Alt 20.04.12, 17:09
Standard Geschäftsberichte sorgen für Kauflaune an Wall Street
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NEW YORK (Dow Jones) - Positive Geschäftsberichte treiben am Freitagmittag (Ortszeit) die Kurse an Wall Street. In Ermangelung konjunktureller Impulse angesichts einer gähnend leeren US-Agenda schauen Anleger verstärkt auf die vorgelegten Quartalsausweise. Rückenwind erhält der Aktienmarkt zudem von der Frühjahrstagung von Weltbank und Internationalem Währungsfonds (IWF). Hier zeichnet sich eine deutliche Aufstockung der IWF-Feuerkraft ab, was angesichts der weiter schwelenden Schuldenkrise in der Eurozone für etwas Beruhigung sorgt. Dazu gesellen sich positive Konjunkturdaten aus Deutschland. Der ifo-Geschäftsklimaindex kletterte entgegen den Erwartungen zum sechsten Mal in Folge.

Der Dow-Jones-Index gewinnt 0,8 Prozent auf 13.069 Punkte, der S&P-500 zieht um 0,6 Prozent auf 1.386 Zähler an und der technologielastige Nasdaq-Composite steigt um 0,6 Prozent auf 3.027 Stellen. Frohe Kunde dringt die kurze Distanz von Washington auf das New Yorker Aktienparkett durch. Die Finanzminister und Notenbankgouverneure der G-20, die sich in der US-Bundeshauptstadt zur Frühjahrstagung von Weltbank und IWF treffen, wollen dem IWF nach Angaben informierter Personen zusätzlich 400 Milliarden US-Dollar zur Verfügung stellen.

Dies ist für die Märkte von Bedeutung, denn weiterhin auf dem Radar der Anleger bleibt die Schuldenkrise der Eurozone. Auch nach der Auktion spanischer Staatsanleihen am Vortag sind die Zweifel an der Refinanzierungsfähigkeit der Iberer nicht ausgeräumt. So mehren sich Stimmen, die davon ausgehen, dass Spanien im weiteren Verlauf des Jahres auf EU-Hilfe wird zurückgreifen müssen. Zudem schwebt das Damoklesschwert neuerlicher Massenabstufungen von Kreditinstituten weiterhin über dem Markt.

"Es gibt aber auch einige Gegenströmungen am Markt. Immerhin warteten Unternehmen mit diversen Ergebnisüberraschungen auf - insbesondere die von GE und Microsoft tun dem Markt wirklich gut", sagt Vermögensverwalter Richard Weeks von HighTower's VWG Wealth Management. Microsoft schnitt im dritten Quartal bei Umsatz und Ergebnis besser als erwartet ab. Die anhaltende Stärke im Segment Büro-Software half dem Konzern über die Schwäche bei den PC-Verkäufen hinweg, die Aktie legt 5,3 Prozent auf 32,66 Dollar zu. Auch AMD verbuchte Umsätze und bereinigte Ergebnisse über Markterwartung, Zudem überzeugte die Umsatzprognose für das zweite Quartal, der Kurs gewinnt 1,7 Prozent auf 8,11 Dollar.

Zudem überraschten auch die Ergebnisse von McDonald's in der ersten Periode positiv. Der Schnellrestaurantbetreiber hat den Schwung des vergangenen Jahres damit beibehalten. Für die Aktie geht es um 2,5 Prozent auf 97,67 Dollar nach oben. General Electric (GE) hat im ersten Quartal operativ die Prognosen übertroffen. Allerdings hat der US-Mischkonzern im ersten Quartal deutlich weniger verdient als im Vorjahr - vor allem wegen des schwachen Abschneidens der Finanzsparte GE Capital. Anleger heben den Daumen und schicken die Titel um 1,8 Prozent auf 19,48 Dollar nordwärts.

Schlumberger, der weltgrößte Öldienstleister, lieferte überzeugende Geschäftszahlen und einen optimistischen Ausblick, was den Wert um 4,6 Prozent auf 73,01 Dollar steigen lässt. Riverbed Technologies brechen dagegen um 26,4 Prozent auf 20,50 Dollar ein. Anleger zeigen sich enttäuscht von der Erlösentwicklung. Ähnlich tief fallen die Papiere des Matrazenherstellers Tempur-Pedic International, die um 21,5 Prozent auf 65,61 Dollar abstürzen. Hier zeigen sich Anleger mit dem Ausblick nicht einverstanden. Nach einem deutlich Gewinnwachstum über Markterwartung im ersten Quartal ziehen Honeywell International um 3,4 Prozent auf 59,96 Dollar an.

Die überwiegend positive Resonanz am Aktienmarkt auf die laufende Berichtssaison zeigt auch am US-Anleihemarkt Wirkung. Hier geht die zweitägige Gewinnphase bei den Notierungen für US-Staatsanleihen zu Ende. Die Rendite zehnjähriger Titel nähert sich wieder der Marke von 2 Prozent an, notiert aktuell aber noch knapp darunter. Neben den IWF-Schlagzeilen und den positiven Quartalsausweisen verweisen Rentenhändler aber auch auf überraschend gute Einzelhandelsdaten aus Großbritannien. Die anhaltenden Ängste wegen der Schuldenkrise in der Eurozone dürften aber kurzfristig für eine weiter geringe Risikoneigung unter Investoren sorgen, daher schreiben Marktbeobachter den vermeintlichen "sicheren Hafen" der US-Anleihen noch nicht ab.

Der Euro profitiert von der guten Wirtschaftslage in Deutschland. Zudem liefern die positiven Unternehmensberichte eher Kaufanreize für den Euro. Der Dollar verliert im Zuge sinkender Risikoaversion auch gegen andere Währungen an Boden. Dies wiederum kommt dem Ölpreis zu Gute. Ein sinkender Dollar macht Öl für Investoren außerhalb des Dollarraums günstiger. Die europäische Referenzsorte Brent und US-Leichtöl notieren deutlich im Plus. "Die Wirtschaftsdaten aus Deutschland und die Quartalszahlen aus den USA steigern den Konjunkturoptimismus und stützen den Ölpreis", sagt ein Ölhändler.

DJG/DJN/flf

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