Alt 20.07.12, 14:14
Standard Rentenreport KW 28: Die Impulse fehlen
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Kein EZB-Gipfel, kein Zinsentscheid, kein neuer Rettungsschirm-Kandidat. Die abgelaufene Handelswoche war eigentlich fast schon langweilig. Für etwas Abwechslung sorgten zu Wochenbeginn eigentlich nur die Euro-Finanzminister sowie ein paar ganz ordentliche Daten aus der deutschen Wirtschaft. Die Leitzinssenkung spielte in der abgelaufenen Handelswoche eigentlich schon gar keine nennenswerte Rolle mehr.

Juncker bleibt vorerst Euro-Gruppenchef

Es muss klar sein, dass hier nicht so schnell über den Tisch gezogen wird. Wolfgang Schäuble versuchte am Montag vor Vertretern der Presse ein offensichtliches Kommunikationsproblem auf EU-Ebene klar zu stellen. Offenbar seien die Vertreter Spaniens und Italiens irrtümlich davon ausgegangen, dass auf dem vergangenen EU-Gipfel der Weg für eine direkte Bankenrekapitalisierung durch den ESM geebnet worden sei, so Schäuble. An den Statuten des ESM werde selbstverständlich nicht gerüttelt, so der deutsche Finanzminister. Während bei der Interpretation dieses Punktes auch mit Abschluss der Verhandlungen keine Einigkeit erzielt werden konnte, gab es auf anderen Ebenen zumindest einige Fortschritte:
1. Bankenhilfe für Spanien: Wie viel Geld tatsächlich nach Madrid überwiesen wird, wurde auch diesmal nicht endgültig geklärt. Die Euro-Mitglieder rechnen unverändert mit 100 Milliarden Euro, welche auch bereits bewilligt wurden. Sollte auf der nächsten Euro-Gruppen-Sitzung am 20. Juli jedoch der rechtlich bindende Vertrag unterzeichnet werden, so könnte Spanien noch bis Ende des Monats bis zu 30 Milliarden Euro erhalten. Zudem will man auch der spanischen Regierung etwas entgegen kommen und hat in Absprache mit Madrid das Defizit-Ziel auf 6,3 Prozent angehoben. Außerdem muss Spanien erst Ende 2014 die Maastrichter Defizit-Kriterien erfüllen. Ein Jahr später, als bislang vereinbart.

2. Personal: Hier bleibt mehr oder weniger alles beim Alten. Jean-Claude Juncker bleibt entgegen seiner Ankündigung vorerst Euro-Gruppenchef - zumindest bis Jahresende. Wer ab 2013 die Euro-Gruppe an-führen soll steht bislang nicht fest. Der neue Rettungsschirm, ESM, bekommt den Chef des alten Ret-tungsmechanismus, EFSF. Der deutsche Klaus Regling wird somit weiterhin über die Gelder aus dem eu-ropäischen Rettungsfonds wachen.

3. Troika-Bericht: So wenig der Lagebericht für Griechenland überraschen konnte, umso überraschender war Mediengerüchten zufolge offenbar die Reaktion der Euro-Gruppe. Während in Griechenland laut Troika unverändert kaum Reform-Fortschritte zu verzeichnen sind, denken einige Euro-Vertreter offenbar darüber nach, Athen vielleicht doch etwas mehr Zeit einzuräumen.

Deutsche Exportwirtschaft brummt

Deutsche Unternehmen konnten im Mai 3,9 Prozent mehr Waren im Ausland absetzen als im Vormonat, wie das statistische Bundesamt am Montag bekannt gab. Den Einbruch im europäischen Binnenhandel von immerhin 2,3 Prozent, konnten die satten Zuwächse außerhalb der EU von 3,4 Prozent wettmachen. Insgesamt führten deutsche Unternehmen Waren im Gegenwert von 92,5 Milliarden Euro aus.

Italien sagt Anleiheauktion ab

Für Erstaunen sorgte Italien in dieser Woche mit der Absage einer für 14. Augst geplanten Anleihenauktion. Laut dem Finanzministerium in Rom seien die Steuereinnahmen bisher unerwartet hoch ausgefallen, weshalb man kurzfristig keine weiteren Schulden aufnehmen müsse. Wie die Absage der Auktion mit den Aussagen Mario Montis zusammenpasst, der tags zuvor nicht ausschloss, dass Italien mittelfristig unter den Rettungsschirm schlüpfen werde, ist dagegen doch etwas fraglich.

Bund-Future legt weiter zu

In einer vergleichsweise impulsarmen Handelswoche konnte das deutsche Anleihenbarometer weiter zulegen und marschiert wieder in Richtung alter Höchststände.

Anlegertrends

ANLEGER GEHEN FREMD - Nachfrage nach Fremdwährungsanleihen ungebrochen

Die Verunsicherung der Anleger durch die ungelöste Schuldenkrise zeigt sich weiterhin im Anleihenhandel der Börse Stuttgart: Die Umsätze mit Fremdwährungsanleihen sind in den vergangenen Monaten stark gestiegen. Ganz oben auf der Liste stehen Anleihen, die in norwegischen Kronen (NOK) notiert sind. Allein im Juni handelten Anleger an der Börse Stuttgart norwegische Schuldverschreibungen mit einem Volumen von über 195 Millionen NOK - das sind umgerechnet etwa 26 Millionen Euro. Zum Vergleich: Im Vormonat wurden norwegische Anleihen im Wert von 72,76 Millionen NOK (rund 10 Millionen Euro) gehandelt.

Die Umsätze mit Bonds aus dem Nachbarland Schweden stiegen im Juni ebenfalls stark an: Lag der Umsatz mit schwedischen Staatsanleihen im Mai noch bei 12,33 Millionen schwedischen Kronen (SEK) oder umgerechnet rund 1,5 Millionen Euro, waren es im Juni bereits 26,25 Millionen SEK (rund 3 Millionen Euro). Auch wenn sie erst vor wenigen Monaten in den Handel eingeführt wurden, sind skandinavische Fremdwährungsanleihen inzwischen regelmäßig unter den Umsatzspitzenreitern an der Börse Stuttgart zu finden. Und mehr noch: Neben skandinavischen Währungen stehen auch ozeanische Währungen - insbesondere australische und neuseeländische Staatsanleihen - im Fokus der Investoren.

Nachdem in der jüngeren Vergangenheit deutsche Traditionsunternehmen wie Volkswagen, Siemens oder zuletzt die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) Schuldverschreibungen in Renminbi auflegten, werden zunehmend auch Privatanleger auf die chinesische Leitwährung als Alternative aufmerksam. Da der Renminbi in den Augen zahlreicher Analysten gegenüber dem Euro als deutlich unterbewertet gilt, spekulieren viele Investoren bewusst auf eventuelle Währungsgewinne.

Bondm-News

Royalbeach Spiel- & Sportartikel Vertriebs GmbH

Das Unternehmen legte den testierten Konzernjah-resabschluss 2011 vor. Der Konzernumsatz im Jahr 2011 ist um 1,30 Prozent auf 65,257 Mio. Euro und das operative Ergebnis (EBIT) um 28,0 Prozent auf 3,905 Mio. Euro gestiegen. Der Jahresüberschuss nach Steuern für das letzte Geschäftsjahr beträgt 1,166 Mio. Euro. Um weiteres Wachstum mit zusätzlichem Eigenkapital zu unterlegen wird Royalbeach die Gewinne aus 2011 vollständig im Unternehmen belassen.

Im ersten Quartal 2012 konnte der Umsatz gegenüber dem Vorjahreszeitraum um ca. 10 Prozent gesteigert werden. Mit der erfolgreichen USA-Expansion und dem Einstieg in den LED-Markt erwartet Royalbeach für das Jahr 2012 erneut ein Umsatz- und Gewinnwachstum.

Dürr AG

Der Fokus in der Flugzeugindustrie liegt weiterhin in einer stetigen Verbesserung der Effektivität im Triebwerkssektor. Der Treibstoffverbrauch lässt sich durch effiziente Antreibe wirkungsvoll reduzieren. Die passenden Montage- und Auswuchtanlagen des Dürr-Konzerns werden sowohl im Bau als auch in der Wartung von Triebwerken verwendet. Für den Triebwerkssektor erwartet die Dürr AG nach mehreren Aufträgen im ersten Halbjahr für 2012 einen Umsatzanstieg auf über 20 Mio. Euro.

Air Berlin PLC

Von Januar bis Juni beförderte Deutschlands zweitgrößte Fluggesellschaft insgesamt 15.557.228 Fluggäste. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum entspricht dies -5,30 Prozent. Die Auslastung konnte das Unternehmen im ersten Halbjahr 2012 von 75,30 Prozent auf 77,20 Prozent steigern.

DIE BÖRSE SEHNT SICH NACH GUTEN NACHRICHTEN

Die Anleger sind krisenmüde und zermürbt von der Langsamkeit der europäischen Politik, deren Takt so viel langsamer schlägt, als der Puls der Realwirtschaft und Finanzwelt. Kein Wunder, dass die Aktien- und Anleihemärkte jede Gelegenheit wahrnehmen, um eine Rallyephase einzulegen, sobald sich die Nachrichtenlage sowohl auf politischer als auch auf realwirtschaftliche Ebene zum Besseren wendet.

Die Politik hat aktuell wieder vorgelegt. Im zweiten Quartal wurden alle Hindernisse mehr oder weniger erfolgreich umschifft. Sei es das Irland Referendum, die zweite Griechenlandwahl oder die Restrukturierungshilfen für die spanischen Banken - immer blieben die befürchteten Worst-Case-Szenarien aus.

Umso spannender ist daher im Juli, was die Realwirtschaft anzubieten hat. Seit Montag läuft die Berichtssaison in den USA und die ersten Quartalsberichte legen die Perspektive nahe, dass die im Vorfeld reduzierten Erwartungen überwiegend bedient werden, also auch hier das von einigen befürchtete Worst-Case-Szenario mit hoher Wahrscheinlichkeit ausbleiben wird.

Wie positioniert man sich in diesem schwierigen Umfeld? Die realistische Erwartung für das 2. Halbjahr ist, dass sich die globale Konjunktur abkühlen und Europa weiter unter der Eurokrise leiden wird. In einem solchen Szenario sind Unternehmensanleihen aus dem deutschsprachigen Raum geradezu prädestiniert, denn die starke Fokussierung auf den Export von hochwertigen Investitions- und Luxusgütern führt dazu, dass der deutschsprachige Raum in der Regel erst sehr spät im Zyklus von einer globalen Konjunkturabkühlung getroffen wird. Darüber hinaus zählt die Region als sicherer Hafen vor der Eurokrise, was zu einem erheblichen Nachfrageüberhang nach Wertpapieren geführt hat.

Umso erfreulich ist daher, dass Anfang Juli gleich zwei neue attraktive Unternehmensanleihen aus dem deutschsprachigen Raum platziert wurden. So emittierte der österreichische Andritz Konzern eine siebenjährige Anleihe (WKN A1G6VP) mit einem festen Kupon von 3,875% p. a. Die Höhe des Kupons entspricht durchaus der Qualität der Bilanz und der G&V von Andritz, deren wichtigste Geschäftsfelder die Bereiche Wasserkraftwerke und Maschinen für die Papier- und Zellstoffindustrie umfassen. Ge-schäftsfelder, die sich in den vergangenen Jahren als sehr robust und krisensicher erwiesen haben.

Eine zweite attraktive Unternehmensanleihe kommt von Schaeffler. Die Finanztochter Schaeffler Finance BV hatte bereits im Februar zwei Euro- und zwei Dollar-Anleihen erfolgreich emittiert. Diese waren jedoch mit hohen Mindestordergrößen ausgestattet. Anfang Juli legte Schaeffler Finance dann jedoch nach und emittierte eine normale fünfjährige Anleihe (WKN A1G6WT) mit einem festen Kupon von 6,75% p. a., die obendrein vorrangig und besichert ist.

Für diesen hohen Zins muss der Investor jedoch auch deutlich stärker ins Risiko gehen als bei Andritz. Moodys und S&P gewähren Ratings von B1 und B. Die Anleihe bewegt sich also tief im Non-Investmentgrad Bereich. Die schwachen Ratings resultieren im Wesentlichen aus der hohen Verschuldung der Schaeffler Bilanz, die seinerzeit durch die kreditfinanzierte Übernahme von Continental entstand. Ein Risiko, das im Hinblick auf die 5-jährige Laufzeit nicht zu unterschätzen, aber handhabbar erscheint.

Börse Stuttgart TV

BANKENREGULIERUNG: DIE KONSEQUENZEN FÜR DEN KAPITALMARKT

Als Folge der Finanzkrise im Zuge der Lehman-Pleite will die Politik die Konsequenzen ziehen: Finanzinstitute sollen stärker reguliert werden, Eigenkapitalrichtlinien und stärkere Kontrolle sollen eine Wiederholung der Ereignisse unbedingt verhindern. Welche Konsequenzen ergeben sich aus der Regulierung? Was hat der Anleger, der Verbraucher zu fürchten? Das Börse Stuttgart Anleihenforum zum Thema.

https://www.boerse-stuttgart.de/de/...v.html?vid=7552

HOHE STEUEREINNAHMEN: ITALIEN VERZICHTET AUF ANLEIHEAUKTION

Eine unerwartete Nachricht kommt aus Rom. Aufgrund hoher Steuereinnahmen will das Land weniger Staatsanleihen emittieren und sagte eine für 14. August geplante Auktion ab. Wie kann das sein? Schließlich schloss Mario Monti zuletzt nicht aus, mittelfristig Hilfe in Anspruch zu nehmen. Der Blick auf den Rentenmarkt mit Rolf Kazmaier, SVA Vermögensverwaltung, bei Börse Stuttgart TV.

https://www.boerse-stuttgart.de/de/...v.html?vid=7551

Neueinführungen an der Börse Stuttgart

Volkswagen mit zwei Neuemissionen

Dem aktuellen Fremdwährungstrend folgend emittierte die Volkswagen AG in dieser Woche eine Anleihe notiert in schwedischen Kronen (SEK) mit drei Jahren Laufzeit (WKN: A1G7DY) sowie eine Schuldverschreibung mit Fälligkeit im Oktober 2016, die zu einer Mindeststückelung von 2.000 US-Dollar nominal erworben werden kann US-Dollar (WKN: A1G6YV). Während die Anleihe in US-Dollar einen Kupon von 1,875 Prozent verspricht, liegt dieser beim schwedischen Pendant mit 3,75 Prozent etwas höher.

Den Abschluss dieser Woche bildet eine Schuldverschreibung der GDF Suez mit Laufzeit bis Oktober 2016 (WKN: A1G7D4). Die Anleihe verfügt über eine Mindeststückelung von 1.000 Euro nominal sowie einen festen Kupon von 1,875 Prozent.

Quelle: boerse-stuttgart AG
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