Alt 21.04.12, 02:59
Standard Berichtssaison stützt Wall Street - Apple sehr schwach
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NEW YORK (Dow Jones) - Positive Geschäftsberichte haben am Freitag die Kurse an Wall Street beflügelt. Allerdings erlahmte die Dynamik im späten Geschäft deutlich, die Technologiewerte drehten gar ins Minus. Weil die Konjunkturagenda gähnend leer war, schauten Anleger verstärkt auf die vorgelegten Quartalsausweise. Rückenwind erhielt der Aktienmarkt zudem von der Frühjahrstagung von Weltbank und Internationalem Währungsfonds (IWF). Die IWF-Feuerkraft soll massiv aufgestockt werden, was angesichts der weiter schwelenden Schuldenkrise in der Eurozone für etwas Beruhigung sorgte. Dazu gesellten sich positive Konjunkturdaten aus Deutschland. Der ifo-Geschäftsklimaindex kletterte entgegen den Erwartungen zum sechsten Mal in Folge.

Der Dow-Jones-Index gewann 0,5 Prozent auf 13.029 Punkte, der S&P-500 zog um 0,1 Prozent auf 1.377 Zähler an und der technologielastige Nasdaq-Composite fiel um 0,2 Prozent auf 3.001 Stellen. Bei den Technologiewerten drückte vor allem der Fall von Apple, die nach ihrem rasanten Anstieg in der jüngsten Zeit um 2,5 Prozent auf 572,98 Dollar nachgaben. Am Markt war von der Sorge die Rede, der Technologieriese könnte Schwierigkeiten haben, die Nachfrage nach seinem iPhone zu befriedigen. Umgesetzt wurden am Gesamtmarkt rund 0,97 (Donnerstag: 0,82) Milliarden Aktien. Dabei wurden 2.004 (1.246) Kursgewinner und 1.053 (1.766) -verlierer gezählt, während 96 (128) Titel unverändert schlossen. Frohe Kunde drang von der Frühjahrstagung von Weltbank und IWF auf das New Yorker Aktienparkett. Die Finanzminister und Notenbankgouverneure der G-20 wollen dem IWF zusätzlich 430 Milliarden US-Dollar zur Verfügung stellen.

Dies ist für die Märkte von Bedeutung, denn weiterhin auf dem Radar der Anleger bleibt die Schuldenkrise der Eurozone. Auch nach der Auktion spanischer Staatsanleihen am Vortag waren die Zweifel an der Refinanzierungsfähigkeit der Iberer nicht ausgeräumt. So mehrten sich Stimmen, die davon ausgehen, dass Spanien im weiteren Jahresverlauf auf EU-Hilfe zurückgreifen muss. Zudem schwebte das Damoklesschwert neuerlicher Massenabstufungen von Kreditinstituten weiterhin über dem Markt. Doch die überwiegend positiven Geschäftsausweise ließen diese Sorgen kurzfristig in den Hintergrund treten.

Marktstratege Doug Cote von ING Investment Management hatte dafür eine einfache Erklärung: "Für das abgelaufene Quartal war allgemein mit einem Rückschlag gerechnet worden. Der aber bleibt bislang aus. Vielmehr besticht es unternehmensseitig durch überzeugende Geschäftszahlen." Ein Beispiel dafür lieferte der Softwaregigant Microsoft. Der Konzern schnitt im dritten Quartal bei Umsatz und Ergebnis besser als erwartet ab. Die anhaltende Stärke im Segment Büro-Software half dem Unternehmen über die Schwäche bei den PC-Verkäufen hinweg, die Aktie legte 4,5 Prozent auf 32,42 Dollar zu.

Auch AMD verbuchte Umsätze und bereinigte Ergebnisse über Markterwartung, zudem überzeugte die Umsatzprognose des Halbleiterkonzerns für das zweite Quartal. Allerdings drehte der Kurse im Schlepptau der Apple-Talfahrt ins Minus und verlor 2,6 Prozent auf 7,76 Dollar. Für eine weitere positive Überraschung war McDonald's verantwortlich. Der Schnellrestaurantbetreiber hat den Schwung des vergangenen Jahres in der Auftaktperiode 2012 beibehalten. Für die Aktie ging es um 0,7 Prozent auf 95,94 Dollar nach oben. General Electric (GE) hat im ersten Quartal operativ die Prognosen übertroffen. Allerdings hat der US-Mischkonzern dabei deutlich weniger verdient als im Vorjahr - vor allem wegen des schwachen Abschneidens der Finanzsparte GE Capital. Anleger hoben den Daumen und schickten die Titel um 1,1 Prozent auf 19,36 Dollar nordwärts.

Schlumberger, der weltgrößte Öldienstleister, wies überzeugende Geschäftszahlen aus und fügte einen optimistischen Ausblick hinzu, was den Wert um 2,7 Prozent auf 71,70 Dollar steigen ließ. Riverbed Technologies brachen dagegen um 28,8 Prozent auf 19,85 Dollar ein. Anleger zeigen sich enttäuscht von der Erlösentwicklung beim IT-Anbieter. Ähnlich tief fielen die Papiere des Matratzenherstellers Tempur-Pedic International, die um 20,6 Prozent auf 66,53 Dollar abstürzten. Hier zeigten sich Anleger mit dem Ausblick nicht einverstanden. Nach einem deutlich Gewinnwachstum über Markterwartung im ersten Quartal zogen Honeywell International um 2,4 Prozent auf 59,39 Dollar an.

Zu den größten Abgebern im S&P-500 zählten SanDisk. Nach einem Gewinneinbruch im Auftaktquartal hagelte es Abstufungen und negative Analystenkommentare. Die Anteilsscheine des Speicherkartenanbieters gingen um 11,3 Prozent auf Talfahrt und schlossen bei 35,91 Dollar.

Die überwiegend positive Resonanz am Aktienmarkt auf die laufende Berichtssaison zeigte auch am US-Anleihemarkt Wirkung. Nach einer zweitägigen Gewinnstecke handelten die Notierungen der US-Staatsanleihen zunächst lange klar im Minus, um sich dann im späten Geschäft wieder zu erholen. Die Rendite zehnjähriger Titel fiel dabei wieder deutlicher unter die Marke von 2 Prozent. Belastet hatten neben den IWF-Schlagzeilen und den positiven Quartalsausweisen zunächst auch überraschend gute Einzelhandelsdaten aus Großbritannien. Die anhaltenden Ängste wegen der Schuldenkrise in der Eurozone sorgten aber für eine weiter geringe Risikoneigung unter Investoren, daher zeigten sich Marktbeobachter über die Erholung des vermeintlich "sicheren Hafens" der US-Anleihen wenig verwundert. Anleger hätten den Fall der Notierungen konsequent zum Einstieg genutzt, hieß es im Rentenhandel.

Der Euro profitierte von der guten Wirtschaftslage in Deutschland. Zudem lieferten die positiven Unternehmensberichte eher Kaufanreize für den Euro. Der Dollar verlor im Zuge sinkender Risikoaversion auch gegen andere Währungen an Boden, der Euro notierte klar über 1,32 Dollar. Dies wiederum kam dem Ölpreis zu Gute. Ein sinkender Dollar macht Öl für Investoren außerhalb des Dollarraums günstiger. "Mit den Daten zum Geschäftsklima in Deutschland setzte am Ölmarkt eine Trendwende beim Sentiment ein und es ging nach oben", sagte Ölanalyst Matt Smith von Summit Energy.

Der Preis für ein Barrel US-Leichtöl der Sorte WTI mit Lieferung im Mai verteuerte sich zum Settlement an der New Yorker Rohstoffbörse Nymex um 0,8 Prozent oder 0,78 Dollar auf 103,05 Dollar. Der Kontrakt wurde am Berichtstag letztmalig gehandelt, die Juni-Fälligkeit gewann 1,1 Prozent bzw 1,16 Dollar auf 103,88 Dollar. Der nächstfällige Junikontrakt auf ein Fass Brent stieg an der ICE um 0,6 Prozent oder 0,76 Dollar auf 118,76 Dollar.

DJG/DJN/flf

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