Alt 19.03.18, 16:55
Standard Brexit-Übergangslösung stützt nur kurz - Pfund fester
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FRANKFURT (Dow Jones)--Die Einigung auf eine Brexit-Übergangslösung kann die Stimmung an Europas Börsen nur kurzfristig heben. Großbritannien wird bis Ende 2020 mit allen Pflichten der EU angehören, verliert aber ab März 2019 das Stimmrecht. Damit nimmt das Risiko eines "Crash-Brexit" für Investoren und Unternehmen erst einmal ab. Die positive Nachricht wird allerdings überlagert von den politischen Unsicherheiten rund um den Handelsstreit mit den USA. Der DAX verliert 1,2 Prozent auf 12.247 Punkte, für den Euro-Stoxx-50 geht es 0,9 Prozent auf 3.408 nach unten.

Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier ist zu Gesprächen nach Washington gereist. Dazu gibt es ein Treffen der Finanzminister und Notenbankchefs der G20-Staaten. "Hier sollte es zu Versuchen kommen, einen Handelskrieg noch zu vermeiden", sagt ein Händler. Daneben richten die Börsianer bereits ihre Blicke in Richtung der US-Notenbanksitzung am Mittwoch. Es gilt als ausgemachte Sache, dass die Fed den Leitzins um 25 Basispunkte anheben wird. Viel spannender ist aber der Zinsausblick - Anleger wollen wissen, ob die Zinsen im laufenden Jahr drei- oder viermal angehoben werden.

An den Devisenmärkten befindet sich das britische Pfund zu Wochenbeginn im Aufwind und steigt gegen den Euro Richtung Monatshoch. Für 1 Euro müssen nur noch 0,8768 Pfund hingeblättert werden, am Freitag waren es noch 0,8810 Pfund. Bereits vor der Einigung zwischen Brüssel und Großbritannien über die Brexit-Übergangslösung war das Pfund angezogen. Die Verständigung war erwartet worden. Am Optionsmarkt waren keinerlei Risiken für ein Scheitern der Gespräche eingepreist. Die Stärke des Pfunds missfällt indes dem FTSE-100 - der britische Leitindex gibt wegen der stärkeren Währung um 1,5 Prozent nach.

Aktivistischer Investor steigt bei Barclays ein

Barclays liegen mit Aufschlägen von 3,9 Prozent sehr fest im Markt. "Der Einstieg von Sherborne Investors treibt den Kurs", sagt ein Händler. Der aktivistische Investor ist mit 5,2 Prozent bei Barclays eingestiegen. Sherborne Investors Management, die Edward J. Bramson gehört, teilte mit, sie habe 580 Millionen Pfund in Barclays über Aktien und Derivate investiert. Wie der Broker A.J. Bell anmerkt, sei Sherbone dafür bekannt, finanzielle und operative Verbesserungen bei Unternehmen durchzusetzen, in denen sie engagiert seien.

Kräftig unter Druck mit 2,9 Prozent Minus stehen dagegen die Aktien von Henkel. Der Waschmittel- und Klebstoffhersteller hat von einem schwachen Jahresstart berichtet. Das Unternehmen hat zwar den Ausblick auf das Gesamtjahr bekräftigt, "die Ziele dürften nun aber schwieriger zu erreichen sein", sagt ein Händler.

Die M&A-Aktivität in der Immobilienbranche treibt die Aktie von Hammerson an. Der Kurs gewinnt 24,6 Prozent auf 545 Pence. Händler verweisen auf einen Übernahmeversuch durch die französische Immobiliengesellschaft Klepierre. Deren Aktien fallen um 4 Prozent.

Die Franzosen haben nach eigenen Angaben Hammerson vorgeschlagen, über eine mögliche Bar- und Aktienofferte von 615 Pence je Hammerson-Aktie zu sprechen. Ein Angebot der Franzosen wäre damit insgesamt 4,88 Milliarden britische Pfund schwer, eine Prämie von 41 Prozent auf den Hammerson-Schlusskurs vom Freitag. Der Vorstand von Hammerson habe den Vorschlag jedoch abgelehnt.

Regulierung für britische Wettanbieter nicht so schlimm wie befürchtet

Die Aktien der britischen Wettanbieter liegen sehr fest im Markt. William Hill gewinnen 5 Prozent, Ladbrokes Coral steigen um 2,1 Prozent. Händler verweisen auf die neuen Vorschläge für die Regulierung von Wettspielen. Zwar sähen diese für einige Wetten ein Limit von 2 Pfund vor. Für andere Wettspiele wie Roulette sei dagegen ein Limit von 30 Pfund vorgesehen. Damit seien die Vorschläge weniger hart als befürchtet.

Talanx liegen deutlich im Aufwind. Endgültige Geschäftszahlen und Ausblick sind zwar wie erwartet ausgefallen, heißt es im Markt. "Der Ausblick deutet aber auch auf ein nun wieder solides Gewinnwachstum hin und stützt so die Stimmung", sagt ein Marktteilnehmer. Im vergangenen Jahr ist der Gewinn zurückgegangen. Der Kurs steigt um 2,3 Prozent auf 35,94 Euro.

Wachwechsel bei Gea begrüßt

Als sehr gute Nachricht werten Händler auch die lang erwartete Ankündigung eines Führungswechsels bei Gea. Die Aktien springen um 3,1 Prozent nach oben. Jürg Oleas will seinen bis Ende 2019 laufenden Vertrag nicht verlängern, um dadurch einen Generationswechsel einzuleiten. Er will bereits im April 2019 gehen. "Der Druck aktivistischer Investoren könnte nun zunehmen", vermutet ein Händler.

Für die Rheinmetall-Aktie geht es um 1,5 Prozent auf 112,25 Euro nach oben. Im Handel ist von einem anhaltend positiven Sentiment für das Papier die Rede. Das Unternehmen hatte in der vergangenen Woche einen Milliardenauftrag aus Australien für Boxer-Panzerfahrzeuge an Land gezogen, was im Handel als "Coup" bezeichnet worden war. Die gestiegenen geopolitischen Unsicherheiten spielten dem Unternehmen in die Hände, heißt es. Die LBBW hat zu Wochenbeginn die Kaufempfehlung für Rheinmetall mit Kursziel 125 Euro bestätigt.

Kontakt zum Autor: manuel.priego-thimmel@wsj.com

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March 19, 2018 11:23 ET (15:23 GMT)

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