Alt 14.04.12, 01:26
Standard China-Daten und Sorgen um Eurozone-Schuldenkrise belasten
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NEW YORK (Dow Jones) - Enttäuschende Wachstumsdaten aus China, schlechte Nachrichten zur Eurozone-Schuldenkrise sowie ein unter den Prognosen ausgefallenes US-Verbrauchervertrauen sorgten an Wall Street zum Wochenausklang für fallende Kurse. Allerdings fiel das Minus im Vergleich zu den europäischen Börsen nicht ganz so deutlich aus, obwohl die Indizes kurz vor Handelsende die Abgaben nochmals ausbauten und in der Nähe der Tagestiefs schlossen. Die guten Quartalsergebnisse von J.P.Morgan, Wells Fargo und Google vermochten den Markt dagegen nicht zu stützen. Der Dow-Jones-Index verlor 1 Prozent auf 12.850 Punkte, der S&P-500 verzeichnete einen Abschlag von 1,2 Prozent auf 1.370 Punkte. Die Indizes beendeten die Woche mit dem größten Minus seit Jahresbeginn. Dabei wurden rund 0,77 (Donnerstag: 0,75) Milliarden Aktien umgesetzt. 714 (2.503) Kursgewinnern standen 2.318 (548 -verlierer gegenüber, während 103 (91) Titel unverändert schlossen.

Bereits in der Nacht kamen aus China enttäuschende Nachrichten. Die Wirtschaft des Landes ist im ersten Quartal langsamer gewachsen als erwartet. Grund ist die Schwäche sowohl bei Exporten wie auch bei Investitionen in den Wohnungsbau. Immerhin noch 8,1 Prozent hat die Ökonomie des Landes zugelegt - erwartet worden waren allerdings 8,3 Prozent. Am Vortag hatten die Flüsterschätzungen bei einer Zunahme von 9 Prozent gelegen und die Kurse beflügelt.

Die Märkte in Europa reagierten am Nachmittag auf Aussagen des EZB-Ratsmitglieds Klaas Knot, der keinen Grund für die Wiederaufnahme von Staatsanleihekäufen sieht, mit deutlich nachgebenden Kursen. Was offenbar der Beruhigung dienen sollte, bewirkte das genaue Gegenteil. Angesichts der Sorge, dass die Mittel aus den EZB-Langfristtendern aufgebraucht sein könnten, kam Druck auf die Märkte. Für diese Vermutung spricht, dass die Kreditinstitute Spaniens sich im März 227,6 Milliarden Euro bei der Europäischen Zentralbank (EZB) geliehen haben. Das war ein Allzeithoch und weist darauf hin, dass die Geldhäuser ihr Pulver aus den Dreijahrestendern der EZB bereits verschossen haben. Damit dürfte auch die Refinanzierung Spaniens schwieriger werden, denn traditionell sind heimische Kreditinstitute die größten Käufer von Schuldtiteln des Landes.

Schlechte Nachrichten gab es auch aus Italien. Die Industrieproduktion ist im Februar gegenüber dem Vorjahr um 6,8 Prozent gefallen - noch mehr als die ohnehin pessimistische Prognose von minus 3,9 Prozent. Der Mailänder Leitindex verlor vor diesem Hintergrund 3,2 Prozent, der Aktienmarkt in Madrid kam sogar mit 3,6 Prozent unter die Räder. Gleichzeitig stieg die Prämie für Versicherungen gegen den Ausfall fünfjähriger spanischer Staatsanleihen.

Die gestiegene Risikoaversion der Investoren wirkte sich dagegen positiv am Anleihenmarkt in den USA aus, in den von den Investoren wieder verstärkt umgeschichtet wurde. So legten die zehnjährigen Treasurys um 17/32 zu und rentieren nur noch mit 1,98 Prozent. Gestützt wurde das Sentiment auch von der schwächer als erwartet ausgefallenen US-Verbraucherstimmung, die sich im März entgegen den Erwartungen eingetrübt hat. Die US-Verbraucherpreise lagen weitgehend im Rahmen der Prognosen.

Der Euro kam unter Druck und notiert nun wieder unter der Marke von 1,31 Dollar. Neben den schwachen Daten aus China drückten hier vor allem die Sorgen um eine mögliche Verschärfung der Schuldenkrise in der Eurozone auf die Stimmung, sagte ein Händler. "Das Sorgenbarometer ist wieder gestiegen". Dies traf auch auf den Ölpreis zu, der zum Wochenausklang wieder den Rückwärtsgang einlegte. Hier belasteten vor allem die schwachen Daten aus China, denn das Land ist der weltweit zweitgrößte Öl-Konsument.

Die guten US-Quartalszahlen konnten keine positive Wirkung Markt entfalten. J.P.Morgan und Wells Fargo haben die Berichtssaison für die US-Banken eingeläutet - und positiv überrascht. Bei J.P.Morgan lag der Gewinn je Aktie mit 1,31 Dollar deutlich über der Prognose von 1,15 Dollar. Auch Wells Fargo hat beim Gewinn mit 0,75 Dollar je Aktie die Prognosen von 0,73 Dollar übertroffen. Unter anderem dem gestiegenen Hypothekengeschäft haben beide Banken dies zu verdanken, hinzu kommt bei J.P.Morgan ein saftiger Gewinn der Tochter Washington Mutual. Die Aktien zeigten sich dennoch mit Abgaben. J.P.Morgan verloren 3,6 Prozent und Wells Fargo fielen um 3,5 Prozent. Beide Titel haben seit Jahresbeginn allerdings bereits ein starkes Plus verzeichnet: J.P.Morgan 35 Prozent und Wells Fargo 24 Prozent.

Wenig euphorisch reagierte der Markt auch auf die an sich positiven Geschäftszahlen von Google. Ein starker Umsatz im ersten Quartal verschaffte dem Konzern einen Gewinnsprung und Ergebnisse über Markterwartung. 2,89 Milliarden US-Dollar Gewinn meldete das Unternehmen, im Jahr zuvor waren es noch 1,8 Milliarden Dollar. Je Aktie betrug der Gewinn 8,75 Dollar, im Vorjahresquartal waren es noch 5,51 Dollar je Anteilsschein. Allerdings gab Konzernlenker Larry Page bekannt, dass der Konzern neue, nicht stimmberechtigte Aktien ausgeben wolle. Möglicherweise stieß dies den Investoren sauer auf, denn damit wird der Wert je Aktie verwässert. Die Aktie gab um 4,1 Prozent nach.

Deutlich besser in der Gunst der Anleger schnitten Coinstar ab, die 7,3 Prozent gewannen. Das Unternehmen, das durch Münzautomaten bekannt geworden ist und das Geschäftsmodell seit den Anfängen konsequent erweitert hat, hob die eigene Prognose für das erste Quartal 2012 an. Die Nachfrage nach der Filmverleihmaschine "Redbox" entwickele sich äußerst positiv, so die Begründung des Unternehmens.

DJG/DJN/ros

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