Alt 06.05.15, 11:28
Standard Anleger verkaufen - Erholung in Schanghai verpufft
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SCHANGHAI (Dow Jones) - Die Aktienmärkte in Ostasien und Australien sind am Mittwoch im Sog kräftiger Kursverluste in Europa und den USA einträchtig auf Talfahrt gegangen. Dabei sah es während des Handels in China noch nach einer zweigeteilten Börsenlandschaft aus, denn in Schanghai und Hongkong befanden sich die Kurse auf Erholungskurs. Im späten Geschäft drehten sie jedoch ins Minus und der Shanghai-Composite rutschte nach dem Kurseinbruch von über 4 Prozent am Dienstag um weitere 1,6 Prozent ab. Der HSI gab lediglich um 0,4 Prozent nach, er hatte am Vortag aber auch weniger stark verloren.

Größter Tagesverlierer war der Aktienmarkt in Sydney mit einem Abschlag von 2,3 Prozent auf 5.692 Punkte und damit den niedrigsten Stand seit drei Monaten. Der Kospi in Seoul verlor 1,3 Prozent; er hatte nach der Feiertagspause am Dienstag noch Nachholbedarf nach unten. In Japan wurde bereits den dritten Tag in Folge nicht gehandelt, diesmal wegen eines nachgeholten Feiertages.

Nur kurz für Rückenwind an den chinesischen Börsen sorgte der Anstieg des Einkaufsmanagerindex (PMI) für den chinesischen Dienstleistungssektor im April. Er stieg von 52,3 auf 52,9 und liegt damit fest im auf Expansion hindeutenden Bereich über 50. Zugleich ist dies der höchste Stand im laufenden Jahr. Gleichzeitig ging der entsprechende Index für Hongkong aber bereits den zweiten Monat in Folge zurück.

Für zwischenzeitliche Beruhigung im Handel sorgten auch diverse Berichte in staatlichen Presseorganen, die die Anleger offenkundig beruhigen sollen. So sei der 4-prozentige Kurseinbruch am Dienstag in Schanghai nur eine gesunde Kurskorrektur nach der seit Wochen andauernden Kursrally. Ein Ende des Bullenmarktes sei deswegen nicht zu befürchten, so die Nachrichtenagentur Xinhua und weiter: "Nach dem Sturm an den Märkten werden wir einen umso schöneren Regenbogen sehen". Seit Jahresbeginn legte der Index in Schanghai trotz der jüngsten Einbußen bereits um knapp 31 Prozent zu, der HSI in Hongkong um etwa 17 Prozent.

Der plötzliche Rutsch in negatives Terrain im späten Geschäft sei vom Finanzsektor ausgegangen, hieß es im Handel. Die Kurse dort hätten den ganzen Tag über gestützt, seien dann aber auch gefallen. So schloss beispielsweise das Schwergewicht Bank of China 1,7 Prozent im Minus. Auch die beträchtlichen Schwankungen im Immobiliensektor hätten auf die Kurse gedrückt. Dort seien Zweifel an der Entschlossenheit Pekings gespielt worden, dem Sektor mit weiteren Stimuli unter die Arme zu greifen. Vanke Property gaben um 2,7 Prozent nach, Henderson Land um 1,8 Prozent.

Hao Hong, Direktor bei der Bank of China Communications International, sieht den chinesischen Aktienmarkt vor einer volatilen Korrekturphase. Im Vergleich mit Anleihen sei der Aktienmarkt nicht mehr billig, so der Experte. Ähnlich habe das Bild auch 2007 und 2009 ausgesehen, als die Börse jeweils ein temporäres Hoch erreicht habe.

Nachdem in Australien am Dienstag noch die zweite Zinssenkung des Jahres ein stärkeres Indexminus verhindert hatte, ging es dort angeführt von Verlusten bei Bankenaktien am deutlichsten nach unten. Angesichts der hohen Bewertung und auf Null reduzierter Gewinnwachstumsprognosen australischer Unternehmen sei es schwer vorstellbar, dass der Markt das aktuelle Niveau werden halten können, so Anlageexperte Matthew Sherwood von Perpetual in Sydney skeptisch. Zudem dürfte auch der Austral-Dollar kaum von der Zinssenkung gegenüber dem US-Dollar gedrückt werden und als positiver Impulsgeber ausfallen, weil sich die Zinsanhebung in den USA Richtung Jahresende zu verschieben scheine. Außerdem seien die begleitenden Kommentare der australischen Notenbank weniger "taubenhaft" ausgefallen als gedacht und hätten Befürchtungen geschürt, dass der Zinssenkungszyklus zuende sein könnte.

"Wir haben schnelle und wilde Verkäufe gesehen bei soliden Umsätzen", berichtete Händler Will Leys von CMC Markets. Kratzte der S&P/ASX noch vor kurzem erstmals seit Jahren wieder an der 6.000er Marke, sehen Händler nun den Bereich um 5.400 Punkte als nächste stärkere Unterstützung.

Commonwealth Bank of Australia verloren fast 6 Prozent, nachdem die Bank über sinkende Margen und einen unveränderten Quartalsgewinn im Vergleich zum Vorjahr berichtet hatte. Das löste am Markt Sorgen aus, dass das jahrelange Gewinnwachstum und die üppigen Dividenden bald der Vergangenheit angehören könnten. Westpac, NAB und ANZ gaben um bis zu 3,7 Prozent nach. Woolworths rutschten um 5 Prozent ab nach der Vorlage rückläufiger Quartalsumsätze und der Ankündigung, Arbeitsplätze abzubauen um Kosten zu sparen, womit wiederum Renovierungen der Filialen finanziert werden sollen. Gegen den Abwärtstrend stemmten sich Fortescue Metals mit einem Plus von 4,9 Prozent, gestützt von weiter erholten Eisenerzpreisen.

Am Devisenmarkt stand der Neuseeland-Dollar unter Druck. Er litt unter einem geringen Anstieg der Löhne im ersten Quartal, was Beobachtern zufolge die Wahrscheinlichkeit erhöht, dass die neuseeländische Notenbank die Zinsen senken wird zur Ankurbelung der zu niedrigen Inflation. Spielraum nach unten gebe es zumindest, angesichts eines aktuellen Leitzinsniveaus von 3,5 Prozent.

Am Rohstoffmarkt stiegen die Ölpreise weiter. Das Fass der Sorte Brent ging zuletzt mit 68,83 Dollar um, verglichen mit 67,60 Dollar im späten US-Handel am Dienstag und einem Tief von unter 66 Dollar zu Wochenbeginn. Treiber der Ölpreise seien weiter der schwächelnde Dollar und von Saudi-Arabien angehobene offizielle Ölverkaufspreise in Nordamerika und Europa, hieß es. Dazu kämen Sorgen vor Lieferausfällen in Libyen.

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