Alt 18.04.12, 22:52
Standard Enttäuschung über Intel- und IBM-Zahlen drücken Wall Street
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NEW YORK (Dow Jones) - Mit Enttäuschung aufgenommene Geschäftsberichte aus dem Technologiesektor haben am Mittwoch an Wall Street für Gewinnmitnahmen gesorgt. Immerhin hatten die US-Börsen am Vortag kräftig zugelegt. Aufgrund einer weitgehend leeren Konjunkturagenda richtete sich der Blick der Anleger wieder gen Europa, wo erneut das Schulden gebeutelte Spanien im Mittelpunkt des Interesses stand. "Die kommenden Wochen dürften ganz im Zeichen der ausufernden Sorgen über die Situation in Spanien und die europäische Schuldenkrise im Allgemeinen stehen", blickte Marktstratege Andrew Milligan von Standard Life Investments schon einmal voraus.

Vor dieser Gemengelage verlor der Dow-Jones-Index (DJIA) 0,6 Prozent auf 13.033 Punkte, der S&P-500 sank um 0,4 Prozent auf 1.385 Zähler und der technologielastige Nasdaq-Composite gab ebenfalls 0,4 Prozent auf 3.032 Stellen ab. Umgesetzt wurden rund 0,72 (Dienstag: 0,70) Milliarden Aktien. Dabei wurden 1.001 (2.350) Kursgewinner und 2.020 (696) -verlierer gezählt, während 106 (101) Titel unverändert schlossen.

Mit Spannung warte der Markt auf die Auktion spanischer Langläufer am Donnerstag, hieß es. Im Vorfeld der Versteigerung hielten sich Investoren erkennbar zurück. Für zusätzliche Nervosität sorgte die Meldung, dass die Quote der Not leidenden Kredite bei spanischen Banken im Februar auf ein 17-Jahreshoch geklettert war. Laut spanischer Zentralbank müssen die Banken des Landes weitere Abschreibungen in der Größenordnung von knapp 30 Milliarden Euro vornehmen und ihr Kernkapital deutlich stärken. "Die Risiken steigen und sind keinesfalls vollständig eingepreist", sagte Zweigstellenleiter Kully Samra von Charles Schwab in London.

Anleger zogen daher die vermeintliche Sicherheit der US-Anleihen vor. Die Notierungen am Markt für US-Staatsanleihen zeigten sich im späten Geschäft mit Aufschlägen. Die Rendite zehnjähriger Papiere notierte knapp unter der Marke von 2,00 Prozent. Die Spanien-Auktion am Vortag habe die Sorgen bezüglich der europäischen Schuldenkrise nur kurzzeitig verdrängt, hieß es. Die beunruhigenden Meldungen über den spanischen Bankensektor stützten die US-Anleihen.

"Der spanische Problemfall existiert weiter, auch wenn die Sache nicht mehr Ausmaße wie Anfang des Jahres hat", sagte Rentenstratege Marc Ostwald von Monument Securities. Die US-Anleihen dürften weiter auf die Schlagzeilen aus Europa und die Entwicklung am Aktienmarkt reagieren, für einen Fall der zehnjährigen Rendite deutlich unter 1,95 Prozent bedürfe es aber zusätzlicher Impulse, hieß es weiter.

Die Geschäftsberichte der Technologieschwergewichte Intel und IBM überzeugten Anleger am Aktienmarkt nicht. Händler sahen darin einen weiteren Hemmschuh für den Gesamtmarkt. Beide Werte balgten sich um die Rote Laterne im DJIA. Während Intel vor allem wegen einer gegenüber dem Vorquartal gesunkenen Bruttomarge 1,8 Prozent auf 27,95 Dollar nachgaben, ging es für IBM um 3,6 Prozent auf 200,01 Dollar talwärts - hier enttäuschte in erster Linie die Umsatzentwicklung.

Yahoo! zogen indes um 3,2 Prozent auf 15,49 Dollar an. Beim Suchmaschinenbetreiber rangierten Umsatz und Ergebnis in der ersten Periode über den Analystenschätzungen. Zudem kündigte der Konzern umfangreiche Restrukturierungsmaßnahmen an. Der US-Pharmakonzern Abbott Laboratories hat im ersten Quartal deutlich mehr Gewinn verbucht als im Vorjahr und dabei die Markterwartungen übertroffen. Zudem hob das Unternehmen den Ausblick für 2012 an. Die Aktie zeigte sich äußerst volatil und drehte zwischenzeitlich ins Minus, sie schloss letztlich nahezu unverändert bei 60,46 Dollar.

In der zweiten Reihen schossen Catalyst Health Solutions um 34,1 Prozent auf 85,23 Dollar empor, SXC Health Solutions stiegen um 11,3 Prozent auf 89,36 Dollar. Beide Gesellschaften wollen ihr Geschäft verschmelzen, die Transaktion hat einen Umfang von 4,14 Milliarden Dollar. Am fusionierten Unternehmen werden die SXC-Aktionäre abschließend 65 Prozent halten. Der Öldienstleister Halliburton hat im ersten Quartal besser als prognostiziert abgeschnitten, der Kurs legte um 4,6 Prozent auf 34,17 Dollar zu.

Die Papiere des LED-Fertigers Cree sanken nach Vorlage von Drittquartalszahlen unter Markterwartung um 6,1 Prozent auf 29,97 Dollar. United Rentals zogen dagegen um 11,8 Prozent auf 45,75 Dollar an, das Verleihunternehmen lieferte Erstquartalsergebnisse deutlich über Marktprognosen. Der Vermögensverwalter BlackRock wies Geschäftszahlen auf Vorjahresniveau aus, was Anlegern zu wenig war. Der Kurs ermäßigte sich um 2,9 Prozent auf 196,01 Dollar. Investmentlegende Warren Buffett ist an Prostatakrebs erkrankt, die B-Aktien seiner Beteiligungsgesellschaft Berkshire Hathaway fielen um 1,3 Prozent auf 79,74 Dollar. Nach der Schlussglocke legten noch American Express und eBay Rechenschaft über das abgelaufene Quartal ab.

Am Devisenmarkt erholte sich der Euro von seinen Tagestiefs und sprang wieder klar über die Marke von 1,31 Dollar. Im Tagestief war die Gemeinschaftswährung bis auf 1,3058 Dollar gefallen. Händler machten für die Erholung Optionsgeschäfte verantwortlich, die den Euro kurzfristig stützten. Trotz der Belastungen durch die Situation in Spanien finde der Euro immer wieder knapp unter 1,30 Dollar eine starke Unterstützung und komme zurück, hieß es weiter.

Volle US-Lager sorgten am Rohölmarkt für sinkende Preise. Die Lagerbestände in den USA waren in der Vorwoche auf Wochensicht um 3,856 Millionen Barrel gestiegen. Analysten hatten dagegen einen Anstieg um nur 0,9 Millionen Fass prognostiziert. Die Menge des gelagerten Öls verpasste nur knapp ein Elfmonatshoch und lag 3,4 Prozent über Vorjahresniveau. Allein in den vergangenen vier Wochen kletterten die US-Reserven um 7 Prozent. Die Vorräte an Mitteldestillaten wie Diesel und leichtes Heizöl sowie an bleifreiem Superbenzin sanken dagegen deutlich stärker als erwartet.

Die Daten schürten die Sorge über eine globalen Überversorgung. "Die Förderung in Saudi-Arabien bewegt sich dicht am Rekordniveau und die Signale steigender Lagerbestände häufen sich. Des Weiteren scheint auch der Iran keine Schwierigkeiten zu haben, sein Öl trotz Embargos am Markt unterzubringen. Dies alles sind Zeichen einer Überversorgung", kommentierte ein Ölanalyst den Preisverfall. Der Preis für ein Barrel US-Leichtöl der Sorte WTI mit Lieferung im Mai verbilligte sich zum Settlement an der New Yorker Rohstoffbörse Nymex um 1,5 Prozent oder 1,53 Dollar auf 102,67 Dollar. Der nächstfällige Junikontrakt auf ein Fass Brent sank an der ICE um 0,7 Prozent bzw 0,81 Dollar auf 117,97 Dollar.

DJG/DJN/flf

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