Alt 17.04.12, 22:13
Standard Spanien-Auktion hievt Dow-Jones über 13.000 Punkte
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NEW YORK (Dow Jones) - Erleichterung über eine halbwegs positiv verlaufene Auktion spanischer Staatsanleihen und über den Erwartungen ausgefallene Quartalsergebnisse haben am Dienstag das Stimmungsbild an Wall Street geprägt. Bereits die europäischen Aktienmärkte hatten im Anschluss an die Versteigerung spanischer Kurzläufer und einen überraschend guten ZEW-Stimmungsindikator aus Deutschland deutlich zugelegt. Vor diesem Hintergrund ließ sich der US-Aktienmarkt von schwachen Daten zur US-Industrieproduktion und gemischt ausgefallenen Signalen vom weiter kriselnden US-Immobilienmarkt kaum bremsen - der DJIA sprang wieder klar über die Marke von 13.000 Punkten.

Der Dow-Jones-Index (DJIA) stieg um 1,5 Prozent auf 13.116 Punkte, der S&P-500 gewann 1,5 Prozent auf 1.391 Zähler und der technologielastige Nasdaq-Composite zog um 1,8 Prozent auf 3.043 Stellen an. Umgesetzt wurden rund 0,70 (Montag: 0,74) Milliarden Aktien. Dabei wurden 2.350 (1.727) Kursgewinner und 696 (1.301) -verlierer gezählt, während 101 (112) Titel unverändert schlossen. Nachdem Spanien zuletzt wieder ins Zentrum der Sorgen über die europäische Schuldenkrise gerückt war, stellten die Neuemissionen des Landes und ihre Aufnahme am Markt den wichtigsten Stimmungsindikator. Bei der Platzierung von Schatzwechseln übertraf Spanien das geplante Volumen leicht. Allerdings mussten die Iberer deutlich höhere Renditen als bei der vorangegangenen Emission in Kauf nehmen.

"Das ist aber nur das erwartete Zugeständnis an die gestiegenen Zweifel an der Refinanzierungsfähigkeit Spaniens", sagte ein Börsianer. Bereits am Donnerstag steht der nächste Vertrauenstest der Kapitalmärkte an, dann will Spanien Langläufer versteigern. Die als wichtiges Maß für das Investorenvertrauen geltende Rendite zehnjähriger spanischer Schuldtitel war am Sekundärmarkt wieder unter die kritische Marke von 6,0 Prozent gefallen.

Derweil blieb der US-Immobilienmarkt ein Krisenherd, denn den US-Amerikanern war im März die Lust auf den Bau der eigenen vier Wände vergangen. Die Zahl der Baubeginne war auf Monatssicht deutlich gefallen, obwohl Volkswirte mit einem leichten Zuwachs gerechnet hatten. Die aktuellen Zahlen lagen weit unter dem historischen Durchschnitt. Positiv entwickelten sich immerhin die Baugenehmigungen, so dass Händler insgesamt von gemischt ausgefallenen Daten sprachen. Wenig Erbauliches kam indes von der US-Industrieproduktion, die im März unverändert und damit leicht unter den Erwartungen geblieben war. Der Internationale Währungsfonds (IWF) erhöhte unterdessen seine globale Wachstumsprognose auf 3,5 Prozent für 2012.

"Man kann von einer leichten Verbesserung der fundamentalen Lage sprechen, aber wir müssen unsere Aufmerksamkeit verstärkt einer lang anhaltenden Erholung am Häusermarkt widmen. Die lässt weiter auf sich warten. Die globale Konjunktur schwächelt und das industrielle Wachstum verläuft mäßig, aber es gibt auch keinen Absturz. Aber der Grund, warum der Markt dies alles kalt lässt, heißt Spanien", sagte Anthony Chan, Chefvolkswirt von J.P. Morgan Private Wealth Management.

Unterdessen nahm die US-Berichtssaison Fahrt auf. Goldman Sachs hat aufgrund der schleppenden Nachfrage im Bereich Übernahmen und Fusionen im ersten Quartal deutlich weniger verdient als im Vorjahreszeitraum. Der Gewinn der US-Bank brach um fast ein Viertel ein, übertraf aber dennoch die Markterwartungen. Die Einnahmen hielten sich ebenfalls besser als erwartet. Goldman Sachs verloren 0,8 Prozent auf 116,81 Dollar.

Der US-Pharmakonzern Johnson & Johnson hat im ersten Quartal trotz leicht sinkender Erlöse angesichts eines schwachen US-Geschäfts deutlich mehr verdient und die Marktprognosen übertroffen. Beim Umsatz gab es eine gegenläufige Tendenz, zurückgehenden Erlösen auf dem Heimatmarkt standen steigende im internationalen Geschäft gegenüber. Die Aktie gewann 0,3 Prozent auf 64,20 Dollar und hinkte vor allem wegen der schwachen Umsatzentwicklung dem Gesamtmarkt hinterher.

Ganz anders Coca-Cola, die um 2,1 Prozent auf 73,95 Dollar zulegten und den höchsten Stand seit 1998 erreichten. Der Limonadenhersteller hat im ersten Quartal dank einer weltweit wachsenden Nachfrage nach Erfrischungsgetränken mehr verdient und umgesetzt. Der Nettogewinn übertraf die Schätzungen der Analysten. Nach der Schlussglocke legten mit Intel, Yahoo! und IBM weitere Schwergewichte über den Verlauf des ersten Quartals Rechenschaft ab. In der zweiten Reihe zogen U.S. Bancorp nach Vorlage positiver Geschäftszahlen um 1,3 Prozent auf 31,55 Dollar an. Trotz eines auf den ersten Blick schwachen Geschäftsausweises gewannen State Street 2,0 Prozent auf 44,55 Dollar. Apollo Residential Mortgage gibt 13,9 Millionen neue Aktien aus, die bereits gelisteten verbilligten sich um 7,2 Prozent auf 17,76 Dollar.

First Solar will 30 Prozent der Belegschaft abbauen, die Titel des Solarkonzerns haussierten daraufhin um 10,3 Prozent auf 22,96 Dollar. Apple erholten sich von ihrem Vortageseinbruch und erhöhten sich um 5,1 Prozent auf 609,70 Dollar. Am Markt machten Spekulationen die Runde, der Technologiegigant arbeite an der Entwicklung einer Kleinversion seines beliebten Tablet-Rechners "iPad".

"Insgesamt sprechen die Zahlen und die Daten keine einheitliche Sprache, aber es gibt dennoch erkennbar einen Aufwärtstrend. Die US-Unternehmen stehen recht gut dar und die Situation in Europa hat sich von einer handfesten Krise hin zu einem chronischen Problem verbessert", fasste Marktstratege Stephen Wood von Russell Investments die Sitzung zusammen.

Die tendenziell schwachen US-Konjunkturdaten entfalteten am US-Anleihemarkt keine stützende Wirkung, auch hier stand der positive Verlauf der Spanien-Auktion im Mittelpunkt. Rentenhändler verwiesen zudem auf die positiven Daten aus Deutschland. Während die Notierungen am mittleren und langen Ende fielen, stieg die Rendite zehnjähriger Titel wieder auf die Marke von 2,00 Prozent.

Der Euro kam etwas zurück, hielt sich aber klar über der Marke von 1,31 Dollar. Nach der Spanien-Auktion hatte die Gemeinschaftswährung das Tageshoch von 1,3173 Dollar markiert. Die Lage für den Euro bleibt aber schwierig. "Sollte am Donnerstag bei der nächsten Versteigerung spanischer Anleihen nicht alles glatt laufen, dürfte der Euro unter Druck geraten", erläuterte ein Devisenhändler.

Auch am Ölmarkt war die Spanien-Auktion Thema, die Notierungen zogen auf breiter Front an. Allerdings gab es auch spezifische Ölthemen: Wie bereits am Vortag diskutierten Händler die schneller als geplant ablaufende Inbetriebnahme einer Pumpleitung in den USA. Die Ölflut im US-Verladezentrum von Cushing dürfte sich mit der Pipeline abbauen, was den Preis für US-Leichtöl beflügelte. Die Preisdifferenz zwischen US-Leichtöl und der europäischen Referenzsorte Brent engte sich weiter ein und reduzierte sich auf das niedrigste Niveau seit dem 1. Februar. Der Preis für ein Barrel US-Leichtöl der Sorte WTI mit Lieferung im Mai zog zum Settlement an der New Yorker Rohstoffbörse Nymex um 1,2 Prozent oder 1,27 Dollar auf 104,20 Dollar an. Der nächstfällige Junikontrakt auf ein Fass Brent verteuerte sich an der ICE um 0,1 Prozent bzw 0,10 Dollar auf 118,78 Dollar.

DJG/DJN/flf

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