Alt 17.02.18, 05:54
Standard Yen-Stärke kann Börse Tokio nicht bremsen
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TOKIO (Dow Jones)--An den wenigen Börsen in Ostasien ohne feiertagsbedingte Pause hat sich am Freitag keine einheitliche Tendenz durchgesetzt. Sah es zunächst noch nach flächendeckenden Aufschlägen aus, schlossen einige Börsen im Minus - wenn auch meist knapp. Der Handel in China inklusive Taiwan sowie in Südkorea und weiteren Börsen wie Singapur ruhte wegen des Mondneujahrfestes. Auffallend und auch etwas verwunderlich war die Stärke der japanischen Börse in Tokio. Der Nikkei-225 gewann nach den positiven US-Vorlagen 1,2 Prozent auf 21.720 Punkte. Insgesamt wurde das Sentiment als positiv beschrieben, wofür Japan als Beleg diente.

Denn dort trotzte der Aktienmarkt einmal mehr dem steigenden Yen, der US-Dollar fiel erstmals seit 15 Monaten unter die Marke von 106 Yen. "Die Stärke des japanischen Aktienmarktes lässt sich weitgehend mit den jüngsten Geschäftsberichten der Unternehmen erklären", sagte Marktstratege Hiroki Shimazu von MCP. Die positiven Geschäftszahlen stellten sich trotz eines höheren Yen ein, daher stiegen nun auch die Aktienkurse mit dem anziehenden Yen.

Am Devisenmarkt sank der US-Dollar auf zuletzt 105,77 Yen nach Wechselkursen über 106,80 Yen im Tageshoch des Vortages. Analysten wollten die Yen-Stärke nicht als Beleg für eine wachsende Risikoaversion verstanden wissen.

Bank of Japan dürfte lockeren Kurs beibehalten

Angesichts der personellen Entscheidungen bei der Bank of Japan überraschte die Yen-Stärke Beobachter am Devisenmarkt. Wie erwartet war Haruhiko Kuroda für eine zweite Amtszeit als japanischer Notenbankgouverneur nominiert worden. Allerdings könnte Kuroda möglicherweise nicht die vollen fünf Jahre auf diesem Posten bleiben. Nobuyuki Nakahara, ein Berater von Ministerpräsident Shinzo Abe, wollte gegenüber dem Wall Street Journal nicht ausschließen, dass Kuroda bereits nach zwei oder drei Jahren zurücktreten werde. Zudem wurde mit Masazumi Wakatabe ein klarer Befürworter der geldpolitischen Lockerungen zum Stellvertreter bestellt. Damit dürfte sich mit Kuroda und Wakatabe an der Spitze der japanischen Notenbank an der ultralockeren Geldpolitik bis auf Weiteres nichts ändern, hieß es im Handel.

Für die Yen-Stärke wurden neben einer Dollarschwäche Devisenrepatriierungen von Exportunternehmen verantwortlich gemacht. Zudem verkauften japanische Anleger US-Staatsanleihen wegen der Sorge neuer US-Schulden im Zuge des Infrastrukturprogramms der US-Regierung und repatriierten diese Erlöse ebenfalls, hieß es weiter. "Wir können nicht verneinen, dass es anhaltende Yen-Käufe und Repatriierungen gibt", sagte Niederlassungsleiter Bart Wakabayashi von State Street in Tokio. Die Yen-Stärke alarmierte derweil bereits die Politik. Der japanische Finanzminister Taro Aso warnte vor einem Erstarken der Landeswährung. Exzessive und ungeordnete Kursschwankungen am Devisenmarkt könnten Auswirkungen auf das Wirtschafts- und Finanzumfeld haben, so Aso. Seine Regierung strebe zwar nicht ein bestimmtes Kursniveau an, sie beobachte aber die Marktentwicklungen und werde eingreifen, sollte dies notwendig werden, sagte der Finanzminister.

Japanische Exportwerte trotzen Yen-Stärke

Am japanischen Aktienmarkt waren derweil Technologiewerte gefragt, nachdem diese bereits an der Wall Street gut gelaufen waren. Kyocera und Sony legten um 3,8 bzw. 1,8 Prozent zu. Auch die exportlastigen Titel im Automobilsektor Honda Motor, Toyota Motor und Nissan Motor erfreuten sich des Zuspruchs durch die Anleger, was angesichts der Yen-Stärke ebenfalls überrascht. Die Kurse zogen zwischen 0,2 und 1,1 Prozent an.

Auf Neuseeland schloss der NZ-50 freundlich. Damit hievte sich der Leitindex auf Wochensicht wieder ins Plus, nachdem das Börsenbarometer am Vortag ein Dreimonatstief markiert hatte. Fletcher Building stabilisierten sich mit einem mageren Aufschlag von 0,6 Prozent nach ihrer 11-prozentigen Talfahrt der vergangenen Tage im Zuge einer heftigen Gewinnwarnung. Auckland International Airport stiegen um 2,8 Prozent, die Halbjahreszahlen des Flughafenbetreibers wurden positiv aufgenommen.

Trotz der knapp ins Minus gedrehten Kurse in Sydney verbuchte die Börse in Australien eine solide Woche mit einem Aufschlag von 1,1 Prozent. Die Abwärtsbewegung des Tages wurde durch den Finanzsektor initiiert, der ebenfalls ins Minus gedreht hatte. South32 und Newcrest büßten 5,1 bzw. 3,2 Prozent ein, nachdem Analysten die Geschäftszahlen etwas genauer unter die Lupe genommen hatten.

In Indien brachen die Titel von Gitanjali Gems den zweiten Tag um 20 Prozent ein. Das Juwelier-Unternehmen zählt zu jenen, die angeblich in einen mutmaßlichen Betrug in Höhe von 1,77 Milliarden Dollar bei der Punjab National Bank verwickelt sein sollen. Gitanjali Gems teilte der Börse mit, nicht in irgendein Fehlverhalten involviert zu sein. Die Papiere der Punjab National Bank bauten die Verluste den dritten Tag in Folge aus und büßten weitere 5,4 Prozent ein.

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February 16, 2018 04:34 ET (09:34 GMT)

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