktion wurde mit 3,4 Milliarden Dollar angegeben. Orbotech sprangen um 6,8 Prozent nach oben.

Der Kurs des Rüstungskonzerns CACI International fiel um 7,5 Prozent, nachdem das Unternehmen in den Bieterwettbewerb um CSRA eingestiegen war. Mit 7,2 Milliarden Dollar liegt die CACI-Offerte über dem Angebot von General Dynamics, dem die CSRA-Aktionäre im vergangenen Monat schon zugestimmt haben. Beobachter sind skeptisch, ob CACI die Übernahme stemmen kann, nicht zuletzt weil der Börsenwert von CACI nur knapp 4 Milliarden Dollar beträgt. Dass der Rüstungskonzern bei der Vorlage seines Gebots auch seine Gewinnprognose für dieses Jahr erhöht hatte, trat darüber in den Hintergrund. CSRA rückten um 0,9 Prozent vor, gestützt von Spekulationen, dass General Dynamics nun seine Übernahmeangebot aufstocken wird. General Dynamics schlossen 0,5 Prozent höher.

An der Nasdaq stieg der Kurs des kanadischen Cannabis-Unternehmens Cronos um fast 12 Prozent. Das Unternehmen hat eine grenzüberschreitende Zusammenarbeit mit dem nicht börsennotierten US-Unternehmen MedMen Enterprises angekündigt, das in den USA eine Kette von Cannabis-Verkaufsstellen betreibt. Im Zuge der Zusammenarbeit sollen auch in Kanada Läden eröffnet werden.

Euro und Pfund durch Brexit-Einigung gestärkt

Am Devisenmarkt rückten der Euro und das Pfund kräftig vor. Hintergrund war die Einigung der EU mit London über die Brexit-Übergangsphase. Der Euro stieg über 1,23 Dollar auf rund 1,2350 Dollar nach einem Tagestief bei rund 1,2260 Euro. Noch kräftiger legte das Pfund zu, auch gegen den Euro. Gegen den Dollar stieg die britische Devise auf rund 1,4040.

Der Ölpreis zeigte sich belastet vom sehr schwachen Aktienmarkt, allerdings verhinderte der schwächere Dollar deutlichere Abgaben, denn er verbilligte Öl für Käufer aus dem Nicht-Dollarraum. Das Barrel der Sorte WTI ermäßigte sich um 0,4 Prozent auf 62,06 Dollar, Brent fiel um 0,2 Prozent auf 66,05 Dollar. Teilnehmer vermuteten, dass es in nächster Zeit aufgrund mehrerer fundamentaler Faktoren eher noch weiter aufwärts gehen könnte. So dauert die Lieferunterbrechung in Venezuela an, und die Entlassung des US-Außenministers Rex Tillerson hat die Sorge geweckt, dass das Ölexportland Iran wieder mit Wirtschaftssanktionen belegt werden könnte. Zudem hatte die Energy Information Administration vergangene Woche die Nachfrageprognose für 2018 erhöht.

Der Goldpreis profitierte ebenfalls vom schwächeren Dollar, aber auch vom höheren Sicherheitsbedürfnis der Anleger. Im späten Handel stieg die Feinunze um 0,3 Prozent auf 1.317 Dollar, nachdem der Preis vergangene Woche Federn gelassen hatte. Kurz vor der Fedsitzung und mit der Aussicht auf möglicherweise rascher steigende Zinsen scheuten sich die Anleger, entschlossener zuzugreifen. "Die Zinsspekulation in den USA setzt den Goldpreis unter Druck", sagte ein Marktteilnehmer. Von anderer Seite hieß es allerdings, sollte die Inflation schneller zunehmen als die Rendite, habe der Goldpreis Aufwärtspotenzial.

Anleihen verzeichneten trotz der schwachen Aktienmärkte nur geringen Zulauf. Auch hier hatten die Anleger die bevorstehende Fed-Sitzung im Blick. Zinserhöhungen führen in der Regel dazu, dass sich die Investoren von älteren Titel trennen, um die neuen, mit höheren Kupons ausgestatteten Papiere zu kaufen. Die Rendite der zehnjährigen Papiere zeigte sich kaum verändert bei 2,85 Prozent.

Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com

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March 19, 2018 16:11 ET (20:11 GMT)

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