Alt 17.04.12, 17:02
Standard Wall street mit Spanien-Erleichterung mittags klar im Plus
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NEW YORK (Dow Jones) - Erleichterung über eine halbwegs positiv verlaufene Auktion spanischer Staatsanleihen und über den Erwartungen ausgefallene Quartalsergebnisse prägen am Dienstag das Stimmungsbild an Wall Street. Bereits die europäischen Aktienmärkte hatten im Anschluss an die Versteigerung spanischer Kurzläufer und einen überraschend guten ZEW-Stimmungsindikator aus Deutschland deutlich zugelegt. Vor diesem Hintergrund entfalten schwachen Daten zur US-Industrieproduktion und gemischt ausgefallene Signale vom weiter kriselnden US-Immobilienmarkt allenfalls bremsende Wirkung.

Der Dow-Jones-Index steigt am Dienstagmittag (Ortszeit) um 1,3 Prozent auf 13.093 Punkte, der S&P-500 gewinnt 1,3 Prozent auf 1.378 Zähler und der technologielastige Nasdaq-Composite zieht um 1,6 Prozent auf 3.036 Stellen an. Nachdem Spanien zuletzt wieder ins Zentrum der Sorgen über die europäische Schuldenkrise gerückt ist, stellen die Neuemissionen des Landes und ihre Aufnahme am Markt den wichtigsten Stimmungsindikator. Spanien hat knapp 3,2 Milliarden Euro an Schatzwechseln mit Laufzeiten von zwölf und achtzehn Monaten unter die Anleger gebracht und damit das geplante Volumen leicht übertroffen. Allerdings mussten die Iberer deutlich höhere Renditen als bei der vorangegangenen Emission in Kauf nehmen.

"Das ist aber nur das erwartete Zugeständnis an die gestiegenen Zweifel an der Refinanzierungsfähigkeit Spaniens", sagt ein Börsianer. Bereits am Donnerstag steht der nächste Test des Vertrauens der Kapitalmärkte an, dann will Spanien Langläufer versteigern. Die als wichtiges Maß für das Investorenvertrauen geltende Rendite zehnjähriger spanischer Schuldtitel ist am Sekundärmarkt wieder unter die kritische Marke von 6,0 Prozent gefallen.

Derweil bleibt der US-Immobilienmarkt ein Krisenherd, denn den US-Amerikanern ist im März die Lust auf den Bau der eigenen vier Wände vergangen. Die Zahl der Baubeginne ist auf Monatssicht deutlich gefallen, obwohl Volkswirte mit einem leichten Zuwachs gerechnet hatten. Die aktuellen Zahlen liegen weit unter dem historischen Durchschnitt. Positiv entwickelten sich im März immerhin die Baugenehmigungen, so dass Händler insgesamt von gemischt ausgefallenen Daten sprechen. Wenig Erbauliches kommt indes von der US-Industrieproduktion, die im März unverändert und damit leicht unter den Erwartungen geblieben ist.

"Man kann von einer leichten Verbesserung der fundamentalen Lage sprechen, aber wir müssen unsere Aufmerksamkeit verstärkt einer lang anhaltenden Erholung am Häusermarkt widmen. Die lässt weiter auf sich warten. Die globale Konjunktur schwächelt und das industrielle Wachstum verläuft mäßig, aber es gibt auch keinen Absturz. Aber der Grund, warum der Markt dies alles kalt lässt, heißt Spanien", sagt Anthony Chan, Chefvolkswirt von J.P. Morgan Private Wealth Management.

Unterdessen nimmt die US-Berichtssaison Fahrt auf. Goldman Sachs hat aufgrund der schleppenden Nachfrage im Bereich Übernahmen und Fusionen im ersten Quartal deutlich weniger verdient als im Vorjahreszeitraum. Der Gewinn der US-Bank brach um fast ein Viertel ein, übertraf aber dennoch die Markterwartungen. Die Einnahmen hielten sich ebenfalls besser als erwartet. Goldman Sachs verlieren 0,1 Prozent auf 117,64 Dollar.

Der US-Pharmakonzern Johnson & Johnson hat im ersten Quartal trotz leicht sinkender Erlöse angesichts eines schwachen US-Geschäfts deutlich mehr verdient und die Marktprognosen übertroffen. Beim Umsatz gab es eine gegenläufige Tendenz, zurückgehenden Erlösen auf dem Heimatmarkt standen steigende im internationalen Geschäft gegenüber. Die Aktie büßt vor allem wegen der schwachen Umsatzentwicklung 0,2 Prozent auf 63,87 Dollar ein.

Coca-Cola hat im ersten Quartal des Geschäftsjahres dank einer weltweit wachsenden Nachfrage nach Erfrischungsgetränken mehr verdient und umgesetzt. Der Nettogewinn stieg um 8 Prozent und übertraf die Schätzungen der Analysten. Der Kurs steigt um 2,6 Prozent auf 74,34 Dollar. Nach der Schlussglocke werden noch Intel, Yahoo! und IBM über den Verlauf des ersten Quartals Rechenschaft ablegen. In der zweiten Reihe ziehen U.S. Bancorp nach Vorlage positiver Geschäftszahlen um 0,5 Prozent auf 31,32 Dollar an. Trotz eines auf den ersten Blick schwachen Geschäftsausweises gewinnen State Street 1,1 Prozent auf 44,17 Dollar. Apollo Residential Mortgage gibt 13,9 Millionen neue Aktien aus, die bereits gelisteten verbilligen sich um 6,3 Prozent auf 17,93 Dollar.

Die tendenziell schwachen US-Konjunkturdaten entfalten am US-Anleihemarkt keine stützende Wirkung, auch hier steht der positive Verlauf der Spanien-Auktion im Mittelpunkt. Rentenhändler verweisen aber auch auf positive Daten aus Deutschland. Während die Notierungen am mittleren und langen Ende fallen, steigt die Rendite zehnjähriger Titel wieder über die Marke von 2,00 Prozent.

Der Euro hält sich klar über der Marke von 1,31 Dollar. Nach der Spanien-Auktion markierte die Gemeinschaftswährung des bisherige Tageshoch von 1,3173 Dollar. Die Lage für den Euro bleibe aber schwierig. "Sollte am Donnerstag bei der nächsten Versteigerung spanischer Anleihen nicht alles glatt laufen, dürfte der Euro unter Druck geraten", erläutert ein Devisenhändler.

Auch am Ölmarkt ist die Spanien-Auktion Thema, die Notierungen ziehen auf breiter Front an. Allerdings gibt es auch spezifische Ölthemen: Wie bereits am Vortag diskutieren Händler die schneller als geplant ablaufende Inbetriebnahme einer Pumpleitung in den USA. Die Ölflut im US-Verladezentrum von Cushing dürfte sich mit der Pipeline abbauen, was den Preis für US-Leichtöl beflügelt. Die Preisdifferenz zwischen US-Leichtöl und der europäischen Referenzsorte Brent engt sich weiter ein. Während Brent knapp im Plus rangiert, verteuert sich US-Öl der Sorte WTI um rund 1,5 Prozent.

DJG/DJN/flf

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